Schmutzkampagne

Für Kern & Co. sind vor allem alle anderen schuld

Österreich
02.10.2017 21:06

Wie die von Christian Kern geführte SPÖ ihre historische Krise zu bewältigen versucht, wirft weiterhin kein gutes Licht auf die Führungsfunktionäre der Sozialdemokratie. Seitdem immer mehr Details der schmutzigen Wahlkampf-Kampagne von Tal Silberstein bekannt werden, operiert die Kanzler-Partei mit wilden Verschwörungstheorien und einer höchst merkwürdigen Verteidigungsstrategie.

Die Stimmung im Bundeskanzleramt und in der 400 Meter entfernten SPÖ-Zentrale im Wiener Regierungsviertel wurde am Montag von politischen Mitarbeitern als "gespenstisch, teilweise hoch emotional und von der Wirklichkeit weitgehend entrückt" beschrieben.

Nach dem unvermeidbaren Abgang des von Beginn seiner Amtszeit an umstrittenen Bundesgeschäftsführers Georg Niedermühlbichler war aus dem arg dezimierten Personal nur noch der ehemalige Finanzstaatssekretär Christoph Matznetter zur Beförderung auf den Posten des SPÖ-Managers übrig geblieben.

Der Fragenkatalog der SPÖ-Untersuchungskommission reicht von der Entwicklung und Verbreitung von Facebook-Seiten mit unlauteren und streckenweise antisemitischen Inhalten gegen ÖVP-Chef Sebastian Kurz bis zu einer unklaren finanziellen Hinterlassenschaft. In diesem Zusammenhang trifft es sich gut, dass der interimistische SPÖ-Bundesgeschäftsführer Matznetter auch Parteikassier ist, über entsprechendes internes Wissen verfügen müsste.

Am Montag waren die wenigen Krisenmanager in der SPÖ, mit Kanzleramtsminister Thomas Drozda an der Spitze, bemüht, den von Kern angerichteten Schaden für die SPÖ halbwegs einzudämmen. Unter anderem soll Silberstein nun Interviews in österreichischen Zeitungen geben, in denen der unter Hausarrest in Israel festsitzende langjährige Bekannte von Altkanzler Alfred Gusenbauer erklärt, er habe die schmutzigen Kampagnen gegen Kurz an Kern vorbei bzw. hinter dessen Rücken organisiert.

Weiblicher "Maulwurf" mit schmutzigen Akten
Auch Anzeigen bringt die SPÖ nun ein, weil sich die Kanzler-Partei bestohlen fühlt, die geheimen Schmutz-Akten der SPÖ verschwunden sind. Ein weiblicher "Maulwurf" soll die Unterlagen an sich genommen haben.

Insgesamt lautet die aktuelle Erklärungsversion der von Kern geführten SPÖ, dass es da irgendwelche Querverbindungen zu anderen Parteien gebe. Dass man von allem nichts gewusst habe, dass der Kanzler und die SPÖ letztlich selbst Opfer dieser Silberstein-Aktionen geworden seien. Detail am Rande: Ex-Kanzler Gusenbauer, der Silberstein an Kern herangeführt hatte, ist nach wie vor Präsident der traditionsreichen SPÖ-Parteiakademie.

Claus Pándi, Kronen Zeitung/krone.at

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