Online-Spielemesse

Startschuss für die Games Convention Online

Spiele
31.07.2009 15:43
Auf der Bühne der Computer- und Videospielbranche sind Online-Spiele bisher ein Nebendarsteller. Doch die Aussichten auf eine Hauptrolle werden besser: Die Branche wächst und lockt dabei auch Zielgruppen an, die das digitale Vergnügen bisher gemieden haben. Mit der am Freitag gestarteten Games Convention Online (GCO) bekommen Online-Spiele nun erstmals sogar eine eigene Bühne. Noch bis zum 2. August präsentieren in Leipzig über 70 Aussteller aus acht Ländern ihre Spiele-Neuheiten.

Für die Messe Leipzig ist es ein Neustart: Bis zum vergangenen Jahr war die sächsische Metropole mit der "Games Convention" der Fixpunkt für Computerspieler. Doch der Branchenverband BIU verlegte die Messe unter dem neuen Namen "Gamescom" nach Köln. Also suchten sich die Veranstalter eine Sparte, die bisher wenig zur Geltung kam, aber der "dynamischste Wachstumsmarkt der Branche" ist, wie Messechef Wolfgang Marzin hoffnungsfroh formuliert.

Ob dieser Boom herbeigewünscht oder real ist, lässt sich schwer bemessen. Belastbare Marktdaten sind noch rar, doch einige Indikatoren weisen nach oben: So prognostiziert das Marktforschungsunternehmen PWC der Branche in Deutschland für 2009 rund 170 Millionen Euro Umsatz - ein sattes Plus von 18 Prozent. Der Hightech-Branchenverband BITKOM hat in einer repräsentativen Studie ermittelt, dass allein in Deutschland rund zehn Millionen Menschen schon einmal online gespielt haben - und meistens auch dabeibleiben.

Mit "World of Warcraft" ins Land der Zwerge und Elfen
Einen ordentlichen Teil des Kuchens abschneiden dürfte sich Blizzard, Entwickler von "World of Warcraft": Weltweit ziehen inzwischen über elf Millionen Menschen durch die virtuelle Fantasiewelt, verprügeln Orks oder Untote und versuchen, möglichst viele Missionen zu erfüllen. Die Tochter des französischen Vivendi-Konzerns macht mit Verkauf und Abogebühren pro Jahr weltweit mehr als eine Milliarde Dollar (703 Millionen Euro) Umsatz. Erst kürzlich konnte Hollywood-Regisseur Sam Raimi für eine Kinoadaption des Spiels gewonnen werden.

Umsonst als neues Zukunftskonzept
Im Schatten des Marktführers haben sich insbesondere zwei deutsche Spiele-Schmieden etablieren können: Bigpoint (unter anderem "Dark Orbit") aus Hamburg und das Karlsruher Unternehmen Gameforge, das pünktlich zum Start der GCO mit "Gilde 1400" eine Umsetzung des beliebten JoWood-Titels "Die Gilde" als Echtzeit-Browserspiel ankündigte. Beide Entwickler setzen auf ein Geschäftsmodell, dem Experten große Chancen einräumen: Statt monatlich Abogebühren löhnen zu müssen, können Nutzer kostenlos als Piraten, Elfen oder Raumfahrer die virtuellen Weiten erkunden. Kleine Geldbeträge werden erst fällig, wenn die Spieler ihrer Figur Extras wie zusätzliche Waffen spendieren oder komfortablere Funktionen nutzen wollen.

"Die Erträge fließen dabei kontinuierlicher als beim einmaligen Verkauf des Spiels", sagt Professor Jörg Müller-Lietzkow von der Universität Paderborn. Damit hingen die Hersteller nicht mehr so stark von einzelnen "Blockbuster"-Titeln ab, erklärt der Computerspiel-Experte. Auch Hersteller wie Electronic Arts, die bislang einen Großteil ihres Umsatzes mit dem Verkauf der Software machen, experimentieren inzwischen mit dem neuen "free to play"-Modell. Erst Ende Juni stellte der Publisher mit "Heroes" den neuesten Streich der "Battlefield"-Reihe kostenlos ins Web. Um das Spielerlebnis einem möglichst großen Publikum nahe zu bringen, wolle man Umsätze ausschließlich über Werbung und kostenpflichtige Zusatzinhalte generieren, hieß es bei EA.

Köder für die breite Masse
Insbesondere bislang wenig verspielten Menschen sollen die Online-Games Appetit auf mehr machen. Der BITKOM-Studie nach sind derzeit Denk- und Strategiespiele am beliebtesten, auch der kurze Zeitvertreib mit Kreuzworträtseln und Sudokus kommt gut an. Die Kleinbeträge schrecken zudem weniger ab als der Kauf eines Titels - "das ist wie die tägliche Tasse Cappuccino beim Italiener", vergleicht Müller Lietzkow.

Auch die Hardcore-Spieler will die Branche langfristig in den Blick nehmen. Schnellere Internet-Verbindungen und bessere Browser sollen mehr Action auf die Monitore zaubern. "Die Qualität wird deutlich höher werden - das gilt allerdings auch für die Entwicklungskosten", meint Spiele-Forscher Müller-Lietzkow. Entwickler Bigpoint etwa investierte mehr als eine Million Euro in sein neues Spiel "Poisonville" – und verspricht eine "3D-Welt in einer Qualität, wie sie bisher nur bei klassischen Konsolentiteln möglich war".

Investitionen, die sich offensichtlich rechnen. Laut Bigpoint-Chef Heiko Hubertz hat sich der Unternehmensumsatz "von Jahr zu Jahr jeweils verdreifacht". Für 2009 peilt die Spieleschmiede einen dreistelligen Millionenbetrag an. Pro Tag gebe es bei Bigpoint 200.000 neue Registrierungen. Weltweit sind derzeit 75 Millionen Nutzer registriert.

Wer nun auch in die Welt der MMORPGs (Massively Multiplayer Online Role Playing Games) abtauchen möchte, findet über die Infobox Links zu den wichtigsten Genre-Vertretern. Außerdem: Ein Überblick über die Meilensteine in der Geschichte des Online-Gamings.

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