Im Zuge des Rechtsstreits wurden mittlerweile Tausende Seiten an Dokumenten produziert, und im Juni soll der Fall nun endgültig von einer Richterin geklärt werden. Sie hat zunächst darüber zu entscheiden, ob eine aufgespürte Hose tatsächlich - wie von der Firma behauptet - die des Kläger ist, der hartnäckig bestreitet, dass diese jemals in seinem Schrank hing. Dann geht es um etwaige Entschädigungen. 50 Zeugen wollte der Kläger, der übrigens selbst studierter Anwalt ist, ursprünglich aufbieten, die Richterin ließ vier zu.
Verlorene Hose - so begann der absurde Rechtstreit
Die Saga begann im Frühling 2005, als Roy Pearson (der Kläger) einen neuen Job als Richter in Washington erhielt. Dafür, so befand er, müsse er sich besser kleiden und seine Anzughose von der Stange an den mittlerweile gewachsenen „Schwimmreif“ um seinen Bauch anpassen lassen. Er suchte die Custom Cleaners auf, eine von koreanischen Einwanderern betriebene Reinigung plus Änderungsschneiderei in der Nachbarschaft. Er gab die Hose dort am 3. Mai ab, um sie bei Amtsantritt am 6. Mai tragen zu können. Aber am 5. Mai war sie nicht fertig, und als Pearson sie dann am folgenden Morgen in aller Herrgottsfrühe abholen wollte, war sie verschwunden.
Eine Woche später wurden die Firmenbesitzer - die Chung-Familie - nach eigenen Angaben fündig, aber Pearson wollte von der Hose nichts wissen: Seine, so sagte er, habe rote Streifen gehabt, und die fehlten auf dem ihm präsentierten grauen Stück. Der erzürnte Jurist forderte von dem Betrieb zunächst 1.150 Dollar für einen neuen Anzug. Viele Schriftwechsel und Dokumente später boten die Chungs schließlich 12.000 Dollar an, aber Pearson winkte ab.
Flut an Klagen eingereicht
Denn inzwischen waren nicht nur seine Schmerzen ob des Verlustes ins Unermessliche gestiegen sondern auch sein Anspruch auf Geld zur Linderung selbiger. Pearson befand auch, dass sich die Chungs des Verbraucherbetrugs schuldig gemacht hätten, weil sie in ihrem Geschäft Schilder mit den Aufschriften „Service noch am selben Tag“ und „Kundenzufriedenheit garantiert“ hängen gehabt hätten. Pearson brachte eine Klage nach der anderen ein - die Forderungen stiegen in Schwindel erregende Höhen.
Die teilweise absurden Forderungen: Die Chungs müssten für die Dauer von zehn Jahren einmal in der Woche für einen Mietwagen aufkommen, verlangte er beispielsweise, denn dank ihres Verhaltens müsse er eine weiter entfernte Reinigung aufsuchen. Er macht 1000 Anwaltsstunden geltend, und vor allem entdeckte er ein Gesetz zum Verbraucherschutz in Washington, das im Fall einer Verletzung 1.500 Dollar pro Tag an Entschädigung vorsieht. Pearson begann zu rechnen: 12 Verletzungen im Zeitraum von 1200 Tagen, drei Beklagte (die Chungs – und zwar Mutter, Vater und Sohn, der auch in der Firma arbeitet). Ein Hosenbein hier, ein Hosenbein da – ergibt insgesamt 67 Millionen.
Chungs müssen zehntausende Dollar für Anwalt ausgeben
Glaubt auch niemand, dass Pearson am Ende über bestenfalls ein paar Tausend Dollar Entschädigung hinauskommt, müssen die Chungs auf jeden Fall gewaltig bluten. Ihre Verteidigung allein koste zehntausende Dollar, zitiert die „Washington Post“ den Rechtsvertreter der Familie. Ganz abgesehen von dem Zeitaufwand für sie. Der Zeitung zufolge bombardierte sie Pearson mit langen Fragebögen, darunter dies: „Bitte geben Sie Namen, volle Adresse und Telefonnummer aller Reinigungsbetriebe mit dem Schild ‚Zufriedenheit garantiert’ an, die Sie am 1. Mai 2005 kannten - in Washington, in den USA und auf der Welt.“ Es bleiben nicht viele Worte, mit denen man Roy Pearson beschreiben kann – das wohl am besten zutreffendste beginnt mit A…
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