Reichensteuer dabei

Drastische Steuererhöhungen in Frankreich

Ausland
10.09.2012 14:39
Mit drastischen Steuererhöhungen und einer Flexibilisierung des Arbeitsmarktes will Frankreichs Präsident Francois Hollande sein Land binnen zwei Jahren aus der Krise führen. Hollande kündigte am Sonntagabend im Fernsehen an, dass für den Abbau des hohen Staatsdefizits im kommenden Jahr von den Haushalten und den Unternehmen ein Beitrag von je zehn Milliarden Euro verlangt werde.

Die sozialistische Regierung will Ende September ihr Budget für 2013 vorlegen, in dem laut Rechnungshof derzeit noch ein Loch von mindestens 33 Milliarden Euro gestopft werden muss. Zugleich will die Regierung das Haushaltsdefizit von 4,5 Prozent in diesem Jahr auf drei Prozent im kommenden Jahr drücken.

Er werde "zwei Jahre" brauchen, um "zugleich eine Politik für Arbeitsplätze, für die Wettbewerbsfähigkeit und für die Sanierung der Staatsfinanzen" umzusetzen, sagte Hollande in einem halbstündigen Interview mit dem TV-Sender TF1. Er sicherte den Franzosen auch zu, dass "die Kurve der Arbeitslosigkeit binnen eines Jahres" umgekehrt werden solle. Die Sozialpartner sollten sich bis Jahresende auf Arbeitsmarktreformen einigen, sonst werde der Staat tätig.

Hollande gerät immer mehr in Kritik
Angesichts eines Null-Wachstums in den vergangenen drei Quartalen und einem sprunghaften Anstieg der Arbeitslosigkeit zuletzt auf die Rekordmarke von rund drei Millionen hatte sich die Kritik an dem seit Mai amtierenden Präsidenten massiv verschärft. Auch aus dem linken Lager wurde ihm und seiner Regierung vorgehalten, zu zögerlich und zu planlos zu handeln.

Hollandes Fernsehauftritt - der erste seit dem 14. Juli - war die Reaktion auf die wachsende Unzufriedenheit. "Die Regierung hat keine Zeit verloren. Sie hat gehandelt und zwar schnell", hob er hervor. Zugleich rechtfertigte er sich auch damit, dass er "nicht in vier Monaten das machen kann, was meine Vorgänger in fünf oder zehn Jahren nicht gemacht haben". Hollandes Zustimmungswerte bei den Franzosen waren zuletzt auf unter 50 Prozent abgerutscht.

Reiche werden zur Kasse gebeten
Hollande ging nun von einem Wachstum des Bruttoinlandsproduktes (BIP) in diesem Jahr von "kaum über null" und im nächsten Jahr von 0,8 Prozent aus. Bisher hatte die Regierung mit 1,2 Prozent für 2013 gerechnet. Die meisten Experten erwarten jedoch nur 0,5 Prozent im nächsten Jahr.

Damit das Defizitziel von drei Prozent dennoch eingehalten werden kann, dürften Anstrengungen von mehr als 35 Milliarden Euro im Budget nötig sein. Zu den geplanten Steuererhöhungen zählt demnach die Einführung der bereits angekündigten Reichensteuer in Höhe von 75 Prozent ab einem Einkommen von einer Million Euro. Hollande versicherte, dass es dabei "keine Ausnahmen" geben werde. In den vergangenen Tagen hatte es in Presseberichten geheißen, dass möglicherweise Sportler und Künstler von der Reichensteuer ausgenommen werden könnten.

Hollande räumte allerdings ein, dass die Reichensteuer vor allem "symbolisch" sei. Es seien nämlich lediglich 2.000 bis 3.000 Personen davon betroffen. Geld soll daher vor allem durch eine große Reform der Einkommensteuer hereinkommen, auch sollen Kapitaleinkünfte stärker besteuert werden.

Bei der Erhöhung der Steuern für Unternehmen soll nach den Worten des Präsidenten darauf geachtet werden, dass kleine und mittlere Unternehmen möglichst nicht stärker belastet werden. Auch exportierende Firmen sollen bevorzugt werden sowie diejenigen, die Gewinne reinvestieren. "Wir werden einen Unterschied machen zwischen den Gewinnen, die investiert werden, und den Gewinnen, die ausgeschüttet werden", sagte er.

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