Tragischer Fall

Krankes Baby von Klinik nach Hause geschickt

Steiermark
25.10.2008 17:23
In Graz ist ein elf Monate altes Baby an einer Meningokokken-C-Infektion gestorben. Die tödlich verlaufene Infektion, die an der Kinderklinik des LKH Graz nicht als solche erkannt worden war, ist nun Gegenstand von Untersuchungen. Während die Eltern der elf Monate alten Michelle glauben, ihre Tochter könnte noch am Leben sein, wäre sie stationär aufgenommen worden, erklärte Kinderklinik-Chef Wilhelm Müller: Es handelt sich um einen besonders tragischen Einzelfall, die Untersuchungen in der Ambulanz hätten keinerlei Auffälligkeiten gezeigt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.

Die Eltern waren vergangenen Samstag gegen 13.00 Uhr in die Kinderklinik gekommen, weil ihre Kleine stark fieberte. Nach einer Wartezeit von einer dreiviertel Stunde seien Labortests gemacht worden, nach Vorliegen der Ergebnisse - etwa drei Stunden nach Eintreffen - habe ein Oberarzt das Kind untersucht: Er habe einen fiebrigen Infekt diagnostiziert und Eltern samt Säugling, der auf ein verabreichtes fiedersenkendes Medikament reagiert hatte, heimgeschickt. Wenige Stunden später war die kleine Michelle tot.

Keinerlei Auffälligkeiten festgestellt
"Es tut mir unendlich leid", reagierte Kinderklinik-Leiter Müller am Freitag. "Die Blutwerte waren unauffällig, der CRP-Wert als Entzündungsparameter war in der Norm, der Allgemeinzustand gut, wie einer unserer erfahrensten Oberärzte festgestellt hat". Auch sonstige Auffälligkeiten wie Hautblutungen, die mit einer derartigen Infektion verbunden sind, seien nicht zu beobachten gewesen. "Wir haben an einem Wochenende bis zu 250 Kinder hier - hauptsächlich mit hochfieberhaften viralen Infekten".

Müller weist auch den Vorwurf zurück, die Notaufnahme sei beim Eintreffen der Eltern mit der kleinen Patientin nicht besetzt gewesen: Die Ambulanz war wie üblich mit zwei Ärzten und mehreren Krankenschwestern besetzt, die Aufnahme am Schalter könnte für wenige Minuten zum Beispiel auf der Toilette gewesen sein. Mit Wartezeiten von rund einer Stunde müsse an einem starken Tag, wie der vergangene Samstag einer gewesen sei, gerechnet werden. Wäre äußerlich ein bedenklicher Zustand des Kindes erkennbar gewesen, wäre es natürlich vorgenommen worden.

Impfung fällt nicht ins Pflichtprogramm
"Besondere tragisch ist dieser Fall auch, weil es gerade gegen Meningokokken des Typus C ab dem Säuglingsalter einen guten Impfstoff gibt, der allerdings nicht in das Pflichtimpfprogramm fällt", erklärte Müller.

In diesem Jahr schon der zweite Fall
Heuer im Frühjahr hat es bereits einen ähnlichen Fall gegeben, als im KH Oberwart die lebensbedrohliche Infektion einer 15-jährigen Oststeirerin nicht erkannt wurde und das Mädchen nach der Überstellung in die Grazer Kinderklinik starb. 2007 hat es in Österreich 69 Meningokokken-Fälle gegeben, vier davon sind tödlich verlaufen.

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