Luxusgerät im Test

Wie gut ist das neue iPhone 11 Pro für 1320 Euro?

Digital
23.09.2019 15:29

Gut zwei Wochen nach der großen Präsentation im futuristischen Apple-Hauptquartier im kalifornischen Cupertino ist das iPhone 11 auch schon bei uns im Handel. Drei Versionen gibt es: das zumindest 800 Euro teure iPhone 11 mit Doppelkamera und IPS-Bildschirm, das Pro-Modell ab 1150 Euro und das größere Pro-Max-Modell ab 1250 Euro. Die Pro-Versionen bieten OLED-Displays und eine Dreifachkamera. Wir haben die kompaktere Version, die uns leihweise vom Mobilfunker A1 zur Verfügung gestellt wurde, getestet.

Das iPhone 11 Pro - wir haben die 256-Gigabyte-Version für 1320 Euro getestet - kommt mit 5,8 Zoll Diagonale und ist damit für heutige Verhältnisse angenehm handlich. Das OLED-Display löst mit 2436 mal 1125 Pixeln auf und kann HDR, ja sogar Dolby Vision. Im Test erwies es sich als angenehm hell und farbstark, ließ sich seitlich gut ablesen und war reaktionsfreudig. Auch an Schärfe und Schwarzdarstellung gibt es nichts zu mäkeln. Hier hat Apple in Summe ein exquisites Display verbaut. Nur die breite Einkerbung für die Frontkamera ist nicht gar so schön, das löst manch Rivale subtiler.

Beim größeren iPhone 11 Pro Max ist der Bildschirm von gleicher Bauart, nur mit 6,5 Zoll Diagonale und 2688 mal 1242 Pixeln Auflösung. Das Einsteiger-iPhone 11 löst auf 6,1 Zoll Diagonale mit 1792 mal 828 Pixeln auf - das sollte etwas unschärfer ausfallen und wegen LCD- statt OLED-Technologie nicht ganz so kontrast- und farbstark sein. OLED ist üblicherweise auch sparsamer beim Stromverbrauch, hat also durchaus seine Vorteile.

Mehr als genug Rechenpower dank A13-Chip
Der Prozessor ist in allen drei neuen iPhones ident: der neue Apple A13 Bionic, ein 64-Bit-Chip, von dem Apple nicht allzu viele Daten verrät. Inoffiziellen Angaben vom Smartphone-Portal „GSM Arena“ zufolge handelt es sich aber um einen Sechskern-Chip mit zwei starken 2,65- und vier sparsameren 1,8-Gigahertz-Rechenkernen und einem Grafikmodul mit vier Rechenkernen. In der Praxis bedeutet das mehr als genug Rechenkraft für den Alltag. Dass in den neuen iPhones nur vier Gigabyte RAM verbaut wurden, während die Rivalen teilweise schon zwölf auffahren, hat sich im Test nicht negativ bemerkbar gemacht, Multi-Tasking klappte reibungslos.

Logischerweise ist man mit dem aktuell stärksten Mobil-Chip im Apple-Universum auch für jegliche Form von Smartphone-Spielen gerüstet, was in Anbetracht des Starts des Spiele-Abos Apple Arcade mit einem wachsenden Katalog mehr oder minder kurzweiliger Smartphone-Spiele für fünf Euro im Monat für manch einen ein Argument sein könnte. Überhaupt setzt Apple mit dem Start seiner neuen iPhones stark auf Abos. Mit Apple TV+ kommt auch ein Streaming-Dienst, ebenfalls für einen Fünfer im Monat, bespielt mit einigen eigens produzierten Serien.

Bei Apple kriegt man alles aus einer Hand
Die Strategie: Alles aus einer Hand zur maximalen Kundenbindung. Da spielt auch das Betriebssystem eine Rolle. iOS 13 ist technisch auf der Höhe der Zeit, hübsch gestaltet, responsiv und mit einem gut gefüllten App Store ausgestattet. In die Bedienung muss man sich eingewöhnen: Weil das iPhone 11 keinen Home-Button wie frühere iPhones mehr hat, wird mehr mit Gesten gearbeitet. Buttons sind tendenziell eher oben platziert, während die Android-Konkurrenz sie oft unten anbietet.

