Von Jerusalem nach Florenz
Eigentlicher Held des Spiels ist abermals Desmond, der unmittelbar nach den Geschehnissen des ersten Teils mit Hilfe eines überarbeiteten Animus in die virtuelle Erinnerung des Florentiners Ezio Auditore reist, um in dessen Gestalt einer Verschwörung im Italien des 15. Jahrhunderts auf den Grund zu gehen und ganz nebenbei ein wenig Vergeltung zu üben. Unterstützung erhält er dabei von niemand Geringerem als Leonardo da Vinci, der den jungen Heißsporn mit neuen Waffen und Ausrüstung versorgt.
Alternativ, und das ist neu, darf sich der Spieler an Marktständen in Florenz, Venedig und Co auch selbst mit neuen Schwertern, Dolchen, Wurfmessern sowie Rüstungsteilen eindecken. Letztere bewahren nicht nur vor Schäden durch hohe Stürze, sondern bieten vor allem zuverlässigen Schutz vor den Degen, Äxten und Piken der Stadtwachen. Denn natürlich ist es trotz aller Vorsichtsmaßnahmen unumgänglich, dass Ezio bei einem seiner Attentatsversuche in Konflikt mit dem Gesetz gerät.
Kampf oder Flucht?
In diesem Fall kommt das in seinen Grundzügen sehr einfache, aber nur schwer zu meisternde Kampfsystem zum Tragen, welches es Ezio erlaubt, Angriffe zu kontern oder Gegner zu greifen und selbige anschließend wegzustoßen. Besser beraten ist zumeist jedoch, wer die Flucht über die Dächer antritt oder in der Menschenmasse unterzutauchen versucht. Ablenkungsmanöver wie ein paar beiläufig in die Menge geworfene Goldmünzen oder Rauchbomben wirken Wunder, wenn es die Häscher abzuhängen gilt.
Eine Anzeige gibt wie gehabt Auskunft darüber, ob Ezio noch aktiv verfolgt wird und in welcher Alarmbereitschaft sich die Wachen befinden. Sind diese nämlich erst einmal alarmiert, wird es für den Assassinen äußerst schwer, sich ungesehen fortzubewegen. Die Fahndungsstufe lässt sich glücklicherweise jedoch senken, indem Ezio beispielsweise Herolde besticht, nicht länger von seinen blutigen Taten zu berichten, oder überall in der Stadt verteilte Aushänge mit seinem Gesicht darauf zerstört.
Schaffe, schaffe, Häusle baue
Wo schon von Bestechung die Rede ist: Auch Damen des horizontalen Gewerbes oder Söldner lassen sich unter Aufbringung eines gewissen Betrags für die eigenen Dienste einspannen und – die einen mehr, die anderen weniger zärtlich – auf Wachen ansetzen, um diese abzulenken und aus dem Weg zu räumen. Das dafür nötige Geld bezieht Ezio unter anderem aus den legal getätigten Investitionen in seine Heimatstadt, wo er als Teilhaber Gewerbetreibende, Banken, die Kirche und andere Einrichtungen unterstützt. Je mehr Geld Ezio in den Ausbau der Stadt investiert, umso eher erblüht diese, was wiederum mehr Reisende anlockt und sich schließlich in steigenden Einnahmen auf Ezios Konto sowie Rabattnachlässen bei den diversen Händlern manifestiert.
Sammeln was das Zeug hält
Das Geld kann dann wiederum für die bereits erwähnten Waffen und Rüstungen, aber auch für neue Kleidung, Medizin oder Schatzkarten ausgegeben werden. Letztgenannte führen zu den an den unmöglichsten Stellen platzierten Schatztruhen und dienen neben den bereits bekannten Federn aus Teil eins und anderen Extras in erster Linie der Befriedigung der Sammelleidenschaft. Dies gilt auch für die sogenannten "Assassinengräber", in denen optional weitere Sammelitems darauf warten, entdeckt zu werden. Die Gräber bieten als eine Art Spiel im Spiel schwindelerregende Plattform-Kost, der zweifelsohne ein persischer Prinz aus dem Hause Ubisoft Pate stand.
So abwechslungsreich wie das Gameplay präsentiert sich schließlich auch die Optik, die mit Ausnahme der eher klobigen Zwischensequenzen eine abermals beeindruckende Detailverliebtheit an den Tag legt. Ob buntes Treiben in den Gassen Venedigs oder blühende Landschaften in der Toskana, die Ezio auf Wunsch zu Pferd bereist: Das Italien des 15. Jahrhunderts (oder zumindest das, was man sich darunter vorstellt) erwacht in "Assassin's Creed 2" zum Leben. Die optional verfügbare italienische Sprachausgabe verstärkt diesen Eindruck zusätzlich.
Fazit: Molto bene. Ubisoft hat ganze Arbeit geleistet und mit "Assassin's Creed 2" ein Spiel auf die Beine bestelllt, dass im Gegensatz zum Vorgänger auch auf lange Zeit begeistert. Eingelagert in das realistische Renaissance-Setting, bietet der Titel einen Genre-Mix, der abwechslungsreicher kaum sein könnte. Trotz kleineren Schwächen wie den teils irritierenden Kameraperspektiven, sparsam gesetzten Speicherpunkten oder mitunter nervigen - allerdings zumeist optionalen - Abschnitten: "Assassin's Creed 2" ist ganz klar eines der Highlights des Jahres, das man sich nicht entgehen lassen sollte.
Plattform: PS3 (getestet), Xbox 360, PC
Publisher: Ubisoft
krone.at-Wertung: 9/10
von Sebastian Räuchle
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.