"Dr. Parnassus"

Heath Ledgers “Abschiedsfilm” jetzt im Kino

Kino
07.01.2010 12:56
Schon alleine die Ankündigung "Heath Ledgers letzer Film" ist Anreiz genug, sich diesen Streifen unbedingt anzusehen. "Das Kabinett des Dr. Parnassus": ein bildgewaltiges, opulentes und märchenhaft-bizarres Werk von Regisseur Terry Gilliam ("12 Monkeys", "Fear and Loathing in Las Vegas"), das eigentlich schon gestorben schien - gemeinsam mit seinem Hauptdarsteller. Doch ein Hollywood-Startrio, angeführt von Johnny Depp, rettete den Film.

Der Magier Dr. Parnassus (Christopher Plummer) reist mit seiner Theatergruppe in einem klapprigen Varieté-Vehikel durch England. Die besondere Attraktion des Wunder-Kabinetts auf Rädern: ein Zauberspiegel, durch den man ein fantastisches Universum unbegrenzter Vorstellungswelten betreten kann. Ein Universum, das gleichzeitig über Leben und Tod entscheidet.

Als die Gruppe in London gastiert, taucht Mr. Nick (fantastisch: Tom Waits) - der Teufel höchstpersönlich - auf. Er erinnert Parnassus daran, dass dieser ihm im Wett-Rausch vor Jahren seine Tochter Valentina (bezaubernd sexy: Lily Cole) versprochen hat, sobald sie 16 Jahre alt geworden ist. Um seine Tochter zu retten, geht Parnassus eine letzte Wette mit Mr. Nick ein. Wenn es dem Doktor gelingt, binnen drei Tagen fünf Seelen zu gewinnen, darf er Valentina, die von alledem nichts ahnt, behalten.

Eines Nachts entdeckt die Theatergruppe zufällig einen jungen Mann, der am Strick von einer Londoner Brücke baumelt, und rettet ihn vor dem sicheren Tod. Bald schon erobert der geheimnisvolle Fremde namens Tony (Heath Ledger) das Herz von Valentina. Da ihr 16. Geburtstag unmittelbar vor der Tür steht, versucht das gesamte Ensemble, dem Teufel ein Schnippchen zu schlagen. Der charmante Tony entpuppt sich dabei als besonders guter Seelenfänger. Was Parnassus und Valentina nicht wissen: Tony ist nicht der, der er zu sein scheint, und trägt ein dunkles Geheimnis mit sich herum...

Tod während der Dreharbeiten
Die Dreharbeiten zum Film begannen im Dezember 2007 in London. Kurz bevor die Produktion im kanadischen Vancouver fortgesetzt werden sollte, starb Heath Ledger am 22. Jänner 2008 in New York an einer Medikamenten-Überdosis. Wenige Tage später brach Regisseur Terry Gilliam die Dreharbeiten ab. Es wurde bereits gemunkelt, dass das Projekt mit dem Tod des Hauptdarstellers ebenfalls gestorben sei. Doch die Produzenten entschlossen sich dazu, das Drehbuch umzuschreiben. Während die Szenen in der Gegenwart Londons fast fertiggedreht waren, fehlten jene hinter dem Zauberspiegel. Johnny Depp, Jude Law und Colin Farrell schlüpften bei der Wiederaufnahme des Drehs im März 2008 in Ledgers Rolle.

Terry Gilliam bleibt in "Das Kabinett des Dr. Parnassus" seiner Linie treu: Effektbeladener Fiebertraum, überbordende Bildfantasie und leindwandsprengende Bilder prägen den Film, dessen Hauptthema die Ambivalenz der Wirklichkeit ist. Auch wenn Heath Ledger nicht bis zum Schluss mitwirken konnte, ist seine Genialität allgegenwärtig. Diesmal nicht als Joker wie in "The Dark Knight", sondern als charmanter Theater-Amateur, der zwischen Realität und Traumwelt hin und her switcht. Eine Freak-Show, die an Tim Burton erinnert.

Johnny Depp und Colin Farrell fügen sich mit ihren Kurzauftritten nahtlos in die Riege der schauspielerischen Hochglanzleistungen ein, einzig Jude Law und Andrew Garfield (er verkörpert den in Valentina verschossenen Artisten Anton) können da nicht mithalten. Zum Schießen: der kleinwüchsige Verne Troyer als gute Seele des Wunder-Kabinetts.

Fazit: Eine kunterbunte Melange aus Fantasie und grauer Wirklichkeit, ein Bilderrausch und ein collagenhaftes Aufeinanderlegen verschiedener Ebenen: Das ist der Stoff, aus dem Träume sind - oder eben Filme von Terry Gilliam. "Das Kabinett des Dr. Parnassus" ist Heath Ledgers Abschiedsvorstellung, die leider daran erinnert, auf wie viele gute Filme wir wegen seines frühen Todes verzichten müssen...

von Ingemar Pardatscher

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