Es ist eine Gewöhnungs- und Geschmackssache, welches Betriebssystem man bevorzugt. Erzrivale Android kann bei Funktionsumfang, Apps und Bedienung sicherlich mithalten, ist dort und da vielleicht sogar intuitiver, ist aber auch nicht so stark ans Gerät angepasst und deshalb oft ressourcenhungriger.

Kamera: Apple zieht mit den Rivalen gleich
Genug von der Software, zurück zur Hardware: Die neue Dreifach-Kamera im iPhone 11 Pro ist im Grunde als Gleichziehen mit der Konkurrenz zu begreifen, immerhin verbauen einige Hersteller von Android-Smartphones schon seit über einem Jahr Dreifachkameras. Doppelkameras haben hier längst die günstige Mittelklasse erreicht. Apple springt also auf eine Strategie auf, die beispielsweise LG Electronics oder Huawei schon seit Jahren anwenden.

An der Ausführung des neuen Dreifachkamera-Systems - böse Zungen vergleichen die Anordnung mit Linzer-Augen-Kekserl, Philishave-Rasierern oder Kochfeldern - gibt es allerdings wenig zu meckern. Die drei Linsen wurden mit Umschalt-Buttons wie bei der Konkurrenz sauber in die Kamera-App integriert, stellen rasch scharf und lösen flott aus.

Gute Bilder auch bei schlechteren Lichtverhältnissen
Die Bildqualität überzeugt. Die 12-Megapixel-Hauptkamera mit optischer Stabilisierung liefert bei gutem Licht schnell gute Bilder, die sich mit hoher Schärfe, sauberer Farbdarstellung und hohem Detailreichtum auszeichnen. Dank hoher Lichtstärke gelingen auch drinnen oder bei Kunstlicht noch gute Bilder, denen man im Detail aber ansieht, dass softwareseitig stark nachgebessert wird: Manche Bereiche in unseren Probebildern kamen bei schlechten Lichtverhältnissen etwas verwaschen herüber.

Die beiden Extrakameras machen das iPhone 11 Pro flexibel und können durchaus praktisch sein. Auch die sauber stabilisierten Videos und einige Finessen der Kamera-App - etwa, dass sie sofort filmt, wenn man etwas länger auf dem Auslöser bleibt, aber auch Extras wie Zeitlupe, Zeitraffer, Portrait- und HDR-Fotografie - wissen zu gefallen. Der Nachtmodus erinnert an jenen von Huawei und teilt mit diesem das höhere Verwacklungsrisiko, weil das Gerät einige Sekunden ruhig gehalten werden muss, wenn man die Nacht zum Tag machen will.

Alles in allem bietet Apples iPhone 11 Pro, was man sich heutzutage von einem Top-Smartphone in puncto Kamera-Performance erwartet - nicht mehr, aber auch nicht weniger. Mit der Konkurrenz kann man nun wieder gut mithalten - freilich erst viele Monate, nachdem die mit ganz ähnlichen Kamera-Konstruktionen ordentlich vorgelegt hat.

Apple-Nutzer müssen Kompromisse eingehen
Die Ausstattung des neuen iPhones ringt dem Nutzer Kompromisse ab: Weil Apple sich entschlossen hat, beim Aufladen auf ein Netzteil mit USB-C-Ausgang und einen Lightning-Ladestecker am Gerät zu setzen, kann man das Gerät weder mit gängigen USB-C-Ladegeräten anderer Hersteller, noch an einer normal großen USB-Buchse - zum Beispiel am PC - aufladen. Weil es keinen 3,5-Millimeter-Klinkenanschluss gibt, braucht es zur Nutzung kabgelgebundener Kopfhörer einen Adapter. Der liegt nicht bei und kostet bei Apple rund zehn Euro. Weil der Speicher nicht erweiterbar ist, sollte man bei der Anschaffung wissen, wie viel Kapazität man braucht - und eine entsprechend ausgestattete Variante kaufen. Das hebt den Preis.

