Ein Fass ohne Boden

Aufgedeckt! Die Tricks der Glücksspiel-Mafia

Steiermark
16.05.2019 05:51
Verdeckte Türen, kaum sichtbare Kameras, Passwörter, um überhaupt in die Räumlichkeiten zu kommen: Das illegale Glücksspiel boomt in Österreich nach wie vor! Aktuell sehen sich 156 Betreiber mit Anzeigen konfrontiert, es geht um Geldbußen in der Höhe von 54 Millionen Euro. Der Kampf dagegen scheint endlos.

Erst vor einer Woche wurde ein Riesenerfolg der Leobner Polizei bekannt, knapp 100 illegale Spielautomaten konnten verschrottet werden. Die meisten Hinweise auf die Geräte kamen in der zweitgrößten Stadt der Steiermark aus der Bevölkerung. Davon kann in Graz keine Rede sein, wie Gerhard Lecker weiß: „Von Privaten erhalten wir kaum Tipps, wo illegale Automaten aufgestellt sind. Hier machen aber die konzessionierten Betreiber Druck, die Detektive auf die illegalen Spielhöllen abstellen und uns dann informieren“, sagt der Leiter der Sicherheits- und verwaltungspolizeilichen Abteilung. Rund 350 beschlagnahmte Geräte warten in der Landeshauptstadt aber dennoch auf die Verschrottung, gegen einen Betreiber wurde eine Strafe von 134.000 Euro verhängt.

(Bild: Honorar)

Ob das Geld aber jemals in die Staatskasse gespült wird, steht in den Sternen. „Die Betreiber gehen oft in Konkurs oder haben ihren Hauptsitz in Rumänien oder Tschechien. An die kommt man gar nicht heran, weshalb die illegale Glücksspielszene auch ein Fass ohne Boden ist“, betont Lecker.

Gesichter der Polizei sind schon bekannt
Kontrollen führt die steirische Polizei allzu oft durch, „aber die Namen und Gesichter unserer Leute kennt man schon, daher ist die Arbeit nicht so einfach“, so Lecker, dessen Leute bei einem Zugriff zwischen vier und neun illegale Automaten aus dem Verkehr ziehen.

(Bild: Tschepp Markus)

Anschaffung gleich wieder herinnen
Die Strafen pro Gerät bewegen sich zwischen 1000 und können auf bis zu 60.000 Euro bei Wiederholungstätern hinaufschnellen. „Es ist auch ein lukratives Geschäft“, berichtet Leobens Stadthauptmann Günter Lengauer. „In der Anschaffung kostet so ein Automat zwischen 1000 und 1500 Euro. Das Geld hat man meist schon bei der ersten Entleerung nach drei Tagen wieder herinnen.“Dem Einfallsreichtum sind in diesem Bereich keine Grenzen gesetzt: So hob die Polizei Anfang des Jahres einen steirischen Malereibetrieb aus, auf dessen Vorderseite ein unscheinbares Schild mit der Aufschrift „Bitte läuten“ angebracht war. Wer klingelte, wurde in eine illegale Spielhölle mit neun Automaten gebracht. Ein Fass ohne Boden...

Porträt von Alexander Petritsch
Alexander Petritsch
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