Missbrauch in Kirche
Bericht: Deutscher Bischof versuchte Fall zu vertuschen
"Eine solche Aufklärung hätte zudem (...) nur noch den Sinn eines Racheaktes gegenüber einem alten und kranken Mann. (...) Eine solche nachträgliche Rache nützte niemandem und würde einen Menschen ohne Not in den Ruin oder gar Tod treiben", schrieb Zollitsch dem Bericht zufolge. Ein Gemeindepfarrer hatte in Oberharmersbach mehr als 20 Jahre lang Kinder und Jugendliche missbraucht.
Das Erzbistum Freiburg betonte am Sonntag in einer Mitteilung, niemand habe in Oberharmersbach etwas vertuschen wollen. "Die damals Verantwortlichen haben versucht, den Schaden zu begrenzen und sexuellen Missbrauch zu verhindern", hieß es in der Mitteilung.
Zollitsch: "Hätten konsequenter vorgehen müssen"
In einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" bezeichnete Zollitsch es als Fehler, damals die Staatsanwaltschaft nicht eingeschaltet zu haben. "Mit dem Blick von heute ist mir klar: Wir hätten konsequenter vorgehen und mit größerem Nachdruck nach weiteren Opfern suchen und suchen lassen müssen", sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz.
Der Gedanke, von einer Einschaltung der Staatsanwaltschaft auch zum Schutz der Opfer abzusehen, sei falsch gewesen. "Wir glaubten zu dieser Zeit, dies sei die beste Entscheidung, die auch zur Heilung der Wunden und zur Versöhnung in Oberharmersbach beitragen kann. Heute wissen wir es besser. Wir haben dazugelernt." Damals sei auch das unglaubliche Ausmaß des Missbrauchs nicht bekannt gewesen. Man habe den Pfarrer, einen gebrochenen, suizidgefährdeten Mann, nicht in den Tod treiben wollen. "Und wir waren davon überzeugt, dass wir mit einer Anzeige große Unruhe in die Gemeinde Oberharmersbach tragen würden - bis hin zur Entzweiung von Familien."
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