Seilbahn-Wirtschaft

Trotz Klimawandel: Skifahren hat Zukunft

Kärnten
14.12.2019 14:57

Eine Viertelmilliarde Euro wurde in Kärnten in den letzten zehn Jahren in die Skigebiete investiert, die zum Motor des Tourismus geworden sind. Die Seilbahnen wollen künftig auf Energieeffizienz, Nachhaltigkeit und eine öffentliche Anreise setzen.

Die Farbe Weiß macht Klaus Herzog, den Sprecher der Kärntner Seilbahnen, überglücklich: „Der Winter findet statt!“ Nachsatz: „Obwohl wir die klimatischen Veränderungen merken. Im Oktober war noch Spätsommer und im November brachte uns ein Tief nach dem anderen massig Neuschnee.“

Für Herzog aber ein Signal, dass der Wintersport bei uns auch in den kommenden Jahrzehnten noch gesichert ist - auch wenn generell mit weniger Naturschnee gerechnet wird: „Kärntens Skigebiete haben in den vergangenen Jahren massiv in eine fast flächendeckende Beschneiungsinfrastruktur investiert.“

Alleine heuer sind es wieder stolze 28 Millionen Euro gewesen.

Herzog: „Die Skigebiete agieren auch immer nachhaltiger und versuchen, immer mehr die Ressourcen zu schonen. Früher kaufte man die leistungsstärksten Schneekanonen, heute die energieeffizientesten. Betrieben werden unsere Anlagen zu 90 Prozent mit Ökostrom und wir halten am Reinheitsgebot in der ganzen Branche fest. Der Maschinenschnee, der in den heimischen Skigebieten produziert wird, besteht nur aus Wasser, Luft und sonst nichts.“

Ein weiteres großes Anliegen der Kärntner Seilbahnen ist die klimafreundliche Anreise: „Wenn wir den öffentlichen Verkehr besser vernetzen, dann würden weniger Urlauber und Skifahrer individuell anreisen müssen, was gut für den Klimaschutz und unsere Natur wäre. Im Oberen Gailtal hat man es hingegen leider verabsäumt und die Bahnlinie eingestellt, anstatt wie in Südtirol einen Bahnhof in Tröpolach, direkt in der Nähe der Nassfeld Talstation, zu errichten.“

Um die Wettbewerbsfähigkeit der Kärntner Skigebiete alleine innerhalb Österreichs zu erhalten, braucht es jedoch 150 bis 200 Millionen Euro. „Vor 30 Jahren hat die Politik die Wichtigkeit der Seilbahnen erkannt und mit dem Wintererschließungskonzept eine Initiative geschaffen, von der wir in den vergangenen Jahren profitiert haben. Heute finden die Skifahrer in anderen Skigebieten in Österreich mehr technischen Firlefanz, den wir einfach nicht mehr bieten können. Alleine am Nassfeld müssten wir die Gartnerkofel-, Trögl- und Sonnleitn-Bahn in Richtung Komfort und Service modernisieren.“ Die Kärntner Seilbahnen wünschen sich daher eine starke Unterstützung durch die Landespolitik.

Denn für Herzog sind die Seilbahnen nicht nur der kräftige Motor des Tourismus in Kärnten, sondern sorgen auch für die Wertschöpfung im Land und sichern dadurch Arbeitsplätze vor allem in den ländlichen Regionen, wo der Tourismus die einzige Einkommensmöglichkeit ist. „Im Tiroler Landeck zeigte eine Studie, dass, wenn es keinen Skitourismus mehr gäbe, zwei Drittel der Arbeitsplätze sowie drei Viertel der Wertschöpfung im Tal verloren gingen“, so Herzog.

Alleine in Kärnten beschäftigen die Skigebiete immerhin 1100 Mitarbeiter, sowie weitere 5500 entlang der gesamten Wertschöpfungskette.

„Wir müssen uns in Kärnten endlich vom Gedanken befreien, dass es uns finanziell so schlecht geht. Wir dürfen uns nicht mehr zu Tode sparen, sondern müssen uns Innovationen zutrauen, die in den vergangenen Jahren aufgeschoben wurden“, sagt Herzog: „Denn die Konkurrenz schläft nicht!“

Eine Unterstützung erwartet sich der Liftbetreiber deshalb auch von der heimischen Industrie: „Wir sind ein wichtiger Teil des Standortes Kärnten, denn die Mitarbeiter von internationalen Unternehmen, wie der Infineon, sitzen in ihrer Freizeit nicht in ihren Wohnungen herum, sondern wollen in unserer Natur etwas erleben können. Außerdem wäre es wichtig, das Budget der Kärnten Werbung kräftig zu erhöhen, denn im Vergleich zu Tirol und Salzburg ist es verschwindend gering.“ Skigebiete lenken Tourismus

in geordnete Bahnen Herzog ist überzeugt, dass gerade in der Zukunft die Skigebiete für den Tourismus und das Zusammenleben im Land immer notwendiger werden - nicht nur im Winter. Herzog: „Die Skigebiete mit ihrer Sommer- und Winterinfrastruktur sind wichtig für eine flächendeckende Besucherlenkung. Dadurch schützen Skigebiete, die für den Tourismus und die Unterhaltung der Gäste gemacht wurden, auch die angrenzenden Naturräume und entlasten damit auch viele Grundeigentümer, wenn wir die Tourismusströme zu uns in geordnete Bahnen lenken. Dennoch bin ich überzeugt, dass wir in Kärnten von ,Overtourism‘ noch weit entfernt sind und noch genug Luft nach oben haben.“ Herzog fordert außerdem einen Sitz im Aufsichtsrat der Kärnten Werbung für die Seilbahnwirtschaft: „Wir sind schon fast Ganzjahresbetriebe und würden unser Wissen gerne weitergeben, denn wenn es den Seilbahn-Betreibern im Land gut geht, dann geht es auch den Menschen gut.“

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