Stadthallen-Konzert

Dänen-Rocker Volbeat lieferten Kommerz mit Herz

Musik
18.11.2013 01:47
Sonntagabend verwandelte sich die Wiener Stadthalle in ein Tollhaus der Rockfans. Etwa 8.000 Begeisterte verfolgten die Wiederkehr der dänischen Top-Seller Volbeat, die ihre einzigartige Mischung aus Rock, Metal, Country und Rockabilly mit einer mächtigen Bühnenshow potenzierten. Große Überraschung - auch die Vorband Iced Earth überzeugte auf allen Linien.
(Bild: kmm)

Es ist diese stete Verbundenheit zum Metal, die sich Volbeat-Frontmann Michael Poulsen trotz der zunehmenden Kommerzialisierung seiner Band nicht nehmen lässt. Hatte der sympathische Däne auf seiner "Beyond Heaven/Above Hell"-Tour 2010 noch die schwedischen Death-Metal-Legenden Entombed im Schlepptau, darf in diesem Herbst die US-amerikanische Power-Metal-Institution Iced Earth den Anheizer geben. Angespornt von der mächtigen Kulisse von etwa 8.000 Fans, einer ungewohnt großen Bühne und Material des 2014 erscheinenden, neuen Studioalbums "Plagues Of Babylon" kann das Florida-Kollektiv auf allen Linien punkten.

Support mit großer Stimme
Vor allem der seit 2011 in Sold stehende Sänger Stu Block überzeugt mit stimmlicher Brillanz und Rampensau-Qualitäten. Sein Einsatz bei Songs wie "Dark Saga", der brandneuen Ballade "If I Could See You" oder "Burning Times" zeigt eindeutig, dass er seinem vielumjubelten Vorgänger Matt Barlow um nichts nachsteht. Bandleader Jon Schaffer weiß zudem geschickt kantige Thrash-Metal-Riffs in das akustische Gebräu einzuweben, sodass auch den allerhärtesten Volbeat-Fans partiell ein paar unterstützende Kopfschüttler auskommen. Dass Iced Earth ihre wahre Passion aber in überschaubaren Klub-Shows verortet haben, wird vor allem angesichts der eher verhaltenen Resonanz aus dem Zuschauerraum sichtbar.

Bevor die heiß ersehnten Headliner endlich kollektiv die Bühne der Stadthalle betreten, lässt sich Poulsen schon im Vorfeld blicken. Bei Iced Earth zockt er deren selbstbetitelten Song lässig auf der Gitarre mit, bevor es für seine geliebte Ehefrau ein Geburtstagsständchen gibt. Als der exklusiv für diese Tour mitgenommene Banjo-Spieler Rod Sinclair ein feuriges Akustik-Intro gibt, ist endgültig klar, dass das lange Warten ein Ende hat. Mit Funkenflug und Flammentürmen starten Volbeat mit dem neuen Song "Doc Holliday" in ihr knapp zweistündiges Set, das alle Stückerl spielt und für Liebhaber sämtlicher Alben etwas zu bieten hat.

Stars mit Bodenhaftung
Volbeat anno 2013 sind tatsächlich im großen Mainstream angekommen. Was sich die letzten Jahre schon abzeichnete, ist heute Gewissheit – hier spielt eine Band, die auch mit kantigen Metal-Riffs den Weg in die Kommerz-Radiostationen gefunden hat. Frontmann Poulsen wirkt damit noch immer etwas überfordert und kann es auch in der Interaktion mit dem Publikum kaum fassen, dass "ihr alle den Volbeat-Scheiß tatsächlich im Radio hören könnt". Doch gerade diese Bodenständigkeit ist nach wie vor eines der größten Erfolgsgeheimnisse der Band, schließlich wurde Poulsen die seltene Ehre zuteil, mit der aus seinem Herzen kommenden und ohne Abstriche exerzierten Musik zum absoluten Topstar aufzusteigen.

Bei Volbeat stimmen heute Abend aber nicht nur Songauswahl und Sympathie, sondern auch die Bühnenkonstruktion. Ganz auf das Thema des aktuellen Werkes "Outlaw Gentlemen & Shady Ladies" zugeschnitten, laden die Dänen in eine gruselige Westernstadt. Aufgehängtes Skelett, mit "R.I.P." beleuchtete Grabsteine und modrige Scheunen inklusive. Die fantastische, sich ständig verändernde Lichtshow trägt das Ihre zum visuellen Spektakel bei. Mittlerweile sind Volbeat auch optisch in der ersten Liga angekommen.

Gewinn an der Gitarre
Rein musikalisch gibt es sowieso wenig auszusetzen. Der kometenhafte Aufstieg ist den Dänen natürlich bewusst, sodass die neueren Songs etwas zahmer als die alten Stücke klingen. Bei so unterschiedlich klingendem Material wie "Fallen", "The Garden's Tale", "Radio Girl", "A Moment Forever" oder "Cape Of Our Hero" ist ohnehin für jeden etwas dabei. Die Spielfreude ist der Band anzusehen, Neu-Gitarrist Rob Caggiano beweist sich zudem als absoluter Gewinn für das Livekonzept. Dass er einst bei den US-Thrash-Heroen Anthrax mehr Können aufbieten musste als für die eher simpel gestrickten Volbeat-Songs, ist klar, mit so manch spontan eingeschobener Soloeinlage hält sich das Genre-Urgestein aber instrumental fit.

Dass die Songs auf zwei Stunden gesehen oftmals eine gewisse Redundanz und so manch kräftige Metallica-Schlagseite aufweisen, sei Poulsen und Co. verziehen, denn wer sein Publikum mit jeder Nummer voll im Griff hat, hat fraglos viel richtig gemacht. Der wärmende Flammenzirkus auf der Bühne erreicht zwar noch lange keine Kiss-Dimensionen, macht aber klar begreiflich, wo Volbeat heute stehen und dass sie noch lange nicht genug haben. Handgemachte Musik kann ja doch noch zeitgemäß sein. Und sind wir nicht alle ein bisschen froh, dass es auch noch Kommerz mit Herz gibt?

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