Im OECD-Vergleich

Österreichs Lehrer: Viel Gehalt für wenig Arbeit

Österreich
25.06.2013 15:00
Im Streit um eine höhere Unterrichtsverpflichtung im geplanten neuen Lehrerdienstrecht hat die Regierung am Dienstag indirekt Verstärkung durch die OECD erhalten. Die Ergebnisse der jüngsten Ausgabe der Studie "Bildung auf einen Blick 2013" ("Education at a Glance") zeigen erneut: Österreichs Lehrer unterrichten im internationalen Vergleich weniger, müssen sich dabei um weniger Schüler kümmern und verdienen zu jedem Zeitpunkt ihrer Karriere besser als ihre Kollegen in den meisten anderen Industrienationen.

Die Unterrichtsverpflichtung ist einer der wesentlichen Knackpunkte bei der Reform des Lehrerdienstrechts. Die Regierung will sie von derzeit 20 bis 22 Wochenstunden auf 24 erhöhen. Paul Kimberger, Chefverhandler der Pflichtschullehrer, lehnt das als "Arbeitszeiterhöhung" ab.

Abstimmung in der Infobox: Sollen unsere Lehrer länger unterrichten müssen?

Im Vergleich zum OECD-Schnitt müssen Österreichs Pädagogen derzeit wenig unterrichten: In der Volksschule ist der Unterschied mit elf Stunden pro Jahr noch gering, im Sekundarbereich I (AHS-Unterstufe, Hauptschule/Neue Mittelschule) beträgt er indes 102 Stunden pro Jahr und im Sekundarbereich II (AHS-Oberstufe, berufsbildende mittlere Schulen) 75 Stunden. Die Zahl der Arbeitstage liegt mit 180 ebenfalls unter dem OECD-Schnitt.

Jahresarbeitszeit bei heimischen Pädagogen höher
Betrachtet man die Jahresarbeitszeit, die in zwei Dritteln der OECD-Länder zusätzlich zur Unterrichtsverpflichtung definiert wird und die in Österreich nur für Pflichtschullehrer (Volks-, Haupt-, Neue Mittelschule, Sonder-, Berufs-, Polytechnische Schule) vorgegeben ist, arbeiten heimische Pädagogen wiederum mehr als Kollegen in anderen OECD-Ländern. "Dies könnte darauf hindeuten, dass die Lehrkräfte in Österreich mehr Zeit für andere Tätigkeiten verwenden können, zum Beispiel die Stundenplanung und die Korrektur von Hausaufgaben und Klassenarbeiten", heißt es im Österreich-Länderbericht zur Studie.

Lehrergehälter in allen Schultypen höher als OECD-Schnitt
Beim Einkommen sind Pädagogen in Österreich zu jedem Zeitpunkt ihrer Karriere und in allen Schultypen bessergestellt als im OECD-Schnitt. Lagen 2011 bei Volksschullehrern schon das Einstiegsgehalt (31.500 US-Dollar, kaufkraftbereinigt) und das Gehalt nach 15 Jahren (41.633 Dollar) über dem OECD-Schnitt (Einstieg: 28.900 Dollar, nach 15 Jahren: 38.136 Dollar), ist der Einkommensvorsprung beim Höchstgehalt mit rund 62.100 Dollar noch wesentlich größer (OECD: 45.600 Dollar).

Ähnlich verhält es sich in der Sekundarstufe I (rund 33.000 Dollar Startgehalt, 45.105 Dollar nach 15 Jahren, rund 64.500 Dollar Endgehalt; OECD: 30.200 Dollar Startgehalt, 39.934 Dollar nach 15 Jahren bzw. 48.200 Dollar Endgehalt) und der Sekundarstufe II (Ö: 33.400 Dollar, 46.317 Dollar bzw. 67.400 Dollar; OECD: 31.300 Dollar, 41.665 Dollar bzw. 50.100 Dollar).

Vor allem Endgehälter sehr hoch
Dabei landet Österreich bei den Anfangsgehältern jeweils im Drittel mit den besten Lehrergehältern, das Endgehalt wird nur noch von wenigen Ländern wie Deutschland, Südkorea, Luxemburg und der Schweiz übertroffen. Auch beim Gehalt pro Unterrichtsstunde (nach 15 Berufsjahren) liegen österreichische Lehrer teils deutlich über dem OECD-Schnitt.

Unterstützung gibt es von der OECD für die Pläne, Einkommensunterschiede zwischen Pflicht- und Bundesschullehrern auch durch eine gleichwertige Ausbildung auszugleichen: "Die strukturellen und finanziellen Änderungen dürften auch dazu betragen, die Attraktivität des Lehrerberufs zu steigern, was in Anbetracht des hohen Anteils an Lehrern nahe dem Renteneintrittsalter besonders wichtig ist", heißt es in dem Papier. Gleichzeitig zeigt die Studie allerdings auf, dass in den meisten OECD-Staaten Lehrer höherer Schulstufen besser verdienen als Pädagogen im Volksschul-bzw. unteren Sekundarbereich.

Weiterhin Aufholbedarf bei der Akademikerquote
Die OECD-Studie beleuchtet auch den Bildungsstand in den untersuchten Ländern und zeigt, dass dieser in Österreich grundsätzlich hoch ist, bei der Akademikerquote aber nach wie vor Aufholbedarf besteht. Demnach haben 82 Prozent der Österreicher im Erwerbsalter mindestens einen Abschluss der Sekundarstufe II (z.B. Matura oder Lehre), im OECD-Vergleich sind es nur 74 Prozent. Bei der tertiären Bildung sieht es schlechter aus: Nur 19 Prozent der Österreicher im Alter von 25 bis 64 Jahren verfügen über einen Hochschulabschluss, in der OECD sind es 32 Prozent.

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