"Austro-Kanadier"

Wohnzimmer-Rocker Bryan Adams war in Wien

Musik
06.07.2012 11:22
Noch ein "Austro-Kanadier": Bryan Adams, Hitmaschine aus dem Great White North, steht zwar im Gegensatz zu Frank Stronach nicht vor der Gründung einer Partei, Stimmen hat er aber schon einige hinter sich, was sein Auftritt am Donnerstagabend in der Wiener Stadthalle bewies. Der Wohnzimmer-Rocker, der seine Kindheit zum Teil auch in Österreich verbrachte, sorgte zweieinhalb Stunden lang für eine ausgelassene, aber familientaugliche Party.
(Bild: kmm)

Die Eindrücke, die Diplomatensohn Adams aus seiner kurzen Zeit in Wien mitgenommen hat, fasste er mit dem schlichten Begriff "strange" zusammen. Kein professioneller Entertainer, der solche Ehrlichkeit nicht gleich in Schmeichelei verwandelt: Das Publikum sei es, das ihn diese Stadt nun schmackhaft gemacht habe. So weit, so gut, die Anbiederung hätte Adams nicht nötig gehabt. Denn von der ersten Sekunde an - mit "House Arrest" - hatte die Stimmung in der Stadthalle jenen Maximalpegel erreicht, der den gesamten Abend lang nicht mehr unterschritten werden sollte.

Während andere Künstler ihrer Tophits überdrüssig sind, deren Karaokeeffekt nur noch erdulden und lieber auf ihr neues, gescheitertes Album setzen, serviert Adams die gesamte Bandbreite seines Erfolgs. Und diese ist gewaltig. Vom legendären Sommer dieses speziellen Jahres über "Run To You", "Cuts Like A Knife", "Kids Wanna Rock" bis hin zur gesamten Schmalztopffüllung mit "(Everything I Do) I Do It for You" und "Please Forgive Me" lässt er nichts aus, was man nicht irgendwo schon einmal im Vorbeigehen gehört haben könnte.

Dabei hat der professionelle Songwriter nicht nur für sich reichlich Edelmetall aus Charterfolgen gesammelt. Kiss, Joe Cocker, Celine Dion, Mötley Crüe, Rod Stewart und Tina Turner haben auf das Talent des mittlerweile 52-Jährigen gesetzt. "It's Only Love", ein Duett mit Letzterer, sollte mangels Anwesenheit der Sängerin dann dem ohnehin nicht zurückhaltenden Gitarristen Keith Scott zum extatischen Paradeauftritt verhelfen. Überhaupt kann Adams für sich verbuchen, seine Band seit Jahrzehnten zusammenzuhalten anstatt auf gebuchte Tourmusiker zu setzen.

Und da Schlagzeugsoli ohnehin immer zu hysterischen Beifallskundgebungen seitens des Publikums führen, irgendwie aber doch schon fad sind, hatte Drummer Mickey Curry für die Tour Küche und Kabinett leer geräumt, um auf der Bühne mit Hingabe seine Kübel und Pfannen zu verdreschen. Dies gefiel ebenso wie der schon fast verstörend selbstsichere Auftritt der aus dem Publikum geholten Austro-Kanadierin (sic!) Stefanie, die anstelle der einstigen Duett-Partnerin Melanie C "When You're Gone" mitschmetterte.

Und anstatt bei der Zugabe noch einmal ordentlich aufzudrehen, sorgte Adams lieber für Heilige-Abend-Stimmung. Denn im Summer of 2012 setzt man in Nichtraucher-Zeiten nicht mehr auf verpönte Feuerzeuge, sondern auf Lichtspendende Handydisplays. Doch selbst mit den Schmachtfetzen "Straight from the Heart" und "All for Love" konnte die Stimmung nur bedingt abgekühlt werden.

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