Kals in Osttirol

„Der Glockner gibt uns Kraft!“

Kärnten
08.04.2019 12:00

Eine Bergwelt, mit Gipfeln soweit das Auge reicht; und über allem thront der König, der Großglockner, der Kals in Osttirol und seine Bewohner zu etwas ganz Besonderem macht.

Spürst du hier bei uns diese Kraft, diese einzigartige Energie?„ Die ganze Welt hat der erfahrene Kalser Bergführer Peter Ponholzer bereits bereist, doch immer wieder zieht es ihn in seine Bergheimat zurück. “Der Großglockner hat eine Aura und wer einmal im Banne des Glockners steht, den lässt der Berg nicht mehr los. Bergsteiger aus aller Welt zieht er an und viele sind zu Tränen gerührt, wenn sie hoch oben auf dem höchsten Gipfel Österreichs stehen, neben dem weltberühmten Glocknergipfelkreuz, und die unendliche Freiheit spüren.„

Auch unten im Tal ist der Berg allgegenwärtig. “Alles bei uns im Ort hat mit dem Glockner zu tun„, ist Ponholzer überzeugt: “Selbst das glasklare Wasser, das vom Gletscher herunter fließt, strahlt die Kraft des Berges aus und macht die Kalser zu freundlichen und kreativen Menschen.„

Dabei ist das Leben in den Bergen alles andere als leicht. “Die Menschen, die hier in den Bergen lebten, mussten schon immer Kämpfer sein und das prägt„, ist Bürgermeisterin Erika Rogl überzeugt. 20 Minuten tobte im Vorjahr etwa ein Sturm und richtete 17 Million Euro Schäden an. Doch klein beigeben gibt es in Kals nicht. “Wir leben nicht in einer Sackgasse. Für uns ist das Tal nicht das Ende, sondern der Beginn„, formuliert es Vizebürgermeister Martin Gratz. “Die jungen Leute sollen deshalb raus in die Welt, ihre Erfahrungen sammeln. Mein größter Wunsch ist es, dass sie, wenn sie sesshaft werden wollen, wieder in ihre Heimat zurückkommen„, so die Bürgermeisterin, die in Kals besonders viel auf Kinderbetreuung und Bildung setzt, aber auch auf den Internet-Ausbau, um Zukunftsarbeitsplätze zu schaffen. “Bei uns sollen Gäste Urlaub machen und die Möglichkeit haben, zwischendurch ihre Mails zu checken oder wichtige Arbeiten zu tätigen. Dafür haben wir die idealen Voraussetzungen.„

Generell zeigt das Stimmungsbarometer rund um den Großglockner mittlerweile steil nach oben. “Touristisch hatten wir den Tiefpunkt erreicht„, erklärt Altbürgermeister Klaus Unterweger: “Die Tiroler Familie Schultz hat mit ihren Investitionen eine positive Grundstimmung im Tal geschaffen.„ Die massiven Streitigkeiten, Diskussionen sowie Ungewissheiten rund um den Zusammenschluss der Skigebiete Matrei und Kals sowie den Bau des Gradonna Mountain Resorts sind längst vergessen. “Viele Junge haben zu Hause die Betriebe übernommen, investierten und sind für die Zukunft gerüstet„, so Erika Rogl: “Jeder arbeitet mit dem anderen zusammen. Der Touristiker muss dem Bauern seine Produkte abkaufen und dieser dafür auch jene Wiesen mähen, die ihm vielleicht wenig bringen. Das ist unsere Stärke.„

Daher kommen auch viele begeisterte Menschen wieder zurück in das Tal. Leute wie Elisabeth und Konrad Rogl, die in 1240 Meter Seehöhe den Ausflugsgasthof Glocknerblick betreiben. “Wir waren 14 Jahre lang auswärts und wollten einfach wieder heim.„ Inzwischen ist der Glocknerblick ein Nationalpark Hohe Tauern-Betrieb mit eigener Brauerei. “Das ,Unsas‘, so heißt unser Bier, ist damit auch ein Nationalpark-Produkt„, ist Elisabeth stolz. Wie in Kals üblich, werden im Glocknerblick allerlei regionale Köstlichkeiten aufgetischt.

Der Zusammenhalt in Kals ist von Erfolg gekrönt. “Mittlerweile ist Kals die nächtigungsstärkste Gemeinde Osttirols„, weiß Franz Theurl, Obmann des Tourismusverbandes Osttirol. “Kals wurde wachgeküsst, alle sind motiviert und investieren.„

Die Nächtigungen konnten in den vergangenen 20 Jahren von 129.422 im Jahr 1998 auf 273.922 im Vorjahr mehr als verdoppelt werden. “Die Leute bei uns haben einfach erkannt, dass es sich lohnt, im Tourismus etwas zu tun„, so Martin Gratz vom Taurerwirt: “Als Lehrer merke ich auch in der Schule, dass der Wille und der Mut wieder vorhanden sind, zu Hause zu arbeiten.„ Beim Taurerwirt ist man besonders stolz auf seine Mitarbeiter. “Diese sind unser wichtigstes Kapital„, so Gratz. Das Ergebnis sind zufriedene Mitarbeiter, die eine enge Bindung zum Haus haben: “Wenn sich der Mitarbeiter wohl fühlt, dann fühlt sich auch der Gast wohl.„ Auch bei Arbeiten am Hotel setzt man beim Taurerwirt auf heimische Firmen. Der Strom kommt übrigens aus dem eigenen Wasserkraftwerk, was für manche Gäste sogar buchungsentscheidend ist. Gratz: “Die wollen ihren Tesla bei uns auch auftanken.„

Gleich vier Wasserkraftwerke betreibt Hans Oberlohr, der seit 1983 das Lucknerhaus im Ködnitztal führt, den Ausgangspunkt für Touren auf den Großglockner. Mit dem Auto oder dem Nationalpark-Bus ist das Lucknerhaus bequem über die Kalser Glocknerstraße in 2000 Meter Seehöhe erreichbar. “Der Großglockner begeistert einfach", so Oberlohr, dessen Töchter sich bereits jetzt aktiv in den Betrieb einbringen und ihn mit eigenen Visionen weiterführen werden. Denn ein Basislager für eine Großglocknertour wird es auch 218 Jahre nach dessen Erstbesteigung immer noch brauchen.

Übrigens: Im Sommer - 19. und 20. Juli - feiern die Kalser Bergführer ihr 150-Jahr-Jubiläum. 

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele