Hypo-Paukenschlag

Gutachter bringt vier Ex-Bosse in arge Bedrängnis

Steiermark
01.05.2011 09:54
Paukenschlag in der Hypo-Leasing-Affäre: Nachdem Ende März der ehemalige Geschäftsführer (65) wegen seiner verunglückten Ostgeschäfte zu acht Jahren Haft verurteilt wurde, ist die Causa noch lange nicht zu Ende. "Es wurde ein Ermittlungsverfahren gegen drei ehemalige Vorstände und einen Aufsichtsratsvorsitzenden eingeleitet", bestätigte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Graz, Hansjörg Bacher.

Schon in seinem Schlussplädoyer hatte Staatsanwalt Wolfgang Redtenbacher erklärt: "Bei mir hat sich der Verdacht erhärtet, dass alle über das Risiko Bescheid wussten und es sehenden Auges in Kauf genommen haben." Was wie ein Seitenhieb anmutete, war eigentlich eher so etwas wie ein Versprechen. Denn jetzt wurden Ermittlungen gegen ehemalige Vorstandsmitglieder eingeleitet.

Leasing-Flops am Balkan
Wir erinnern uns: Am 12. April 2010 begann der bisher wohl spannendste Prozess um die Hypo Steiermark und ihre unglaublichen Leasing-Flops am Balkan. Angeklagt war der ehemalige Geschäftsführer der Leasing-Tochter und sein Prokurist (gegen ihn wurde das Verfahren aber ausgeschieden). Verleast wurde im Osten ja bekanntlich alles, was nur irgendwie möglich war - auch Dinge, die laut Gutachter Fritz Kleiner "gar nicht leasingfähig waren" wie etwa Türen, Fenster, Bäckereieneinrichtungen, Heizräume oder auch Duschkabinen. Man entdeckte in Kroatien auch ein Plakat bei einem Autohändler, auf dem zu lesen war: "Hypo Leasing: Kredite ohne Bürgen, ohne Hypotheken." Das soll aber ohne Wissen des angeklagten Geschäftsführers angebracht worden sein.

"Master of the Universe"
Der Angeklagte sei als "Master of the Universe durch die Gegend gelaufen und hat sich über Grenzen hinweg gesetzt", betonte Redtenbacher Ende März in seinem Schlussplädoyer. Er habe dem Vorstand vorgegaukelt, alles sei paletti. "Die Geschichte wäre ohnehin nie ans Tageslicht gekommen, wenn nicht der alte Dreier-Vorstand befürchtet hätte, dass ihm die Existenzgefährdung der Bank auf den Kopf fällt."

Bis zu 200 Millionen Euro Schaden
In seinem Gutachten hatte Kleiner erörtert, was bei den Leasinggeschäften alles schiefgelaufen sei. Auskünfte der Kunden habe niemand überprüft. Dabei hätten die meisten die Raten von Anfang an nicht zahlen können. Von den großteils kroatischen Vermittlern, die die Verträge gekeilt haben und damit Millionen verdienten, hätten viele keinen einzigen positiven Kunden gebracht. Die Mahnlisten wurden dadurch immer länger, die ausstehenden Summen immer größer. Kleiner arbeitete heraus, dass die Hypo-Bank nach Wertberichtigungen einen Schaden von 164 bis 201 Millionen Euro hatte. Die Leasinggesellschaften sind für einen Schaden von 45 Millionen Euro verantwortlich zu machen.

Ex-Chefs von Gutachter belastet
Immer wieder wurde Kleiner vor allem zur Verantwortung der ehemaligen Chefitäten befragt. Keiner von ihnen war angeklagt. Doch Kleiner ließ im Prozess eine Bombe platzen und belastete alle. Sie hätten von Problemen gewusst. Und: "Sie hätten etwas tun müssen." Jetzt wird wegen des Verdachts der Untreue gegen vier ehemalige Hypo-Vorstände ermittelt - naheliegend wäre, dass es sich dabei um die bereits im Verfahren Genannten handelt...

von Eva Molitschnig, "Steirerkrone"

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