Prozess um Raubmord

Überfall-Opfer: “Ich habe Angst vor der Heimat”

Österreich
21.11.2013 18:21
Im fortgesetzten Prozess gegen vier Rumänen wegen zwei brutaler Raubüberfälle mit einer Toten im Salzburger Flachgau hat am Donnerstag der überlebende Pensionist ausgesagt. Der 80-Jährige aus Straßwalchen schilderte den Geschworenen am Landesgericht Salzburg, wie schmerzhaft es gewesen sei, als ihm die Täter mit einem Messer in den Oberschenkel stachen - und dass er nur mit göttlicher Hilfe überlebt hätte. Seither habe er Angst vor seiner Heimat. Der Prozess wurde vertagt.

Rund 30 Minuten vor dem Überfall am 6. September 2012 schickte der schwerhörige, alleinstehende Pensionist einem Bekannten noch seine routinemäßige SMS mit den Worten: "Ich bin noch am Leben", wie das spätere Opfer im Prozess schilderte. "Als ich am Küchentisch mein Essen auf Rädern einnahm, spürte ich eine freundschaftliche Betappelung." Einer der Rumänen, die in das alte Bauernhaus geschlichen waren, hatte ihm auf die Schultern geklopft und einen Bettelbrief gezeigt. "Zack, bin ich schon am Boden gelegen, gefesselt an Händen und Füßen."

Opfer: "Es ging mir um mein Leben"
Die Männer lösten später die Fußfesseln und schleppten den alten Mann ins Obergeschoß, wo sie seinen Tresor ins Visier nahmen. "Ich gab ihnen ein Zeichen, sie sollen die Hände freimachen, dass ich öffnen kann. Sie wurden noch zorniger und schlugen mich. Dann hab ich den Stich gespürt, das war sehr schmerzhaft. 'Herrgott, ich denke an deine Kreuzigung', dachte ich. Es ging mir um mein Leben." Es habe dann eine Zeit gedauert, bis die Täter den Tresor geöffnet hatten. Bevor die Männer flüchteten, "haben sie mich an den Füßen noch fest gefesselt".

Dass er sich befreien konnte, verdanke er "der Hilfe von oben", schien der Pensionist überzeugt. "Die Klebebänder dehnten sich wie Gummizeug. Die Fesseln gaben mir Zeugnis, dass ein Wunder passiert ist, sonst hätte ich mich nicht befreien können. Sonst wäre ich schon unter der Erde."

Pensionist: "Seither habe ich Angst vor der Heimat"
Blutüberströmt schleppte er sich anschließend zu einer Nachbarin. "Sie hat mich an den Händen befreit, dann kam die Rettung." Der schwer verletzte 80-Jährige wurde mit dem Rettungshubschrauber ins Spital gebracht. "Seither habe ich Angst vor der Heimat. Ich wohne jetzt in einem Altenheim", erklärte er dem vorsitzenden Richter Andreas Posch, der sich wegen der Schwerhörigkeit des Zeugen direkt neben ihn gesetzt hatte. Dem Pensionisten machte es gar nichts aus, vor den Beschuldigten auszusagen, sie mussten nicht den Raum verlassen. "Ich kenne sie ja eh", sagte er zum Vorsitzenden.

Vor der Einvernahme des Pensionisten ist der 21-jährige erstangeklagte Cosmin T. zu dem Überfall befragt worden. Er bereue die Tat, sagte der Rumäne. Er habe aber nicht gesehen, wer den Mann geschlagen habe, er selbst sei es jedenfalls nicht gewesen. "Ich hatte auch nie ein Messer in der Hand", betonte der Beschuldigte.

Dass sie jemanden fesseln müssten, daran hätten sie vor dem Überfall nicht gedacht. Sie hätten Geld stehlen wollen und gehofft, "vielleicht schaffen wir es, dass er uns nicht sieht". Der drittangeklagte Viorel C. schilderte, dass er vom Pensionisten schon zuvor dreimal Geld erbettelt hatte. Zweimal habe er 50 Euro und einmal zehn Euro bekommen. "Wir haben uns dann entschlossen, dorthin zu gehen und zu stehlen." Er selbst sei aber nicht im Haus gewesen.

Angeklagte zeigten sich nur teilweise geständig
Die vier Beschuldigten, die Ermittlern zufolge aus dem Bettlermilieu stammen, zeigten sich bisher zum Teil geständig. Cosmin T. und Ciprian T. (24) sollen den Straßwalchner laut Anklage gefesselt, geschlagen und gewürgt haben, der 31-jährige Komplize Viorel C. soll Schmiere gestanden sein. Die Täter flüchteten mit 11.000 Euro Bargeld und einem Handy.

Zudem sollen Cosmin T. und Viorel C. - wie berichtet - den Mord an einer 83-jährigen Arztwitwe in Köstendorf am 4. Dezember verübt haben. Der 35-jährige Ioan S. leistete offenbar "Aufpasserdienste". Die Witwe erstickte, nachdem sie geschlagen, gefesselt und geknebelt worden war. Die Täter erbeuteten Schmuck im Wert von 31.200 Euro.

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