"Sind wie Raubtiere"

Zeltweg: Soldaten mit “starrem Blick” auf Storchenjagd

Steiermark
20.06.2011 11:23
Bundesheersoldaten verfolgen seit Freitag eine heikle Mission rund um den Fliegerhorst Zeltweg: Unterstützt und geleitet von Vogelexperte Siegfried Prinz sind sie als "lebende Vogelscheuchen" mit der Vergrämung von mittlerweile knapp 30 ortsansässigen Störchen beauftragt. Und langsam wird die Zeit knapp - denn bis zum Start der Flugshow "Airpower" am 1. Juli müssen die Tiere weg sein. Sonst droht die Absage der Großveranstaltung, und der Region würden Millionen Euro an Wertschöpfung durch die Lappen gehen.

"Einer muss es ja schließlich machen", brummte einer der führenden steirischen Tierexperten, Siegfried Prinz vom Naturschutzzentrum Bruck, am Montagvormittag im Gespräch mit krone.at, "und sonst war halt keiner mit genügend Rückgrat da". Mithilfe des Bundesheeres soll er in den nächsten Tagen den Revierkampf gegen die prächtigen Wildtiere gewinnen. Spätestens Ende Juni ist Deadline, der Luftverkehr über Zeltweg wird wegen der Übungsflüge bereits vor der "Airpower" dicht sein.

"Mit starrem Blick anvisieren"
24 ausgewählte Männer - laut Prinz Unteroffiziere und Grundwehrdiener - des Bundesheeres rücken in die grüne Wiese rund um den Fliegerhorst Hinterstoisser im obersteirischen Zeltweg aus. Wird der "Feind" gesichtet, heißt's für die Soldaten handeln: "Sie wurden darauf geschult, kerzengerade auf die niedergelassenen Vögel zuzugehen und sie mit starrem Blick anzuvisieren", erzählte "Einsatzleiter" Prinz auch der "Krone".

Es herrscht Zweckoptimismus - doch die Strategie scheint aufzugehen. Die Vögel reagieren auf die grünen "Raubtiere" (Prinz: "Der Mensch ist vom Blick her wie ein Raubtier ausgerichtet"), heben ab und ziehen weiter. "Allerdings", blieb Prinz am Boden, "ist das Problem damit noch nicht aus der Welt." Die Störche halten sich zwar nicht mehr direkt am Flughafenareal auf, sind jedoch lediglich auf die angrenzenden Flächen ausgewichen. Am Montag (siehe Bilder oben) waren laut Bundesheer keine Vögel zugegen. Von Entwarnung könne jedoch keine Rede sein.

Kein Notfallplan, aber "zähe" Soldaten
Die Zeit wird allmählich knapp: Noch in dieser Woche sollen die Trainings zur "Airpower", einer der größten Flugshows Europas, losgehen - und im schlimmsten Fall kann ein derart großer Vogel ein Flugzeug zum Absturz bringen. "Bis Mittwoch soll eine endgültige Entscheidung fallen, bis dahin werden wir unsere Strategie weiterverfolgen und versuchen, die Vögel auf entferntere Wiesen zu lenken", so Prinz. "Wir hoffen, dass es den Vögeln rasch zu blöd wird, das Gelände überhaupt noch anzufliegen."

Eine Art Notfallplan gäbe es "eigentlich nicht". Ein Abschießen der geschützten Vögel käme nach wie vor nicht infrage (obwohl die steirische Landesregierung da mittlerweile etwas anders denkt - siehe Infobox), die Vergrämung durch Lärm - angedacht waren ja auch Trompeten oder Knallkörper - würde nicht funktionieren. Die Vögel sind schließlich an Kampfjets gewöhnt. Aber: "Ich bin optimistisch - und die Soldaten zäh."

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