Doping schuld?

37 tote Pferde auf Stronach-Rennbahn seit 2018

Ausland
03.11.2019 17:01

Eine erschütternde Serie von tödlichen Verletzungen auf der berühmten Santa-Anita-Rennbahn in Kalifornien lässt derzeit nicht nur Pferdefreunde aufhorchen. Am Samstagabend musste der Wallach „Mongolian Groom“ eingeschläfert werden, nachdem er sich im mit sechs Millionen Dollar dotierten Breeders-Cup-Classic-Rennen eine Verletzung am Hinterbein zugezogen hatte. Damit kamen seit Dezember des Vorjahres 37 Pferde auf der Santa-Anita-Bahn, die im Besitz der Stronach-Group steht, zu Tode - entweder im Rennen oder bei Trainingsunfällen. Über die Ursachen rätseln allerdings selbst Experten.

Noch bis zur letzten Viertelmeile hatte es so ausgesehen, als könnte „Mongolian Groom“ das Ergebnis des Rennens mitbestimmen. Der vierjährige Wallach war vom Start weg an der Spitze mitgaloppiert. Doch dann, kurz vor dem Zieleinlauf, bremste Jockey Abdel Cedillo sein Pferd hab. Videoaufnahmen des Rennens zeigen, wie „Mongolian Groom“ strauchelt, sein linkes Hinterbein scheint verletzt. Kurze Zeit später berichten Insider in Online-Foren, der Wallach habe sich das Bein gebrochen - bei Pferden zumeist ein Todesurteil.

37 Pferde starben in Santa Anita
Den Sieg holte sich am Ende „Vino Rosso“ mit Jockey Irad Ortiz - doch angesichts der Serie von Todesfällen auf der Santa-Anita-Rennbahn war das einmal mehr Nebensache. Seit Dezember 2018 starben 37 Rennpferde auf der berühmten Bahn, entweder beim Training oder sogar während des Rennens selbst. Die Besitzer der Anlage, die Stronach-Group unter dem Vorsitz von Belinda Stronach, der Tochter des austro-kanadischen Multimilliardärs Frank Stronach, bemühten sich um Aufklärung.

Die Bahn wurde wochenlang gesperrt, intensive Untersuchungen des Bodens - in der Fachsprache Geläuf genannt - brachten keine Ergebnisse. Pferdeexperten hatten den Kurs diese Woche als den sichersten der Vereinigten Staaten beschrieben.

Doping - die dunkle Seite des Rennsports
Andere vermuten eine ganz andere Ursache der Todesserie. Der US-Rennsport hat seit Langem ein Doping- und Medikationsproblem. Es geht um viel Geld, den Tieren wird oft wenig Regenerationszeit gegönnt, auch nach Verletzungen. In Santa Anita gibt es mittlerweile engmaschige Kontrollen, doch ganz vom Tisch sei das Problem nicht, wie Rennbahn-Tierarzt Rick Arthur gegenüber dem US-Magazin „Town and Country“ sagt: „Die Trainer sagen Ihnen, der Boden ist schuld, stimmt‘s? Damit schieben sie die Verantwortung von sich. Das Problem am Rennsport ist in Wahrheit, dass alle nur eines wollen. Und dann werden Medikamente eingesetzt.“ Die meisten tödlichen Verletzungen der Pferde seien Ermüdungs- und Überlastungsbrüche.

Tierschützer fordern Abschaffung
Obwohl so viele Tierärzte wie nie zuvor auf der Anlage waren und der Breeders‘ Cup weltweit von Pferdesport-Freunden verfolgt wird, konnte auch auf großer Bühne der nächste Todesfall nicht verhindert werden. Der Rennsport gerät immer tiefer ins Kreuzfeuer der Kritik, Tierschutz-Aktivisten fordern die Abschaffung.

Ein boomender Wirtschaftszweig
Doch neben der emotionalen Komponente ist der Pferdesport auch ein boomender Wirtschaftszweig. Alleine in Kalifornien hängen 77.000 Arbeistplätze mit Pferderennen zusammen, und auch das Wettgeschäft bringt hohe Summen ein. Mehr als 61.000 Besucher verfolgten den Breeders Cup auf den Santa-Anita-Tribünen. Und läuft es gut, so winken den Besitzern und Trainern hohe Preisgelder. Wo das Pferd als Lebewesen seinen Platz in diesem Milliardengeschäft hat, ist allerdings machmal fraglich.

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