Der Kaufpreis bleibt auf Wunsch von E.ON geheim, er beträgt aber über eine Milliarde Euro, verriet Anzengruber. Zum Vergleich: Das bereits angesprochene Kraftwerk Freudenau habe seinerzeit 14 Milliarden Schilling (ebenfalls mehr als eine Mrd. Euro) gekostet. Der Kaufpreis soll zu zwei Dritteln in bar beglichen werden, das restliche Drittel durch Stromlieferungen aus dem Speicherkraftwerk Zell am Ziller in den nächsten 20 Jahren.
Deutsche Mitarbeiter bleiben an Bord
Das Closing wird indes für das dritte Quartal 2009 erwartet, vorbehaltlich der Zustimmung der EU-Kartellbehörde und des E.ON-Aufsichtsrates. Die Genehmigung des Verbund-Aufsichtsrates sei bereits vorhanden, sagte Anzengruber. Die 217 Mitarbeiter der Kraftwerke sollen zu unveränderten Bedingungen in den Verbund integriert werden. "An den Ausbauplänen in Österreich halten wir unverändert fest, deutlich zurücknehmen werden wir nur unser Engagement in Osteuropa", sagte der Verbund-Chef.
Synergieeffekte sollen gehoben werden
E.ON hatte sich im vergangenen Jahr gegenüber der EU-Kommission verpflichten müssen, Eigentum an deutschen Kraftwerkskapazitäten mit einer Gesamtleistung von rund 5.000 Megawatt abzugeben, daher kam der heimische Verbundkonzern offenbar zum Zug. Als Motiv gibt man beim Verbund an, dass man "durch den Erwerb der 13 Innkraftwerke weiters in die Lage versetzt wird, zahlreiche Synergieeffekte mit den nahegelegenen Wasserkraftwerken der Verbund-Tochter Verbund-Austrian Hydro Power (AHP) zu heben". "Es stehen bei E.ON auch thermische Kraftwerke zur Veräußerung an, aber daran werden wir uns nicht beteiligen", so Anzengruber.
Finanzierung bereitet kein Kopfzerbrechen
Die Finanzierung des Deals werde dem Verbund keine Probleme bereiten, sagte Anzengruber. Erst Anfang April hatte der Verbund eine Anleihe über 500 Millionen Euro platziert, die innerhalb kürzester Zeit siebenfach überzeichnet war. Der Verschuldungsgrad (Gearing) des Verbunds wird durch den Erwerb der E.ON-Kraftwerke von derzeit knapp 100 Prozent auf 130 bis 150 Prozent steigen. Das genaue Ausmaß werde von der Struktur der Finanzierung und auch davon abhängen, ob die bayrischen Gemeinden und Landkreise das Angebot des Verbunds annehmen, sich mit bis zu 30 Prozent an den Innkraftwerken zu beteiligen. Wenn sich die Kommunen beteiligen und wenn die geplanten Verbund-Projekte alle durchgeführt werden, dann steige das Gearing auf 130 Prozent, sagte Anzengruber.
Fokus auf wichtigsten Auslandsmarkt
Der Erwerb der Wasserkraftwerke im wichtigsten Auslandsmarkt Deutschland soll außerdem die Vertriebs- und Handelsaktivitäten des Verbund in einem seiner definierten Kernmärkte unterstützen. Das Absatzvolumen des Verbund im deutschen Strommarkt von rund 22.700 Gigawattstunden entspricht rund 40 Prozent des Gesamtabsatzes des Verbund. Dieser verfügt in Österreich über 80 Lauf- und 22 Speicherkraftwerke mit einer Kapazität von rund 6.600 Megawatt, errichtet derzeit Wasserkraftwerke mit Kapazität in Höhe von rund 500 Megawatt und hat bis 2015 weitere Projekte über rund 550 Megawatt in Planung. Von den 25 Milliarden kWh Strom, die der Verbund jährlich erzeugt, stammen 90 Prozent aus Wasserkraft.
Verbund will Stellung in Europa ausbauen
Laut Anzengruber ist der Verbund derzeit der fünftgrößte Wasserkraft-Stromerzeuger in Europa, nach dem französischen Versorger Electricite de France (EdF), dem schwedischen Energiekonzern Vattenfall, der italienischen Enel und der norwegischen Statkraft. Mit den Innkraftwerken steigt der Verbund zur Nummer 4 auf. Ziel sei es, nach der Umsetzung der Investitionsvorhaben zur Nummer 3 in Europa zu werden, gab Anzengruber die Richtung vor.
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