Milchpreis-Demo

Bauern-Protest für höhere Preise in ganz Europa

Österreich
29.04.2009 16:50
Österreichs Milchbauern machen mobil. Mehr als 300 Traktoren sind am Mittwoch auf der Wiener Ringstraße aufgefahren, um gegen den drastischen Verfall des Bauernmilchpreises zu protestieren. Auf Plakaten und Transparenten der etwa 1.500 Milchbauern - mehr als erwartet - war unter anderem zu lesen: "Ohne faire Preise keine Zukunft" oder auch "Stirbt der Bauer, stirbt das Land". Aber nicht nur in Wien fanden Demonstrationen statt: An die 25.000 Milchbauern in ganz Europa sind auf die Straße gegangen, um auf die ihrer Meinung nach existenzbedrohenden Milchpreise aufmerksam zu machen.

Hintergrund der Proteste ist, dass der österreichische Bauernmilchpreis innerhalb eines Jahres von 42 auf 29 Cent pro Kilogramm gefallen ist. In Deutschland werden gar nur noch etwa 20 Cent bezahlt, der Weltmarktpreis liegt sogar noch darunter. Insgesamt haben die österreichischen Bauern laut Bauernbund zuletzt durch gesunkene Preise bei Milch, Getreide, Fleisch und Holz Einkommensverluste von rund einem Drittel hinnehmen müssen.

Vor dem Parlament haben die Milchbauern Nationalratspräsidentin Barbara Prammer und den Agrarsprechern der Parteien eine Petition übergeben.

Bilder von der Demonstration findest du in der Infobox!

Milchbauern-Sterben geht weiter
Laut Statistik verschwinden jeden Tag 97 Kühe und neun Bauernhöfe in Österreich. Die Zahl der derzeit noch rund 40.000 Milchbauern Österreichs reduzierte sich zuletzt jährlich um mehr als 2.000 Betriebe. Selbst wenn der Erzeugermilchpreis auf dem aktuellen Niveau von knapp 30 Cent pro Kilogramm bleibe, müsse ein Viertel der heimischen Milchbetriebe zusperren, sagte Ernst Halbmayr von der IG Milch, den Veranstaltern der Milch-Demonstration. Die Tendenz bei den Preisen in Österreich sei aber weiter fallend und bewege sich in Richtung deutsches Niveau auf unter 20 Cent.

"Milchmarkt ist völlig zusammengebrochen"
"Der Milchmarkt ist in den vergangenen Wochen völlig zusammengebrochen", schilderte IG-Milch-Obmann Ewald Grünzweil die Lage. Oder wie ein deutscher Milchbauer meinte: "Wir haben den Bankdirektor im Genick und den Kuhschwanz im Gesicht." "Wenn der Milchpreis weiter so sinkt, werden wir bald Eintrittsgeld in den Stall zahlen müssen", hieß es da unter den Milchbauern.

Entstanden sei die Situation durch die EU-weite Aufstockung der Milchlieferquoten zu einem Zeitpunkt, als der Milchmarkt bereits übersättigt gewesen sei. Das habe in der Folge zu dem starken Preisverfall geführt. Für einen Liter Milch würden Österreichs Bauern mindestens 40 Cent benötigen, um wirtschaftlich arbeiten zu können.

Bauern wollen flexible Mengenregelung  
Europaweit haben die Milchbauern dieselbe Forderung an die Politik: Die Mengenregulierung bei Milch soll flexibler werden. In Österreich sei dazu eine Novellierung der Milchmarktordnung nötig, im Zuge derer vor allem das nationale Abrechnungssystem abgeschafft gehört, so die IG Milch. Zudem schlägt die IG Milch die Gründung einer nationalen Erzeugerorganisation vor, über die die Milchmengen geregelt werden sollen.

Im Gegensatz zu anderen EU-Ländern wird in Österreich das System der Saldierung angewendet, bei dem die bei einer Quoten-Überlieferung fällige Strafzahlung auf alle Milchbauern aufgeteilt wird. Dieses Abrechnungssystem verdammt laut IG Milch zur Überproduktion, was auch dazu geführt habe, dass Österreich seit dem EU-Beitritt in Relation zur Quote (auf Österreich entfallen nur zwei Prozent der Milchquote) die höchste Überlieferung habe.

Landwirtschaftsminister Berlakovich habe zwar angekündigt, vorübergehend die Quotenaufstockung um ein Prozent zur Entlastung des Milchmarktes auszusetzen; aber auch das mache nur bei einer - zumindest teilweisen - Abschaffung des Saldierungssystems Sinn, so Grünzweil.

IG Milch fordert Konsum-Patriotismus
Aber ohne die Solidarität der Konsumenten und einen gewissen Konsumpatriotismus werde es auch in Zukunft nicht gehen können, räumten die Vertreter der IG Milch ein. Sie hoffen daher, mit den Protesten nicht nur auf ein Einlenken der Agrarpolitiker, sondern auch auf die Unterstützung der Konsumenten. Helfen würde dabei auch die neue Milchwerbung der Agrarmarkt Austria (AMA), die die IG Milch, eine Vereinigung von etwa 4.000 Milchbauern, auch begrüße.

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