Infos als "Waffe"

Neue Dokumente: Vatikan-Krimi wird zum Erpressungsfall

Ausland
04.06.2012 17:00
Der Vatikan-Krimi ufert zu einer Erpressungsaffäre aus: Während Papst-Diener Paolo Gabriele in vatikanischer U-Haft schmort (siehe Infobox), sind der italienischen Zeitung "La Repubblica" neue hochbrisante Dokumente in die Redaktion geflattert. Die Absender fordern darin die Entfernung zweier hochrangiger Vatikan-Mitarbeiter. Ansonsten werde man weitere "heiße Dokumente" veröffentlichen.

Den "frischen" Dokumentenkopien eines oder mehrerer anonymer Informanten aus dem Vatikan war ein Schreiben beigelegt, in dem die Entfernung des Kardinalstaatsskeretärs Tarcisio Bertone sowie des Privatsekretärs des Papstes, Georg Gänswein, bekannt als der "schönste Priester Roms", gefordert wird.

Sie hätten noch "viel heißere Dokumente" zur Veröffentlichung, "wenn sich im Vatikan nichts ändert", so die anonymen Informanten in dieser verklausulierten Erpressungsdrohung gegen den Papst.

Begnadigung von Holocaustleugner als Knackpunkt
Die neuen Dokumente sind (vorerst) Kopien und unkenntlich gemacht - bis auf Datum und Unterschrift. Aus der kurzen Zeitspanne der Datumsangaben schließen Vatikanexperten aber, dass es sich um jene Zeit handelt, in welcher der Papst die Exkommunikation des Holocaustleugners Bischof Williamson aufgehoben hatte.

Der oder die Dokumentenenthüller haben offensichtlich Bertone und Gänswein in Verdacht, hinter der Williamson-"Begnadigung" zu stehen. Wie aus früheren Enthüllungen hervorgeht, war der Papst der Einzige, der von den Holocaustleugnungen des abtrünnigen Bischofs aus der Pius-Bruderschaft nichts gewusst hat.

"Benedikt bleibt unser Fels"
Vatikan-Sprecher Federico Lombardi zeigte sich von der jüngsten Veröffentlichung wenig überrascht: "Es würde mich nicht wundern, wenn in den nächsten Tagen noch weitere Papiere auftauchen." Auch Benedikt selbst sei darüber nicht erschrocken. "Der Papst ist sich absolut im Klaren über die Schwierigkeiten, die sich stellen können", betonte der Sprecher. "Aber er ist der Fels, auf den wir uns alle stützen."

In italienischen Medien wird seit Tagen darüber spekuliert, dass Kammerdiener Gabriele möglicherweise Hintermänner gehabt haben könnte. Der 46-Jährige war vergangene Woche unter dem Verdacht festgenommen worden, vertrauliche Dokumente aus dem Vatikan gestohlen zu haben. "Selbst wenn der Kammerdiener schuldig sein sollte, ist er nur ein kleiner Fisch", meinte "La Repubblica" bereits zuvor.

Die nun durchgesickerten Schreiben tragen nach Angaben der Zeitung die Unterschriften Gänsweins und des US-Kardinals Raymond Leo Burke. Bei einem dieser Dokumente wurde der Briefkopf weggelassen - angeblich um den Heiligen Vater zu schützen, schreibt "La Repubblica".

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