Der Beschuldigte setzte sich in die erste Reihe der Zuschauertribüne und war von dort auch nicht mehr wegzubringen. "Ich rede laut genug", sagte er auf die Aufforderung von Richterin Gudrun Schmitt, doch auf der Anklagebank Platz zu nehmen. "Das geht nicht, der nächste sitzt irgendwo oben oder auf der Lampe, bei uns sucht sich nicht jeder seinen Platz", griff der beisitzende Richter Martin Wolf ein, doch die Richterin ließ dem Beschuldigten seinen Willen.
"Wahnhaft fixiert auf Katastrophen"
Anklägerin Reingard Wagner schilderte, dass der 56-Jährige "wahnhaft fixiert auf Katastrophen" sei und daher Waffen gehortet habe: zwölf Gewehre, rund 3000 Stück Munition, Messer, Jagdschleudern und Schutzmasken - und das Ganze trotz Waffenverbots. "Ich danke für so viel Blödsinn", sagte der Beschuldigte am Ende des Eröffnungsplädoyers.
Sein Verteidiger formulierte vorsichtig, dass sein Mandant "eine etwas andere Ideologie" verfolge, und sein Bestreben, alle in seinem Umfeld mit Waffen auszurüsten, "in der Nähe einer Bürgerwehr" sei. "Wollten Sie eine Bürgerwehr gründen?", fragte die Richterin direkt. "In schlechten Zeiten müssen wir zusammenhalten", lautete die Antwort.
Gegen die Vorwürfe der Staatsanwältin wehrte sich der Angeklagte vehement: "Sie sagt, ich will Menschen töten. Hallo? Geht's noch gut?", sagte er. Die Richterin versuchte erneut, ihn auf die Anklagebank zu locken: "Ich höre Sie nicht, wollen Sie nicht doch herkommen?", fragte sie. "Nein, dann bin ich Ihr Gefangener", befürchtete der Angeklagte. Im Übrigen habe er "nur Jagdwaffen, nichts Militärisches" gesammelt.
Angeklagter für zurechnungsfähig erklärt
Zusätzlich hortete er Lebensmittel, weil er Katastrophen aller Art kommen sah, unter anderem die Bedrohung durch "intergalaktische Kampfsatelliten". Gerichtspsychiater Manfred Walzl hatte den Mann für zurechnungsfähig erklärt. Der 56-Jährige wurde schließlich zu einem Jahr bedingter Haft verurteilt. Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Übrigens: In fünf Tagen heiratet der Steirer, wie er dem Gericht stolz erzählte.
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