Prediger vor Gericht

Dschihadisten-Prozess für sechs Monate vertagt

Österreich
29.02.2016 19:20

Der Prozess rund um den islamischen Prediger Mirsad O. sowie Mucharbek T. ist am Montagabend in Graz vertagt worden. Den meisten Anträgen der Verteidiger wurde stattgegeben, nun sollen weitere Zeugen gehört werden. Auch ein ergänzendes Gutachten sowie die Übersetzung der bosnischen Reden wird in Auftrag gegeben.

Der sechste Verhandlungstag begann mit der Befragung von zwei Zeugen. Es handelte sich um die Brüder jenes Mannes, der in der Vorwoche wegen Falschaussage während der Verhandlung festgenommen worden war, weil er ganz andere Angaben machte als bei seiner Befragung durch die Polizei.

Ein Bruder schilderte, dass die Familie den dritten Bruder plötzlich vermisst habe und den Verdacht hegte, er sei in Syrien als Kämpfer für die Terrororganisation Islamischer Staat. In der Moschee hatten sie auch nach ihm gesucht, weil er begonnen hatte, oft dorthin zu gehen und sich einen Vollbart hatte wachsen lassen. Dort bekam die Familie aber nur zu hören: "Seid froh, dass er in Syrien kämpft, dann kann er als Märtyrer ins Paradies kommen."

Der dritte Bruder, der mittlerweile wieder zu Hause ist und wegen seiner Aktivitäten bereits in Wien verurteilt wurde, gab an, er kenne Mirsad O. zwar aus der Moschee, habe aber nie gehört, dass dieser jemanden aufgefordert hätte, nach Syrien zu gehen: "Er hat über das Gebet, über das Fasten und dass man gut zu den Eltern sein soll gepredigt", schilderte er. "Auch über den Dschihad?", fragte der Richter. "Da kann ich mich nicht erinnern", kam die Antwort.

Der Zeuge erzählte auch von Ausflügen mit Mirsad O. und Mucharbek T., wo man gemeinsam schwimmen gegangen sei. Der Richter konfrontierte ihn mit einem dieser "Ausflüge", der sich als Schießübung auf der Donauinsel entpuppte. "Warum macht man so etwas?" "Weiß ich nicht". "Wer hatte die Idee?" "Weiß ich nicht", so die stereotype und unverfängliche Antwort. Es folgte die Vorführung von Videos, die vor allem die Verbindungen von Mirsad O. zu Personen, die tatsächlich in Syrien als Kämpfer waren, zeigen sollten. Audiodateien, die für die Zuhörer teilweise sehr schlecht zu verstehen waren, gaben Gespräche im Auto des Predigers wieder.

Verfahren wird in frühestens sechs Monaten fortgesetzt
Die beiden Verteidiger beantragten rund zwei Dutzend weitere Zeugen, die nun alle gehört werden sollen. Außerdem soll ein Islamismus-Sachverständiger ein ergänzendes Gutachten erstellen, weiters wird eine CD mit bosnischen Reden von Mirsad O. zur Gänze übersetzt, bisher lagen nur Auszüge vor. Zur Überprüfung des genauen Tathergangs der angeklagten Bluttaten sollen auch Funkprotokolle angefordert werden.

Abgelehnt wurde nur ein psychiatrisches Gutachten eines Belastungszeugen, der sich mittlerweile im Zeugenschutzprogramm befindet und maskiert ausgesagt hatte. Der Richter kündigte an, das Verfahren in frühestens sechs Monaten fortzusetzen.

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