Problemfeld Zweitmarkt

Viagogo: Dreckiges Geschäft mit reinem Papier

Musik
21.12.2019 06:00

Das Lieblingskonzert oder Pokalfinale ist restlos ausverkauft, es wird gegoogelt. Auf der Plattform Viagogo findet man noch Tickets, allerdings schwer überteuert. Damit beginnt die unerwünschte Reise in den Mahlstrom des Ticket-Schwarzmarkts. Ein florierendes Geschäft, das den Endverbraucher für unzählige Probleme stellt.

(Bild: kmm)

Die Statistiken lügen nicht - Gutscheine und Eventtickets sind längst Pflichtprogramm unterm Weihnachtsbaum. Doch damit man ein solches Geschenk auch richtig genießen kann, muss achtgegeben werden. Zuletzt passierte es bei der „Helene Fischer Show“ in Düsseldorf. Aufgrund der zunehmenden Zahl an Ticketbetrügereien hat Veranstalter Semmel Concert die Tickets personalisiert, um den Verkauf über den sogenannten „Zweitmarkt“ zu verhindern. Auf diese Maßnahme griffen zuletzt auch Topstars wie Die Ärzte, Rammstein oder Ed Sheeran zurück. Doch auch dieses Mal gelangten Karten auf die umstrittene Plattform Viagogo. Völlig überteuert bezahlten Fans mehr als 300 Euro für eine Karte - die sich im Endeffekt als ungültig herausstellte.

Horrende Preise
Der Online-Ticketvermittler sorgt regelmäßig für großen Ärger. So hat etwa die Tirolerin Anna T. (die „Krone“ berichtete) für das Wien-Konzert von Mumford & Sons 2019 für zwei Karten 898 Euro bezahlt. Der horrende Preis wurde erst nach Abschluss des Bestellvorgangs angezeigt, die Kreditkarte belastet. Daraufhin klagte Caroline Waldhart von der Kanzlei Webhofer wegen Wucher und Irreführung. Viagogo selbst deklariert sich als Plattform, die Drittanbieter und Käufer zusammenführen und keine Ticketpreise selbst festlegen würde.

Bereits erfolgreich geklagt hat der Verein für Konsumenteninformation (VKI). Das Handelsgericht Wien erklärt Ende Oktober 42 Klauseln des Schweizer Ticketverkäufers für unzulässig. Unter anderem jene, die eine Rückerstattung des Ticketpreises ausschloss, wenn es nicht angeliefert werden konnte. „Wir haben laufend Beschwerden zu überhöhten Tickets, intransparenten Preisen oder Tickets, die personalisiert sind, weiterverkauft werden und dann vom Veranstalter der Einlass den neuen Käufern verweigert wird“, erklärte Emanuela Prock von der Abteilung Konsumentenschutz der AK Wien auf Ö1.

Juristischer Erfolg
Einen juristischen Etappensieg gegen Viagogo feierte Anfang des Jahres der Linzer Anwalt Johannes Hintermayr. Durch das - noch nicht rechtskräftige - Urteil muss die Plattform künftig die Verkäufer offenlegen, die dadurch auch klagbar werden. Das gäbe hierzulande Geschädigten die Möglichkeit, klagen zu können, um Geld zurückverlangen zu können. Das Hauptproblem: Viagogo und ähnliche Firmen sehen auf den ersten Blick wie offizielle Online-Verkaufsstellen aus, sind sie aber nicht. Die sicherste Möglichkeit für Schutz? Eventtickets nur auf von Veranstaltern angegebenen, offiziellen Plattformen zu kaufen.

Was ist Viagogo?
Viagogo ist eine in London gegründete und in Genf ansässige Ticketbörse und Wiederverkaufsfirma. Die Plattform wurde 2006 von Eric Baker gegründet, der auch Mitbesitzer des ähnlichen US-Dienstes StubHub ist. Viagogo stellt nur die Plattform für die Transaktion bereit - bestimmt aber nicht den Preis der jeweiligen Tickets. Der Kaufvertrag kommt immer zwischen Verkäufer und Käufer zustande. Viagogo selbst verdient an einer Service-Gebühr, die sowohl Käufer als auch Verkäufer entrichten.

Derzeit ist das Unternehmen gerade dabei, das zu eBay gehörende StubHub für gut vier Milliarden Dollar zu kaufen. Der Deal soll im Frühjahr 2020 fix über die Bühne gehen. Die britische Wettbewerbsbehörde hat unlängst eine Untersuchung der Übernahme eingeleitet, um die Frage zu klären, ob es dann zu einer Monopolstellung des Unternehmens auf dem Ticketzweitmarkt kommen würde.

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