Französin belästigt?

Erneut Sex-Anzeige gegen Dominique Strauss-Kahn

Ausland
04.07.2011 16:47
Nur wenige Tage nach seiner Freilassung aus der US-Haft droht Dominique Strauss-Kahn neues Ungemach. Die französische Journalistin Tristane Banon (Bild) will wegen einer versuchten Vergewaltigung vor neun Jahren am Dienstag eine formelle Klage gegen den Ex-IWF-Chef in Paris einbringen. Strauss-Kahn wies die neuen Vorwürfe zurück.

Die französische Journalistin hatte heimischen Medien nach Strauss-Kahns Festnahme Mitte Mai berichtet, dass der frühere französische Finanzminister sie 2002 sexuell genötigt habe. Die Journalistin schloss sich der Klage in den Vereinigten Staaten zunächst aber nicht an - weil sie sich nicht von der US-Justiz "instrumentalisieren" lassen wolle, wie ihr Anwalt seinerzeit erklärte. "Jeder Fall sollte getrennt behandelt werden, nach den Gesetzen des jeweiligen Landes", sagte Anwalt David Koubbi im Mai.

Banon hatte im Februar 2007 in einer Fernsehsendung berichtet, Strauss-Kahn habe sie fünf Jahre zuvor zu vergewaltigen versucht - den Namen des sozialistischen Politikers unterlegte der Sender allerdings mit einem Piepton, um ihn unkenntlich zu machen.

Wie ein "brünftiger Schimpanse"
Die Autorin sagte, Strauss-Kahn sei über sie hergefallen, als sie ihn bei Vorarbeiten zu einem Buch getroffen habe. Der Politiker habe sich wie ein "brünftiger Schimpanse" benommen, ihren BH aufgemacht und versucht, ihr die Jeans auszuziehen. Das Wort Vergewaltigung, das sie - gegen ihn ringend - ausgestoßen habe, habe ihn dabei "nicht sonderlich" geschreckt. Sie habe Strauss-Kahn seinerzeit nicht angezeigt, weil sie nicht als eine Frau gelten wollte, "die ein Problem mit einem Politiker hat", sagte Banon damals.

Auf eine Klage dürfte sie aber nicht zuletzt auch auf Rat ihrer Mutter, der sozialistischen Regionalpolitikerin Anne Mansouret, die Strauss-Kahn und seine Familie persönlich kennt, verzichtet haben. Nach französischem Recht verjähren Sexualdelikte nach drei Jahren, bei versuchter Vergewaltigung beträgt die Frist jedoch zehn Jahre. Banon hatte im Mai im französischen Fernsehen erklärt, heute bedauere sie die damalige Entscheidung.

Strauss-Kahn schießt zurück
Strauss-Kahn wies die Vorwürfe zurück. Er kündigte noch am Montag an, dass er Tristane Banon wegen falscher Anschuldigungen anzeigen werde. Der von ihr erhobene Vorwurf sei erfunden, zitierte die Nachrichtenagentur AFP aus einer Mitteilung der Anwälte des 62-Jährigen.

Herber Rückschlag für politische Ambitionen
Die angekündigte Klage Banons stellt einen herben Rückschlag für die Ambitionen Strauss-Kahns auf die Präsidentschaftskandidatur der französischen Sozialisten dar. Nach seiner überraschenden Freilassung war in Frankreich heftig über ein politisches Comeback von DSK, wie er in Fankreich genannt wird, spekuliert worden. Einer Umfrage zufolge sprechen sich 60 Prozent der Linkssympathisanten für eine Rückkehr Strauss-Kahns in die Politik aus. Vor seiner Festnahme hatte er nämlich als aussichtsreichster Präsidentschaftskandidat unter den oppositionellen Sozialisten gegolten. Hochrangige Vertreter der Sozialisten sprachen sich dafür aus, die Bewerbungsfrist für die parteiinternen Vorwahlen im Herbst zu verlängern, damit auch Strauss-Kahn antreten kann.

Am Montag dämpfte die Partei jedoch Erwartungen an ein Comeback von DSK. Dass sich Strauss-Kahn als Kandidat aufstellen lasse, sei derzeit "das unwahrscheinlichste Szenario", sagte Parteisprecher Benoit Hamon. Für jemanden, der Derartiges durchgemacht habe wie Strauss-Kahn, sei eine Kandidatur "nicht der erste Gedanke". Strauss-Kahn, ehemaliger Wirtschafts- und Finanzminister, brauche nun erst einmal Zeit "zum Durchatmen".

Auch Strauss-Kahns Parteifreund, der Parlamentsabgeordnete Jean-Christophe Cambadelis, sieht keinen Hinweis darauf, dass der Ex-IWF-Chef nun unbedingt in den Wahlkampf ziehen will. Strauss-Kahn habe ihn nicht gebeten, mit den Sozialisten über eine Verlängerung der Bewerbungsfrist für die Vorwahlen im Oktober zu sprechen, die kommende Woche abläuft.

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