Mächtige Wunderwaffe

Trump-Schwiegersohn als Fädenzieher im Weißen Haus

Ausland
17.11.2016 10:30

Jared Kushner ist der Schwiegersohn des künftigen US-Präsidenten Donald Trump. Dem 35-jährigen Immobilienunternehmer werden große Ambitionen nachgesagt, er soll als Einflüsterer großen, wenn nicht gar den stärksten Einfluss auf Trump haben. Der Ehemann von Trump-Tochter Ivanka könnte laut US-Medien eine offizielle Position oder zumindest eine Beraterfunktion in der künftigen US-Regierung bekleiden - und somit zum wohl mächtigsten Schwiegersohn in der Geschichte der Vereinigten Staaten werden.

Donald Trump ist zweifellos ein Familienmensch. Dem Übergangsteam, das den Amtsantritt des künftigen US-Präsidenten vorbereitet, gehören gleich vier seiner Familienmitglieder an: seine drei ältesten Kinder Donald junior, Ivanka und Eric sowie sein Schwiegersohn Jared Kushner. Unter ihnen ist Kushner, der Ehemann von Ivanka Trump, womöglich die Figur mit dem stärksten Einfluss auf Trump.

Bezeichnend: Beim Familiendinner sitzt Jared Kushner Donald Trump gegenüber.

"Stalinistische Säuberungsaktion" im Trump-Team?
US-Medien machen Kushner beispielsweise für die Degradierung bzw. den Rauswurf mehrerer Mitglieder des Übergangsteams verantwortlich. Als eine "stalinistischen Säuberungsaktion" und einen "Messerkampf" werden die internen Machtkämpfe beschrieben. Bei dem Hauen und Stechen innerhalb des Übergangsteams, das sich hinter den verschlossenen Türen im New Yorker Trump Tower abspielen soll, spielt Kushner jedenfalls laut Medienberichten eine zentrale Rolle.

Insgesamt war der groß gewachsene und schlanke Youngster bisher wenig in der Öffentlichkeit zu sehen. Er hält sich lieber im Hintergrund - ist dort aber offenbar umso umtriebiger. Eine Szene am Rande des Treffens zwischen Trump und seinem Vorgänger Barack Obama vor einer Woche scheint die machtvolle Stellung des Schwiegersohns zu illustrieren: Zu sehen war, wie Kushner zusammen mit Obamas Stabschef Denis McDonough durch die Gärten des Weißen Hauses schlenderte.

Späte Rache an Feind der Familie
Kushner gilt zudem als treibende Kraft hinter der Entmachtung von Chris Christie, der vom Leiter des Übergangsteams zu einem von mehreren Stellvertretern degradiert wurde. Er soll auch dafür gesorgt haben, dass mehrere Christie-Vertraute aus dem Team geworfen wurden. Es soll sich - ganz nach dem alten klingonischen Sprichwort: "Rache ist ein Gericht, das am besten kalt serviert wird" - um einen Akt der späten Rache handeln.

Denn Christie hatte einst als Staatsanwalt Kushners Vater - wie Trump ein Immobilienmagnat - wegen Steuerbetrugs, illegaler politischer Spenden und Zeugenbeeinflussung hinter Gitter gebracht. Laut einem Bericht des Magazins "New Yorker" soll die Schmach seines Vaters bei Kushner tiefe Spuren hinterlassen haben. Im Sommer soll Kushner laut Berichten Trump bereits daran gehindert haben, Christie für das Vizepräsidentenamt zu nominieren.

Schwiegersohn verteidigt Trump gegen Antisemitismus-Vorwürfe
Auch ansonsten war Kushners Einfluss während des Wahlkampfs groß. Er wirkte nicht nur als Berater und Redenschreiber, sondern organisierte laut Recherchen des Magazins "Businessweek" auch Trumps hocheffiziente Kampagne in den sozialen Netzwerken. Zudem verteidigte er seinen Schwiegervater vehement gegen den Vorwurf des Antisemitismus. Kushner ist ein orthodoxer Jude. Ivanka Trump trat zum Judentum über, als sie 2009 heirateten.

Die Loyalität und der Eifer, mit der Kushner die politische Karriere seines Schwiegervaters unterstützt, sind eine durchaus erstaunliche Entwicklung. Denn der Schwiegersohn entstammt einer Familie eingefleischter Demokraten, die die Partei großzügig mit Spenden unterstützt hat. Allerdings wechselte Kushners Vater Charles im vergangenen Jahr die Seiten und spendete für Trump.

Parallelen im Werdegang
Die enge Bindung zwischen dem künftigen Präsidenten und seinem Schwiegersohn resultiert womöglich auch aus Parallelen im Werdegang: Wie Trump übernahm Kushner, der - nach millionenschweren Spenden seines Vaters - in Harvard und New York studierte und einen Abschluss in Betriebswirtschaft und Jus hat, das Immobilienimperium seines Vaters. Und wie Trump expandierte er dieses Imperium, indem er in Wolkenkratzer im New Yorker Stadtteil Manhattan investierte.

Dass Kushner nun in Trumps künftigem Regierungsteam einen Posten bekommt, wie US-Medien berichteten, scheint eher unwahrscheinlich. Ein Gesetz gegen Vetternwirtschaft - eingeführt, nachdem Präsident John F. Kennedy seinen Bruder Robert zum Justizminister machte - soll eben dies verhindern. Ob das Nepotismus-Gesetz allerdings auch für Berater gilt, sei unklar, berichtete das "Wall Street Journal" am Mittwoch.

Wird Kushner "nur" Präsidentenberater?
Um das Gesetz zu umgehen, könnte Trump seinen Schwiegersohn nämlich als wichtigen Einflüsterer ins Weiße Haus holen. Kushner habe Berichten zufolge angedeutet, auf ein Gehalt zu verzichten, um juristische Probleme so zu umschiffen. Trumps Team dementierte aber, bei den Behörden eine Sicherheitsüberprüfung Kushners beantragen zu wollen. Diese Unbedenklichkeitsbescheinigung wäre Voraussetzung dafür, dass Trump mit seinem Schwiegersohn offen über Fragen der nationalen Sicherheit reden könnte.

Aber unabhängig davon werde Kushner ohnehin "großen Einfluss auf den neuen Präsidenten ausüben", ist sich die "New York Times", mit der Trump seit dem Wahlkampf auf Kriegsfuß steht, sicher.

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