Maßnahmenpaket

Die Tiroler Wirte vor dem Aussterben bewahren

Tirol
23.08.2019 12:30
Seit 2012 ist die Zahl der Wirtshäuser in Tirol um 22 Einrichtungen gesunken. Die Bilanz mag gut wirken, doch für jedes Dorf ist eine Schließung ein schwerer Schlag. Das Land will nun die Wirte mit einem Maßnahmenpaket bei ihren Problemen etwas entlasten: Vorschriften, Personalmangel und Großinvestitionen.

„In jedem größeren Dorf braucht es drei Dinge: eine Schule, eine Kirche und ein Wirtshaus“, legt Landeshauptmann Günther Platter dar. „Die Wirtshauskultur ist ein fixer Bestandteil der Tiroler Identität und für die Gesellschaft wichtig.“ Doch es ist ein trauriger Trend zu beobachten: 321 aktive Gasthäuser wurden Ende 2012 gezählt, Ende 2018 waren es nur mehr 299. Zuletzt sorgte die Schließung des Riesen Haymon in Innsbruck für Betroffenheit.

Drei Hauptprobleme
„Die Hauptprobleme der Wirte sind Auflagen und Vorschriften, Personalmangel und fehlendes Eigenkapital für Investitionen“, schildert Platter. Auch wenn Wirtshäuser in den letzten Jahren auf verschiedene Arten gefördert wurden, soll demnächst ein Maßnahmenpaket des Landes Tiroler Wirte entlasten und vor dem Aussterben bewahren.

Personal, aber schnell
Die Fachkräfteinitiative „Talents for Tourism“ kommt ab Herbst allen zugute, die mit Personalmangel zu kämpfen haben. Dabei handelt es sich um eine auf drei Semester verkürzte Toursismusausbildung für die Berufe Restaurantfachkraft, Koch und Hotelkaufmann oder -frau. „Man muss mindestens 18 Jahre alt sein, so konkurriert der WIFI-Kurs nicht mit der Lehre“, erklärt Kurt Berek vom Büro des Landeshauptmanns. Bezahlt wird das übliche Gehalt. Der Kurs selbst wird vom Land Tirol und der Wirtschaftskammer finanziert.

Bei den Tiroler Wirten direkt nachfragen
Anfang September initiiert Platter außerdem eine Arbeitsgruppe mit Dorf-Wirten, um die behördlichen Auflagen für Wirtshäuser zu vereinfachen bzw. zu „entrümpeln“. Notwendige Änderungen im Zuständigkeitsbereich des Bundes werden in die Regierungsverhandlungen eingebracht. In einem „Übernehmerservice“ der Standortagentur sollen außerdem Übergeber und Übernehmer zusammengeführt werden.

Übernehmen geht auch ohne viel Eigenkapital
Doch auch Investitionen scheut das Land nicht, wie eine neue Förderung (ab Herbst) für Übernehmer und „Revitalisierer“ von Wirtshäusern zeigt. Ein förderbares Wirtshaus muss allerdings gewisse Merkmale aufweisen: Ein traditionelles und regionales Speisen- und Getränkeangebot und ein à la carte-Betrieb sind Voraussetzung für die förderbaren Klein- und Kleinstunternehmen, auch muss ganzjährig geöffnet sein. Unabhängig von der Investitionssumme stellen das Land und die Österreichische Hotellerie- und Tourismusbank 15 Prozent der Kosten als verlorenen Zuschuss zur Verfügung.

Jungunternehmer besonders gefördert
Es werden außerdem Jungunternehmerdarlehen von maximal 150.000 Euro bzw. 60 Prozent der förderbaren Summe gewährt. Hinzu kommt eine Landesprämie von 10.000 Euro, wenn es sich um das letzte Wirtshaus im Dorf handelt und die Gemeinde 1000 Euro zahlt. Jungunternehmer erhalten zusätzlich drei Jahre lang Beratungsförderung.

Am Ende entscheidet die Bevölkerung mit
Letztendlich zählt auch Bewusstseinsbildung, sagt Platter: „Man kann die persönliche Freude am Wirtshaus natürlich nicht anordnen.“ Doch die Erfahrung zeige: „Ist es erstmal Geschichte, geht es vielen ab.“

Mirjana Mihajlovic
Mirjana Mihajlovic
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