Gute Ausstattung, sehr angenehmes Handling
Abseits solcher Apple-Eigenheiten ist das iPhone 11 Pro gut ausgestattet. Das Gerät ist wasserfest, bietet aktuelle Funkstandards, lässt sich kabellos laden. Das Entsperren per Gesichts-Scan funktioniert zuverlässig, wenngleich wir uns - bei anderen Herstellern gibt’s das schon in der Mittelklasse - zusätzlich einen Fingerscanner im Display gewünscht hätten. Ein weiteres Feature, das man anderswo schon findet, auf das Apple beim iPhone 11 Pro aber verzichtet, ist das kabellose Aufladen anderer Geräte über die Smartphone-Rückseite.

In puncto Handling hat das iPhone 11 Pro im Test einen sehr guten Eindruck hinterlassen. Das Metall-Chassis wirkt wertig und ist sauber verarbeitet, durch seine kompakten Abmessungen und den Verzicht auf Design-Experimente wie ein über die Gerätekante gezogenes Display liegt das iPhone 11 Pro auch sicher in kleineren Händen. Der Sound der Stereo-Speaker ist solide, allerdings neigt man beim Spielen oder Videokonsum im Querformat dazu, den Lautsprecher an der Geräteunterkante mit der Hand zuzuhalten. Die etwas aus dem Gehäuse hervorstehende Kamera könnte mit der Zeit zerkratzt werden, wenn man sie nicht mit einer zusätzlichen Hülle schützt.

Etwas mehr Akkulaufzeit, unnötige Apps an Bord
Der Akku des iPhone 11 Pro ist etwas ausdauernder als im Vorgängermodell und sollte die meisten User problemlos durch den Tag bringen. Sparsame iPhone-Jünger schinden auch mal einen zweiten Tag heraus, Intensivnutzer - besonders Smartphone-Gamer - werden bisweilen auch mal zwischentanken müssen, wenn sie sehr lang sehr rechenintensive Anwendungen nutzen.

Noch ein Wort zur Software: Weil bei Apple alles aus einer Hand kommt und bei iOS 13 keine herstellerspezifischen Anpassungen, wie bei manch Android-Hersteller, vorgenommen werden, darf man hier mit schnellen Updates rechnen. Die beigelegte Software ist über weite Strecken sehr gut gemacht, die eine oder andere Dreingabe könnte man aber auch als Bloatware betrachten. Die Apple-Watch-Begleit-App beispielsweise braucht grundsätzlich nur, wer auch eine Apple Watch hat, die hätte man nicht vorinstallieren müssen. Vorinstallierte Apps als Werbevehikel für andere Produkte des Herstellers sind aber an sich kein Apple-Spezifikum.

Fazit: Sehr gutes Smartphone für Apple-Fans
Das neue iPhone lockt Apple-Fans vor allem mit seiner verbesserten Kamera, mit der man der Konkurrenz im Android-Lager nun wieder ebenbürtig ist. Display und Rechenleistung wissen zu gefallen, Haptik und Verarbeitung - die Anordnung der Kamera bleibt Geschmackssache - sind auch gelungen. Davon abgesehen halten sich die Fortschritte seit dem Vorjahresmodell in Grenzen.

Das neue iPhone verlangt dem Nutzer Apple-typisch einige Kompromisse - Speicher nicht erweiterbar, proprietäre Anschlüsse, keine Audioklinke - ab und fordert von Neulingen beim Bedienkonzept etwas Eingewöhnung. Wer sich in der Apple-Welt zuhause fühlt, wird sich davon nicht abschrecken lassen - und vermutlich auch nicht vom Luxuspreis, den Apple seit dem iPhone X ausruft und an dem sich längst auch die Konkurrenz orientiert.

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