Schauspielhaus Graz

“Der Sturm”: Düsteres Machtspiel im Dreck

Steiermark
07.02.2016 16:51

Shakespeares "Sturm" wird gemeinhin als Romanze aufgeführt. Damit hat Regisseur Stephan Rottkamp jedoch gar nichts am Hut. Er zeigt auf der Hauptbühne des Grazer Schauspielhauses ein düsteres Drama um Macht und Rache - mit einem umwerfenden Ensemble, allen voran: Barbara Petritsch als Prospero.

"Der Sturm" gehört zu Shakespeares letzten Dramen. Lange Zeit deutete man in Prosperos Schlussmonolog, in dem er der Magie entsagt, auch den Abschied des Poeten von der Bühne hinein. So sieht Stephan Rottkamp die Sache allerdings nicht! Für ihn ist der düstere Prospero, der von seinem intriganten Bruder Antonio als Herzog von Mailand abgesetzt wurde und sich mit seiner Tochter auf eine unwirtliche Insel retten konnte, nicht weniger Machtmensch als die herausgeputzten Vertreter des Hofes von Neapel und Mailand, die ihm der Zufall und sein magisches Wissen in die Hände spielen.

Bitterkeit und Frustration
An ihnen lässt er seine Bitterkeit und Frustration ungebremst aus - in diesen Genuss kommen aber auch seine Tochter, sein ihm ausgelieferter Luftgeist Ariel und das "Inselmonster" Caliban, das er ebenfalls mit Magie zwingt.

Oberstes Ziel ist Rache
Prosperos oberstes Ziel ist Rache und das Wiedererlangen seiner Macht als Herzog. Dass es hier dann doch nicht zum Gemetzel kommt, ist Ariel zu verdanken, der seinen Meister schließlich zur Vernunft bringt. Das Verzeihen passiert aber eher halbherzig, und die Trauer über den Verlust seiner magischen Macht ist weit größer als die Freude, wieder in Amt und Würden zu sein.

Es ist eine zeitgemäße und glaubwürdige Auslegung des Stoffs, die Rottkamp hier vorlegt, in der romantische Fantasie keinen und Humor nur wenig Platz hat.

Hervorragende Darsteller
Getragen wird dieses Macht- und Rachedrama von einer fesselnden Barbara Petritsch, die diesen Prospero düster und verbittert zeigt. Ihre Helfer sind ebenfalls Frauen in Männerrollen: Sarah Sophia Meyer darf als Ariel alle Register ziehen, Julia Gräfner verleiht halbnackt dem Caliban fast schon furchterregend animalische Züge.

Als Intrigant Antonio gefällt Nico Link, dem König von Neapel verleiht Gerhard Balluch würdevolle Gestalt, seinen charakterschwachen Bruder verkörpert Fredrik Jan Hofmann, und Franz Solar ist ein treuherziger Gonzalo. Tamara Semzov und Raphael Muff geben ein bezauberndes Liebespaar; Pascal Goffin und Benedikt Greiner ebenso schräge wie beängstigende Diener.

Fragwürdige Ausstattung
Bei Bühnenbildner Ralph Zeger und Kostümbildnerin Esther Geremus kommt jedoch der leise Verdacht auf, dass die Beiden Schauspieler nicht besonders mögen. Die kaum bespielbare Bühne aus feuchter, rutschiger Erde und die grellen Kostüme unterwandern die Glaubwürdigkeit der Inszenierung.

Das ist etwas schade, bei einem Abend voller hervorragender Schauspielerleistungen und einer wirklich spannenden Regie-Arbeit!

Infos und Karten hier

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