Es war kein leichter Sommer für Tirols Almbauern. Spät hat die Saison begonnen, der Schnee hat viele Schäden verursacht. Danach Hitze und hitzige Diskussionen um das Miteinander von Wanderern und Kühen. Doch am Ende überwiegt die Freude darüber, dass die meisten Tiere wohlbehalten wieder im Stall sind. Vielerorts finden in diesen Wochen Almabtriebe statt. In Kufstein war es der letzte seiner Art.
Rund 100.000 Rinder, 3000 Pferde, 70.000 Schafe und 6000 Ziegen verbrachten den Sommer auf einer der 2100 Tiroler Alm. Wo im Tal Futterfläche fehlt, ist es der Mühe wert, die Tiere auf Sommerfrische zu schicken. Fast die Hälfe der Landesfläche ist Almgebiet.
40 Almabtriebe im Land
Dort kehrt nun wieder Ruhe ein. Doch bevor die Heimkehrer im Stall verschwunden sind, wird es noch einmal laut und bunt. Mehr als 40 Almabtriebe finden im September in Tirol statt. Eine Tradition, die zuletzt immer wieder als Schaulauf für Touristen in Verruf geriet. Dabei wurzelt sie tief. Ab Mitte des 18. Jahrhunderts tauchten Berichte von geschmückten Tieren auf. Der Tiroler Maler Jakob Placidus Altmutter hielt 1812 eine Almabtriebsszene als getönte Federzeichnung fest. Das Dokument befindet sich heute im Besitz der Landesmuseen. Auch Autoren wie Beda Weber, Ludwig Steub oder Adolf Pichler beschrieben das jährliche Ereignis.
Neue Interpretation
Der bunte Schmuck der Tiere wurde von der Wissenschaft lange als eine Art Schutzzauber interpretiert. Doch heute weiß man, dass die farbenfrohe Verspieltheit doch mehr der barocken Mode des 17. und 18. Jahrhunderts entspringt.
Aufgebuscht wurde an diesem Wochenende reichlich: Vom Brixental bis Kufstein, vom Alpbachtal bis zum Achensee, von Tannheim bis Kössen. Jede Region hat ihre Eigenheiten. Was sie verbindet ist große Dankbarkeit, wenn der Almsommer unfallfrei zu Ende geht.
Kufstein: Ein Abschiede für immer
In Kufstein hörte man am Wochenende das letzte Mal die Juchzer der Bauern, die ihr bunt geschmücktes Almvieh durch die Festungsstadt trieben. Wie berichtet, sind mehrere Gründe ausschlaggebend, dass die zwölf Schwoicher Landwirte von der Agrargemeinschaft Steinalpe die beliebte Veranstaltung aufkündigten.
Trotzdem, oder vielleicht gerade deshalb ließen es sich Tausende Zuseher nicht nehmen, den rund 60 Kühen und ihren Hirten dem zu Ende gegangenen Almsommer ein Abschiedsfest zu bereiten. Der Tenor der Besucher: „Schade, dass dieser Umzug durch das Zentrum von Tirols zweitgrößter Stadt nicht mehr stattfindet. Es war ein eindrucksvolles Schauspiel.“ Beruhigen kann hier Sabine Mair vom TVB Kufsteinerland: „Wir haben schon gute Ideen für das kommende Jahr, die sicherlich auch für Begeisterung sorgen werden.“
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