Nach 12 Tagen Sperre

Zyperns Banken sind wieder offen – “Alles nach Plan”

Wirtschaft
28.03.2013 17:02
Nach zwölf Tagen Sperre haben die Banken im kriselnden Zypern am Donnerstag für sechs Stunden wieder ihre Pforten geöffnet. Der befürchtete Ansturm der Kunden blieb aus. Die Behörden hatten im Vorfeld zur Ruhe aufgerufen - anscheinend erfolgreich. Zahlreiche Zyprioten, insbesondere ältere Menschen, warteten zwar ungeduldig auf Einlass, zu größeren Problemen kam es jedoch nicht. Präsident Nikos Anastasiades bedankte sich am Nachmittag bei seinen Landsleuten für deren "Reife".

Die Kunden hatten am ersten Tag nach der beispiellosen Schließung sechs Stunden Zeit, um aufgeschobene Geschäfte zu erledigen - allerdings mit strikten Beschränkungen. Pro Person und Konto dürfen täglich maximal 300 Euro abgehoben werden. Damit will die zypriotische Zentralbank verhindern, dass die Geldinstitute sofort nach der Öffnung ausbluten.

Seit den frühen Morgenstunden zeigten Polizeistreifen im Zentrum der Hauptstadt Nikosia Präsenz und fuhren von Bank zu Bank. Zusätzlich waren vor den Türen der Geldinstitute private Sicherheitsdienste im Einsatz. Die Kunden wurden zunächst in Gruppen von zehn Personen eingelassen. Wenige Stunden nach der Öffnung hatten sich laut übereinstimmenden Medienberichten die Schlangen vor den meisten Banken des Landes wieder aufgelöst.

"Alles nach Plan"
"Alles läuft gut. Ich bin zufrieden", sagte der Abgeordnete Prodoromos Prodromou. Der Politiker beobachtete die Öffnung der Banken auf dem zentralen Eleftherias-Platz in der Innenstadt von Nikosia. Das staatliche Fernsehen meldete Donnerstagmittag: "Wenn das so weitergeht, dann werden wir sagen können: Alles nach Plan gelaufen." Ein Filialleiter der Bank of Cyprus im Zentrum Nikosias sagte gegenüber der Nachrichtenagentur dpa kurz und knapp: "Kein Zwischenfall."

Am Nachmittag wandte sich Präsident Anastasiades an die Zyprioten. Er dankte den Menschen für ihr Verhalten und lobte seine Mitbürger für ihre "Reife und Besonnenheit". Seine Landsleute hätten gezeigt, dass sie "es nicht nur wollen, sondern es auch können", und meinte damit die Anstrengungen und Opfer, die von seinen Landsleuten abverlangt werden, um aus der Krise zu kommen.

"Jeder wird das bekommen, was ihm zusteht"
"Ruhe bewahren. Nicht in die Banken strömen. Was man heute nicht erledigen muss, kann man auch morgen machen" - mit diesen Worten hatte sich eine Sprecherin der Zentralbank vor der Wiedereröffnung an die Bürger gewandt. Ein Sprecher der Genossenschaftsbanken hatte die Menschen bereits am Mittwochabend zur Besonnenheit aufgerufen: "Keine Panik, keine Panik. Jeder wird das bekommen, was ihm zusteht."

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"Wir haben alle nötigen Maßnahmen getroffen, damit die Leute geschützt werden", versicherte ein Sprecher der zypriotischen Polizei. Gleichzeitig mahnte er die Bürger zur Eigenverantwortung: "Wir fordern alle Personen auf, auch selbst aufmerksamer zu sein, wenn sie die Bank verlassen."

Fünf EZB-Milliarden als "Notgroschen"
Die Europäische Zentralbank hatte über Nacht fünf Milliarden Euro auf die Insel gekarrt. Der schwer bewachte Konvoi wurde vom Flughafen Larnaka aus zur Zentralbank in Nikosia geführt. Das Geld wurde an die Bankfilialen auf Zypern verteilt, um diese für die Wiedereröffnung zu rüsten.

Zahlungsverkehr streng beschränkt
Trotz der Öffnung der Banken bleibt der Zahlungsverkehr auf der Inselrepublik stark eingeschränkt. Schecks dürfen nicht mehr gegen Bargeld eingelöst werden, auf Kreditkarten gilt im Ausland eine Grenze von monatlich 5.000 Euro.

Die knapp 900.000 Zyprioten sollen zudem pro Auslandsreise maximal 1.000 Euro Bargeld mit sich führen dürfen. Festgeldanlagen dürfen nicht vorzeitig gekündigt werden. Im Ausland studierende Zyprioten sollen zur Finanzierung ihres Lebensunterhalts pro Quartal maximal 5.000 Euro aus der Heimat erhalten können. Exporteinnahmen müssen den Behörden binnen zwei Wochen gemeldet werden. Dies gilt auch für Gewinne, die mit dem Verkauf von Immobilien erzielt werden.

Banken-Umstrukturierung als Auflage für Rettungspaket
Die Umstrukturierung des zypriotischen Bankensektors ist eine der Auflagen für ein Milliardenhilfspaket der internationalen Geldgeber. Die Euro-Finanzminister hatten in der Nacht auf Montag zugesagt, Zypern mit maximal zehn Milliarden Euro zu helfen (siehe Infobox). Die Zyprioten selbst sollen rund sieben Milliarden Euro aufbringen. Um das Geld für die Rettung des Bankensektors zusammenzubringen, ist vorgesehen, bei Bankguthaben über 100.000 Euro einen Anteil von bis zu 40 Prozent in Aktienkapital umzuwandeln.

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