Kein Zelt in Bedford

“Camper” Gaddafi aus New Yorker Vorort verjagt

Ausland
24.09.2009 12:23
Die Bürger von Bedford, einem Städtchen vor den Toren New Yorks, können wieder aufatmen. "Der Terrorist ist weg", freuten sich Anrainer in der Oregon Road, wo der libysche Revolutionsführer Muammar al-Gaddafi am Dienstag sein traditionelles Zelt für diplomatische Empfänge aufbauen hatte lassen. Die erboste Stadtverwaltung drohte daraufhin mit Strafen und Polizeigewalt, weil das Zelt auf einem Grundstück des Milliardärs Donald Trump gegen die Gesetze verstoße. Mittwochnachmittag, nach Gaddafis Katastrophen-Rede vor der UNO-Vollversammlung, wurde die Konstruktion wieder abgebaut. Bei der Suche nach einem neuen Platz dürfte der "Wüstenkönig" so schnell nicht fündig werden.

Gaddafi hatte bereits im Vorhinein mehrfach versucht, an anderen Orten ein Zelt für die Dauer seines einwöchigen Aufenthalts in den USA errichten zulassen. Unter anderem hatte er sogar angefragt, ob er dafür den Central Park nutzen könne. Alle Versuche waren jedoch gescheitert. Gaddafis Visum erlaubt ihm, sich nur in einem gewissen Abstand zum UNO-Hauptquartier zu bewegen.

Der selbst ernannte Revolutionsführer gilt bei der US-Bevölkerung durch sein Image als Terror-Unterstützer nach wie vor als Persona non grata. Ein Quasi-Diktator, der ein Zelt auf den "heiligen Gründen" des New Yorker Central Parks aufstellen will? Geht ganz und gar nicht, sagte die Stadtregierung. Laut CNN fand Gaddafi dann am Dienstag auf dem Grundstück Donald Trumps Unterschlupf. Vonseiten Trumps hieß es am Dienstag, man sei darüber nicht informiert gewesen. Das Anwesen sei an Nahost-Geschäftspartner vermietet, die für die Erlaubnis an Gaddafi verantwortlich seien.

Finanzstrafen und Polizeigewalt angedroht
In Bedford freute man sich jedenfalls keineswegs über das schwer bewachte Beduinenzelt samt Kamelstall (Gaddafi trinkt morgens immer frische Milch). Ein Jurist der Kleinstadt erklärte, dass der Zeltbau sämtliche Vorschriften und Gesetze der Gemeinde verletze. Auch gelte in diesem Fall keine diplomatische Immunität. Es handle sich um ein Privatgrundstück und dort gelten Gemeinde-Gesetze. 

Im Laufe des Mittwochs setzte die Stadtverwaltung schließlich alle Hebel in Bewegung, um das Wüstenzelt wieder loszuwerden. Es wurden Parkverbote aufgestellt, Anrufe bei Trump getätigt. Als Mitglieder der Stadtregierung nicht zum streng bewachten Leinenbau durchgelassen wurden, drohte Bedford mit Polizeigewalt. Um 16.45 Uhr wurde das Zelt schließlich abgebaut (siehe Foto).

Makler zu Libyern: "Nur wenn ihr Megrahi zurückschickt"
Gaddafi trat am Mittwoch nach 40 Jahren als Herrscher seines Landes erstmals in New York auf (siehe krone.tv-Video). Zuletzt hatte es massive Kritik an seinem Land gegeben, weil der Lockerbie-Attentäter Abdel Basset al-Megrahi nach seiner gesundheitsbedingten vorzeitigen Haftentlassung in seiner Heimat als Volksheld empfangen wurde. Bei dem Anschlag auf eine Pan-Am-Maschine im Dezember 1988 über der schottischen Ortschaft Lockerbie waren 270 Menschen ums Leben gekommen. 

Am Donnerstag machte in US-Medien die Geschichte eines Immobilienmaklers aus Manhattan die Runde. Gaddafis Leute hatten sich bei ihm nach einem Haus in der Nähe des Central Parks erkundigt. "Sie sagten, sie wollen das ganze Haus mieten. Das war aber nicht möglich, weil es teilweise bewohnt wird", zitierte die Associated Press den Makler Jason Haber. Als die Libyer dann fragten, ob man nicht "etwas aushandeln" könnte, sagte Haber laut eigenen Angaben: "Wenn ihr Megrahi zurück nach Schottland schickt, bin ich sicher, dass wir uns einigen können." Haber sagte der AP, er sei sich sicher, dass Gaddafi sein Zelt in den nächsten Tagen nirgendwo in New York aufbauen können werde.

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