Explosive Rückkehr

Dynamite Deluxe: “TNT”

Musik
20.01.2008 13:18
Es scheint die Zeit der großen Comebacks im Hip-Hop-Biz zu sein: Nach neuen Alben von Kool Savas oder dem Wu-Tang Clan kündigte sich mit der Rückkehr von Dynamite Deluxe eine weitere kleine Sensation in Rap-Deutschland an. Über sieben Jahre nach dem plötzlichen Aus präsentieren sich Samy, Tropf und Dynamite auf "TNT" nun glücklich wiedervereint.
(Bild: kmm)

Zu einer Zeit, als Deutsch-Rap gerade dabei war, den Kinderschuhen zu entwachsen, warfen Rapper Samy, DJ Dynamite und Produzent Tropf - getreu dem Motto "Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist" - überraschend das Handtuch. So ganz konnte und wollte man aber wohl doch nicht voneinander lassen: Nach über sieben Jahren der Trennung und diversen kleineren Zusammenarbeiten präsentiert man sich auf den insgesamt 13 Songs des neuen Albums in trauter Dreisamkeit.

Begonnen wird da, wo zuletzt alles endete: Mit den Abschlusszeilen ihres Albums "Deluxe Soundsystem" aus dem Jahre 2000 startet die Erfolgskombo von einst mit ihrem Intro zu neuen Taten - und das recht überschwänglich, wie der Titel des anschließenden und nahtlos geflowten "Newcomer des Jahres" zum Ausdruck bringt. Die für Rap so typische Großkotzigkeit lässt da nicht lange auf sich warten und schlägt sich - wie nicht anders zu erwarten - auch in anderen Songs nieder (etwa "Der Thron ist meiner").

Allerdings muss man Sam zu Gute halten, dass seine Selbstbeweihräucherungen noch immer zu den charmanteren des Genres zählen und sich nicht auf Penisgrößen-Vergleiche erschöpfen. Hinzu kommt, dass der "Wickeda MC" auf "TNT" abermals ein recht breites Themenspektrum mit seinen Texten abdeckt. Während mit Jan Delay auf "Alles bleibt anders" sozialkritische Töne angeschlagen werden, erzählt Samy auf "Easy" von verschmähter Liebe, zieht auf "Boombox" einen Vergleich zwischen Rap von damals und heute und beleuchtet auf "Bis hierher" seinen bisherigen Werdegang.

Dass "TNT" alles andere als ein Aufguss altbekannter Inhaltsstoffe ist, zeigt sich jedoch vor allem an der musikalischen Bandbreite. Nur noch vereinzelt lässt sich klassischer New-York-Flavour ausfindig machen ("Mein Flow ist"), der überwiegende Teil der Beats ist von Tropfs und Dynamites Vorliebe zu Reggae- ("Easy"), Dancehall- ("Weiter") und drückenden Synthie-Klängen ("Komma klar") geprägt. Sogar vor rockenden Stromgitarren machen die Herren nicht Halt, wie die Singleauskopplung "Dynamit!" (siehe Video) beweist.

Trotz aller Experimentierfreudigkeit, die manchem konservativem Hip-Hop-Head anfangs vor den Kopf stoßen könnte, wirkt "TNT" in sich schlüssig und homogen, und lässt so schnell keine Langeweile aufkommen. Bleibt nur zu hoffen, dass es sich bei "Letzter Song", dem Abschluss des rund 44-minütigen Albums, nicht um Samys Abschiedworte handelt.

Fazit: 8 von 10 explosiven Punkten

von Sebastian Räuchle

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