"Krone": Viele Grazer haben das Gefühl, dass sich Migranten oft nicht integrieren wollen.
Brigitte Köksal: Diesen Eindruck habe ich nicht. Die überwiegende Zahl der Migranten will vor allem einen Job und eine gute Ausbildung. Bei Vereinen, die deutsche Sprachkurse anbieten, haben wir extrem lange Wartelisten.
"Krone": Es gibt ausländische Eltern, deren Kinder nicht an Schulfesten teilnehmen dürfen. Es gibt türkische Frauen, die nicht einmal allein mit dem Bus fahren dürfen.
Köksal: Wir müssen den Migranten unsere Werte und Traditionen vermitteln. Wenn sie unsere Werte nicht kennen, wie sollen sie sich dann daran halten?
"Krone": Geht das ohne Zwang?
Köksal: Ich bin für Freiwilligkeit. Meine Erfahrung zeigt, dass unsere Angebote sehr gut angenommen werden. Wir müssen aber auch die abholen, die nicht so recht wollen. Da geht es um Konsequenz. Geht’s nicht freiwillig, muss man es mit Druck versuchen.
"Krone": Wie kann dieser Druck erzeugt werden?
Köksal: Etwa durch eine ständige Integrations-Begleitung und gezielte Maßnahmen wie Deutschkurse. Hier gibt es derzeit zu wenig Plätze.
"Krone": Gries und Lend sind Problemzonen, weil sie einen hohen Ausländeranteil haben.
Köksal: Ich kenne niemanden, der sich fürchtet, wenn er über den Griesplatz geht, aber ich kenne viele, die sich nachts im Stadtpark fürchten. In Gries gibt es zahlreiche türkische Lokale und Geschäfte, aber das ist eine Sache der Nachfrage. In anderen großen Städten spricht man von Communities, also Gemeinschaften, etwa die indischen, pakistanischen, wo auch Einheimische einkaufen und sich treffen. Bei uns spricht man gleich von einem Getto.
"Krone": Ist Graz Zuwandererstadt?
Köksal: Österreich ist ein Zuwandererland und Graz ist eine Zuwandererstadt.
"Krone": Manche Grazer fürchten, dass es auch bei uns einmal zu Krawallen und Ausschreitungen in Ausländervierteln kommt wie in Paris.
Köksal: Bei uns brodelt es nirgends. Diese Gefahr sehe ich wirklich nicht.
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