Innsbruck:

Rentnerin (89) sorgt für „Theater“ im Gerichtssaal

Tirol
16.06.2018 10:31

Eigentlich hätte ein Prozess, der am Innsbrucker Landesgericht auch eine Schulklasse bestens unterhielt, genügend Stoff für das „Heitere Bezirksgericht“ geboten. Denn von Gesangseinlagen über wüsteste Beschimpfungen und Tränen bis hin zu Zuckerln für die Zuhörer war alles dabei. Am Ende gab’s eine Diversion.

Mit 89 Jahren musste eine gebürtige Ukrainerin gestern zum ersten Mal in ihrem Leben auf der Anklagebank Platz nehmen - gemeinsam mit ihrem Sohn (63). Zwei Tage vor Weihnachten sollen die beiden die Tochter bzw. Schwester mit Gewalt darin gehindert haben, die Wohnung im Unterland zu verlassen. „Ihre Augen waren nicht normal und sieh verhielt sich komisch. Wir hatten den Verdacht, dass sie Drogen nimmt und wollten in ihre Tasche schauen. Wir machten uns eben Sorgen“, erklärte der 63-Jährige. „Aber festgehalten oder verletzt haben wir sie nicht, das ist gelogen.“ Doch zwei Polizisten wurden Zeugen der teils versuchten, teils vollendeten Nötigung. „Jeder brüllte in der Wohnung herum. Es war eine sehr schwierige Situation“, meinte eine Beamtin.

Lieder im Gerichtssaal
Und dass es in der Wohnung der aus der Ukraine stammenden Familie turbulent werden kann, bekamen die Schüler am Freitag sogar im Verhandlungssaal vor Augen geführt. Denn als der Freund ihrer Tochter den Verhandlungssaal betrat und ihr demenzkranker Ehemann im Zuschauerraum ein russisches Volkslied trällerte, sprang die zuvor mehr als gebrechlich scheinende 89-Jährige plötzlich auf, beschimpfte ihren Schwiegersohn in spe auf russisch als Drogensüchtigen und Vergewaltiger. Nur gemeinsam schafften es der Erstangeklagte und der Verteidiger die rüstige Pensionistin zurückzuhalten. Doch dem nicht genug: Als der Zeuge den Saal längst wieder verlassen hatte, fing die Dame ohne Grund zu weinen an.

Zuckerln für die Zuhörer
Als sich alle wieder einigermaßen beruhigten und die Zweitangeklagte den zuhörenden Schülern sogar ein Paar Zuckerln anbot, gelang es dem Verteidiger, nach langem Zureden der feinfühligen Richterin, den beiden Angeklagten eine Verantwortungsübernahme zu entlocken. „Ja es kann sein, dass es so war, wie die Polizeibeamtin gesagt hat.“ Mit einer Geldbuße von je 350 Euro kommen Mutter und Sohn noch einmal ohne Vorstrafe davon. Das Nervenkostüm der Richterin wurde aber ordentlich strapaziert.

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