Sci-Fi-Thriller

Leonardo DiCaprio als Traumfänger: “Inception”

Kino
28.07.2010 16:04
Leonardo DiCaprio als Traumfänger: In dem hochkarätig besetzten Thriller "Inception" geht es um Spionage der besonderen Art. Wer die Träume von Menschen zu filtern weiß oder den Verstand gar via künstlich fabrizierter Traumwelten manipuliert, sitzt an der Quelle allen Wissens. Mit Ellen Page, Marion Cotillard, Michael Caine, Cilian Murphy und Ken Watanabe. Regie: "Dark Knight"- und "Memento"-Genie Christopher Nolan, der den obskuren Science-Fiction-Thriller an dem Filmzitat festmacht: "Ein Traum fühlt sich real an, solange wir drin sind."

Der Traum ist der Rivale deiner Realität. Er ist Mitteilung aus dem Unterbewusstsein, dort, wo Verstand, Illusion und Erinnerung an den Schnittstellen unserer Gedankenströme ruhen. Traumbilder kapseln sich vom Lärm unserer Welt ab, nehmen Gestalt an - sehenden Auges oder aber in den Weiten des Schlafes. Und immer sind sie Spielwiese für vage Ideen oder aber Hort sehr präzisen Wissens. Kostbaren Wissens. Kostbar für uns selbst - und für andere.

Der Traum ist intimer Schöpfungsakt und kompromissloser Beistand des dösenden Geistes, und niemand vermag sich an ihm zu vergreifen. Oder doch? Was, wenn er nicht fliehender Deserteur im Dunkel der Nacht, sondern manipulierte Wirklichkeit ist? Genau darum geht es in Christopher Nolans ("Batman Begins", "The Dark Knight", "Prestige") fantastisch-verschachteltem Sci-Fi-Thriller "Inception", in dem Leonardo DiCaprio eine Art Traumfänger spielt. Was also, wenn jemand unsere Träume regelrecht durchforsten könnte, Spuren von Wissenswertem extrahieren könnte, unsere geheimste Gedankenwelt wie eine böse Zecke melken könnte? Eine grauenhafte Vision, die in Nolans neuestem Regie-Geniestreich verstörend Gestalt annimmt.

Leo schleust sich in Köpfe ein
Leonardo DiCaprio (zuletzt glänzend in "Shutter Island") spielt Dom Cobb, einen Meister in der Kunst der Ideen-Extraktion. Er hat sich den Ruf eines Experten erworben und ist auf dem schwarzen Markt bekannt als jemand, der sich in den Kopf von Menschen einschleusen und Informationen stehlen kann. Ein Mann, der weiß, dass sich im Zustand des Traumes die wertvollsten Geheimnisse der jeweiligen Person wie auf einem Präsentierteller ungeschützt darbieten.

Doch Cobbs außergewöhnliche Fähigkeiten haben ihn in völlige Isolation gezwungen. Er muss Amerika fernbleiben, darf seine Kinder nicht sehen. Eine Seelenpein, der zu entfliehen er alles tun würde - nur um zu seinen Lieben heimzukehren! Und dann ist da die mysteriöse Femme fatale Mal (gespielt von Marion Cotillard, die mit "La vie en rose" zu Oscar-Ehren kam), die Frau, die Cobb liebt.

Ken Watanabe als mysteriöser Unternehmer Saito
In einem letzten Auftrag, der ihm endlich persönliche Freiheit garantieren soll, soll er sich noch einmal als Magier seines Fachs beweisen, jedoch im umgekehrten Sinn: Statt den perfekten "Traumdiebstahl" zu begehen, sollen Cobb und sein Spezialisten-Team einer ganz bestimmten Person eine Idee einpflanzen - Industriespionage mit Hilfe eines Traumaustausches! Sein Auftraggeber ist der mächtige japanische Unternehmer Saito, dem Ken Watanabe eine mysteriöse Aura verleiht. Er hatte bereits in "Batman Begins" mit Regisseur Nolan zusammengearbeitet.

In weiteren Rollen überzeugen Ellen Page als junge Architektin traumgleicher Kulissen, Dileep Rao als Apotheker für nicht (!) rezeptierte Drogen-Cocktails, Michael Caine als Cobbs Schwiegervater und Professor für Traumrelevanz so wie Tom Hardy als ausgefuchster Identidätenfälscher und Joseph Gordon-Levitt als Cobbs sinistre rechte Hand.

Die Dreharbeiten wurden auf vier Kontinente aufgefächert: pittoresk das Gassengewirr im marokkanischen Tanger, frostig die Schneemobilhatz in dünner Luft im kanadischen Calgary. Die Metropolen Tokio, Paris und Los Angeles werden zu  Schauplätzen wahnwitziger Action-Szenen und perfekter Manipulation. In einem ehemaligen riesigen Hangar im englischen Cardington kamen zudem um volle 360° rotierende Sets zum Einsatz, die die Schwerkraft - wie schon im Film "Matrix" - außer Kraft setzen. Ein visueller Schachzug des Filmemachers, der so die Sogwirkung von "Inception" verstärkt, reißt er doch auch uns, den Zuschauern, den sicheren Boden unter den Füßen weg.

DiCaprio: "Schauspielerei ist Manipulation"
Leonardo DiCaprio: "Schauspielerei ist doch auch das Erschaffen künstlicher Wirklichkeiten, also somit eine sehr subtile Form der Manipulation, denn wir entlocken dem Publikum Emotionen - unter Vorspiegelung 'gefälschter Tatsachen'. Wenn es uns dabei gelingt, Träume und Ideen in die Köpfe der Kinobesucher zu pflanzen, dann war der Film ja zu etwas gut!" Die Französin Marion Cotillard hat da ihren eigenen Zugang: "Träume und ihre Deutung haben mich schon immer sehr beschäftigt. Ich führe ein 'Traumbuch', versuche am Morgen beim Aufwachen Bruchstücke meiner nächtlichen Reisen  festzuhalten. Es ist wirklich spannend! Meine Notizen werden aber von einem Nummernschloss gesichert, dessen Kombination ich ständig ändere. Träume sind die Fußspuren auf unserem Seelenstrand."

von Christina Krisch, Kronen Zeitung

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