Wiener Kellerleichen

Estibaliz C. wegen Doppelmordes angeklagt

Österreich
05.09.2012 14:38
Im Fall der Wiener Kellerleichen hat die Staatsanwaltschaft Wien gegen die ehemalige Eissalon-Besitzerin Estibaliz C. nun Anklage wegen Doppelmordes erhoben. Staatsanwältin Ursula Kropiunig bescheinigt in ihrer 21 Seiten umfassenden Anklageschrift, die am Mittwoch zugestellt wurde, der 32-jährigen Beschuldigten eine "geradezu einzigartige Kaltblütigkeit und Skrupellosigkeit".

Am Donnerstag feiert Estibaliz C. ihren 34. Geburtstag. In der U-Haft, wo sie nach spektakulärer Flucht nach Italien und Verhaftung seit Juni 2011 ist. Weder Geschenk noch Überraschung ist die Anklageschrift: Ihr wird zweifacher Mord an ihrem Ehemann Holger H. und ihrem Lebensgefährten Manfred H. vorgeworfen.

Die grauenhaften Details, die sie emotionslos beschreibt, schocken. Beide Männer soll sie aus nur zehn bis 20 Zentimeter mehrfach in den Kopf geschossen haben, den einen, als er nichts ahnend vor dem Computer saß, den anderen, als er seelenruhig schlief. Todesurteile sollen für beide Männer deren mangelnder Wille zur Familiengründung mit ihr gewesen sein. Sie, von den Eltern zur Unabhängigkeit und als erfolgreiche Geschäftsfrau samt akademischen Ehren ausgebildet und erzogen, wollte nichts anderes als Kinder und Familie.

Anklage ortet Lebensversicherungen als Mordmotive
Mit Ehemann Holger eröffnete sie in Wien-Meidling einen Eissalon, die "Schleckeria". Dort lernte sie auch ihren späteren Lebensgefährten Manfred H. kennen. Beide Männer trugen "Esti" als Begünstigte in Lebensversicherungen ein – für die Staatsanwältin eines der Mordmotive. Denn auf dem Eissalon lasteten Schulden.

Das andere Motiv ist auch laut der psychiatrischen Expertise von Gutachterin Adelheid Kastner in der Persönlichkeitsstruktur von Estibaliz C. zu suchen: Es mangle ihr an der Fähigkeit zur Beendigung einer Beziehung. Der einzige Ausweg, den sie sieht, ist die "Eliminierung des Hindernisses".

Tagsüber Eis verkaufen, nachts Leichen zerteilen
Laut Anklage ging die "Eis-Lady" tagsüber wie gewohnt ihrer Tätigkeit nach, machte auch Vermisstenanzeigen – und ging Kettensägen kaufen. Damit zerstückelte sie die Leiche des Ehemannes in der Wohnung. Die Körperteile fror sie in der Gefriertruhe ein. Erst als ein Kellerabteil frei wurde, soll sie auf die Idee mit dem Einbetonieren in Wannen für die Eisherstellung und Lagerung dort gekommen sein.

Die Beziehung mit dem späteren Lebensgefährten – und zweitem Opfer – endete, als sie entdeckte, dass er auch Beziehungen zu anderen Frauen hatte. Auch er musste, so die Anklage, "aus dem Weg geräumt werden, in der Gewissheit, nach seinem Tod finanziell durch eine Lebensversicherung abgesichert zu sein". Auch er wurde zerstückelt und einbetoniert. Erst Umbauarbeiten im Keller brachten die Geschehnisse zu Tage.

Den Mordprozess will Richterin Lehr im November beginnen, die "Eis-Lady" wird von Rudolf Mayer, Philipp Winkler und Werner Tomanek verteidigt.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele