Ebola in Europa

Ansteckung in Spanien, Notfallplan in Salzburg

Ausland
07.10.2014 10:03
Erstmals hat sich während der aktuellen Ebola-Epidemie ein Mensch innerhalb Europas infiziert. Ein Test brachte am Montagabend Gewissheit: Eine Krankenschwester in Madrid hat sich bei einem mittlerweile verstorbenen Ebola-Patienten angesteckt. Die Salzburger Landeskliniken aktivierten ebenfalls am Montagabend erstmals den Ebola-Notfallplan, nachdem ein erst 15 Jahre alter Flüchtling aus Liberia im Flachgau aufgegriffen worden war.

Bei der Krankenschwester in Spanien soll es sich um eine 44-jährige Mutter von zwei Kindern handeln. Sie habe sich, so heißt es von offizieller Seite, bereits am 30. September krank gefühlt - die Krankenschwester hatte seitdem Urlaub. Nach Angaben der Behörden befinde sich die Patientin derzeit in "stabilem Zustand".

Die Infizierte arbeitete in der Klinik Carlos III. in Madrid, wo im August und im September zwei spanische Missionare nach der Rückkehr aus Westafrika an den Folgen von Ebola verstarben. Die Krankenschwester hatte einen spanischen Geistlichen gepflegt, der sich in Sierra Leone mit Ebola infiziert hatte und ausgeflogen worden war. Der 69-Jährige starb am 25. September in Madrid. Zuvor war bereits ein anderer spanischer Missionar, der sich in Liberia infiziert hatte, in Madrid an Ebola gestorben.

Flüchtling in Salzburg zur Abklärung eingeliefert
Die Salzburger Landeskliniken aktivierten unterdessen wegen eines 15 Jahre alten Flüchtlings am Montagabend erstmals den Ebola-Notfallplan. Weil der junge Mann aus dem von Ebola besonders betroffenen Liberia stammt, wurde er umgehend zur Abklärung in die Landeskliniken eingeliefert. Am Dienstag standen die Zeichen allerdings wieder leicht auf Entwarnung. Bei dem Jugendlichen sei eine geringfügig überhöhte Körpertemperatur von 37,5 Grad festgestellt worden, ansonsten gebe es aber keinerlei Hinweise, dass er an Ebola erkrankt sei, hieß es seitens der Stadt Salzburg.

Der Jugendliche war am Montagnachmittag in der Nähe des Salzburger Hauptbahnhofes aufgegriffen worden. Offenbar schöpften die Polizisten bereits Verdacht, denn sie hielten zu dem Burschen einen Drei-Meter-Sicherheitsabstand, berichtete ein Mitarbeiter des Magistrates.

Gesamte Familie in Liberia an Ebola verstorben
In einer ersten Befragung habe der 15-Jährige angegeben, dass vor zwei Monaten seine gesamte Familie in Liberia an Ebola erkrankt und verstorben sei, so das Informationszentrum der Stadt Salzburg. Er habe seine Verwandten bis zuletzt gepflegt und sie nach deren Tod beerdigt, habe der Jugendliche erzählt. Aus Angst, selbst zu erkranken, habe er die Flucht Richtung Europa angetreten, das er nach Stationen in Ghana und der Elfenbeinküste von Sierra Leone aus auf dem Seeweg erreichte.

Da die Inkubationszeit bei Ebola zwei bis 21 Tage dauert, müsste sich der Bursche unterwegs auf der Flucht und nicht schon vor zwei Monaten bei der Pflege der Familie angesteckt haben. Wie lang diese Flucht dauerte und wie der 15-Jährige letztlich bis nach Salzburg gelangte, ist noch unklar. Laut Informationen der "Krone" ist es nach Angaben der Polizei unwahrscheinlich, dass der Jugendliche alleine ins Land kam - jetzt sucht man Schlepper oder mögliche Hintermänner, da weitere Infektionen nicht ausgeschlossen sind.

Hochrisiko-Kontaktperson auf Isolierstation
Aufgrund seiner Schilderungen gelte der Flüchtling als Hochrisiko-Kontaktperson, die einem ebenso hohen Expositionsrisiko ausgesetzt war. "Wenngleich aus behördlicher Sicht derzeit die Wahrscheinlichkeit eines akuten Ebola-Ausbruchs als eher gering eingeschätzt wird, wurden alle Vorsichtsmaßnahmen gemäß Ebola-Alarmplan ausgelöst", so das Informationszentrum.

"Der junge Mann wird in einer Isolierstation beobachtet und darf diese nicht verlassen. Sämtliche Kontaktpersonen werden erfasst", hieß es am Montagabend weiter. Aufgrund des Krankheitsbildes sei es auch denkbar, dass der Jugendliche an Malaria erkrankt ist.

Theoretisch könnte er aber auch an einer leichten Form von Ebola erkrankt sein und Antikörper gebildet haben, sagte der Magistratsbedienstete am Dienstag. Auf jeden Fall seien zurzeit abgesehen von der leicht erhöhten Körpertemperatur keine Hinweise auf Ebola gegeben, weswegen nicht einmal eine Blutprobe ins Labor nach Marburg eingeschickt werde.

Obama will Fluggäste stärker kontrollieren
Indes rief US-Präsident Barack Obama in der Nacht auf Dienstag andere Länder zu mehr Unterstützung im Kampf gegen Ebola auf. Ohne konkrete Staaten zu nennen sagte Obama, andere Länder seien bisher nicht aggressiv genug gegen das Virus vorgegangen. Um einen möglichen Ebola-Ausbruch in den USA zu verhindern, würden Fluggäste nun genauer kontrolliert, so der US-Präsident. Wie diese Kontrollen im Detail ablaufen sollen, ist noch offen.

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