Vorwürfe an Klinik

Küchenchef nach “Gutschein-Affäre” in Sbg gekündigt

Österreich
13.02.2013 13:07
Am Dienstag ist rund um die Gutschein-Affäre der Salzburger Landeskliniken erneut ein Riesenwirbel ausgebrochen. Im Zuge der internen Ermittlungen wurde der langjährige Küchenchef gefeuert. Offiziell, weil er den "Bio-Anteil" der Spitalskost manipuliert haben soll. Betriebsratschefin Christine Vierhauser reagierte empört und sprach hingegen von einer "Retourkutsche wegen der Gutschein-Affäre".

Wie berichtet, brachte Vierhauser Anfang des Jahres den Fall ins Rollen. Es ging um Überstunden, die den Mitarbeitern der Salzburger Landeskliniken (SALK) nicht offiziell ausbezahlt worden waren. Statt Geld hatten die Angestellten Einkaufsgutscheine erhalten (siehe Infobox).

Außerdem wurden in einem Tresor zwei Kuverts mit Gutscheinen, Belegen und Abrechnungen gefunden. Der langjährige Küchenchef hatte den Safe entdeckt und direkt dem Finanzchef übergeben. Laut Vierhauser habe der Mann so einen großen Teil zur Aufdeckung der Gutschein-Affäre geleistet.

"Eine Woche später ist der Küchenchef wegen Umgehung des Dienstweges verwarnt worden", so die Betriebsratchefin. Er wäre verpflichtet gewesen, den Safe seiner Vorgesetzten und nicht dem Finanzchef zu übergeben. Die Vorgesetzte selbst habe dann eine Revision in der Küche durchgeführt, und nach einer Woche sei der Mitarbeiter suspendiert worden. "Von seiner Kündigung hat er jetzt über die Medien erfahren", berichtet Vierhauser.

Bauernopfer der Gutschein-Affäre
Laut offizieller Darstellung der SALK wurde der leitende Küchenmitarbeiter gekündigt, da er Falschinformationen zum Nahrungsmitteleinsatz an die Geschäftsleitung und den Landtag übermittelt haben soll. Wie am Dienstagabend bekannt wurde, hätten Überprüfungen ergeben, dass der Bio-Anteil der Spitalskost nicht die angegebenen 30 Prozent, sondern nur 1,65 Prozent ausmache.

Genau hier ortet Vierhauser einen erneuten Skandal. So sei dieser Kündigungsgrund nur ein Vorwand, um einen unliebsamen Küchenchef loszuwerden. "Die Vorwürfe wegen der Bio-Kost sind grotesk. Der Mann hat mit dem Einkauf nichts zu tun, wie soll er da manipulieren?", empörte sich die Personalvertreterin. Laut Vierhauser sei der Küchenchef daher nur ein Bauernopfer der Gutschein-Affäre.

Zweifel äußert Vierhauser aber auch daran, dass der Anteil der verarbeiteten Lebensmittel nur 1,65 Prozent betragen soll: "Wenn nur beim Joghurt Bio-Produkte verwendet werden, kommt man wohl schon auf diesen Wert." Die Geschäftsführung der Klinik habe aber großen Wert auf viele regionale Lieferanten gelegt. So würden viele Walser Bio-Bauern ihre Gemüse an die SALK verkaufen. Bio-Lamm- und -Rindfleisch sowie Wild werde bei Tauernlamm im Pinzgau eingekauft.

Eisl explizit gegen Kündigung
Interessantes Detail am Rande: Landesrat Sepp Eisl sprach sich dezidiert gegen eine vorschnelle Kündigung des Küchenchefs aus. SALK-Chef Burkhard van der Vorst habe sich aber über seine Weisung hinweggesetzt. Eisl will nun am kommenden Montag in der Regierungssitzung eine gemeinsame Vorgehensweise gegenüber den SALK und ihren Mitarbeitern beschließen.

Rückendeckung bekommt die Klinikleitung in der Causa hingegen vom Arbeiterbetriebsrat. So sei in einem internen Schreiben an den Servicebereich Personal und Klinikgastronomie mit Erleichterung vernommen worden, dass der Küchenchef gekündigt werden soll. Seit Jahren gebe es massive Probleme mit seiner Führungskultur. Vierhauser kontert: "Da geht es eher um persönliche Animositäten."

SALK-Chef: "Unverzügliche Kündigung war unvermeidbar"
"Die unverzügliche Kündigung war unvermeidbar, ich habe eher ein schlechtes Gewissen, nicht noch früher gehandelt zu haben", verteidigte auch SALK-Chef van der Vorst am Mittwoch erneut seine Entscheidung. "Der Mann hat die Geschäftsführung und damit in weiterer Folge auch den Landtag mit eindeutig gefälschten Zahlen über den Einsatz von Biolebensmittel getäuscht und darüber hinaus eine lange Reihe weiterer Kündigungsgründe geliefert. Eine Rückkehr dieses Mitarbeiters an diesen Arbeitsplatz ist unvorstellbar."

Van der Vorst erklärte weiter, er habe eine Aufforderung der Personalabteilung bekommen, alle relevanten Unterlagen zu diesem Fall zu übermitteln. "Dies ist das gute Recht der Personalabteilung, und dem wurde unverzüglich entsprochen." Darüber hinaus habe es aber keine Weisung seitens des zuständigen Personallandesrates Eisl gegeben, von einer Kündigung Abstand zu nehmen. "Einer derartigen Weisung des Landesrates hätte ich folgen müssen. Aber sie wäre ohne Zweifel unternehmensschädigend gewesen."

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