Es ist noch kein Beschluss gefasst, kein Budget bereitgestellt - aber in Sachen Liezener Umfahrung sind am Montag wichtige Würfel gefallen: Eine groß angelegte Analyse des Standorts empfiehlt die seit Jahrzehnten diskutierte Maßnahme als „alternativlos“ - auch wenn einige Sparten des Handels leiden werden.
Ganz ohne Opfer wird es nicht gehen. Nur fallen diese laut Studienautoren weniger drastisch aus, als es viele Wirtschaftstreibende am Standort befürchtet hatten: Eine Umfahrung des Liezener Stadtgebiets würde viele Handelssparten der regionalen Einkaufshauptstadt nur wenig schädigen, so die Vorhersage des oberösterreichischen Handelsforschungs-Anbieters Cima.
Weniger als ein Zehntel der Kunden auf Durchreise
Händler im mittel- und langfristigen Bedarfsbereich (Mode, Elektronik, Baumärkte, Autos oder Möbel) müssen sich demnach kaum Sorgen machen, weil ihre Kunden von einer Umfahrung nicht „vertrieben“ würden. „Nicht einmal ein Zehntel des Umsatzes in Liezen kommt von Auswärtigen auf der Durchreise“, erklärt dazu der einheimische Nationalratsabgeordnete Mario Lindner (SPÖ). „17 Prozent machen die Liezener selbst aus - und 75 Prozent sind Leute aus der Region, die extra zum Einkaufen herkommen.“
Verlierer: Tankstellen und Schnellrestaurants
Lebensmittelhändler und Drogerien würden den Wegfall der „klassischen Durchfahrer“, die unterwegs stehen bleiben, hingegen durchaus spüren. Und massiv treffen wird es - wenig überraschend - Tankstellen und Fast-Food-Anbieter.
Umsatzverlust von 3,8 Prozent
Insgesamt würde die Umfahrung dem Einzelhandel in Liezen einen Umsatz-Rückgang von 3,4 bis 9,6 Millionen Euro im Jahr bescheren, rechnen die Studienautoren vor. Der „realistische“ Mittelwert betrage 6,1 Millionen - das wäre ein Minus von 3,8 Prozent.
Fazit: Da Unterflurtrassen ganz ähnliche Effekte auf den Handel hätten, aber viel teurer wären, gebe es aus heutiger Sicht „keine wirkliche Alternative“ zur Umfahrung.
Regionalvorstand: „Varianten prüfen“
Auf Basis der Erkenntnisse sprach sich gestern auch der Regionalvorstand des Bezirks Liezen für die Umfahrung aus. Das Land Steiermark wurde offiziell ersucht, „ehestmöglich alle Varianten zu prüfen“.
Denn die Routenführung ist noch keineswegs geklärt: Sie muss sowohl den Hochwasserschutz nahe der Enns als auch das Vogelschutzgebiet Natura 2000 sowie das Naherholungsgebiet Süd berücksichtigen.
Grüne gegen „vorschnelle Festlegung“ der Route
Aus diesem Grund sprach sich Grünen-Klubchef Lambert Schönleitner auch gegen eine “vorschnelle Festlegung auf eine Südumfahrung" aus.
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