Firma schockiert

Deutsches Material in Assads Raketen

Ausland
06.02.2018 10:15

Rettungshelfer und Aktivisten werfen Syriens Regierung erneut den Einsatz von Giftgas vor. Die Rettungsorganisation Weißhelme berichtete am Montag, in der von Rebellen kontrollierten Stadt Sarakeb im Nordwesten des Bürgerkriegslandes seien mindestens zwölf Menschen verletzt worden, als sie Chlorgas eingeatmet hätten. Während es eine unabhängige Bestätigung für die Angaben nach wie vor nicht gibt, sind nun Bilder von Raketenteilen aufgetaucht, die die deutsche Regierung in Erklärungsnot bringen. Denn es wurde das Elektroisoliermaterial Pressspan der Firma Krempel GmbH verwendet. Diese hat mittlerweile gegenüber bild.de bestätigt, dass es sich um ihr Material handle. Das Unternehmen hat dem Bericht zufolge eine Geschäftsbeziehung mit zwei kleinen Handelsunternehmen im Iran.

Firmenchef Uwe Assmuth sagte gegenüber bild.de: "Wir sind erschüttert darüber, dass der Pressspan PSP 3040 offenbar in Motoren zum Einsatz kam, die in Kriegswaffen verbaut werden. Der Einsatz von Giftgas ist menschenverachtend und wird von uns aufs Schärfste verurteilt." Normalerweise komme ihr Material in Kleinmotoren für Haushaltsgeräte und Automobilanwendungen zum Einsatz und sei durch das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle genehmigt. Assmuth gab bekannt, dass sein Unternehmen die jüngsten Ereignisse in Syrien zum Anlass nehme, die Lieferbeziehungen zu den Kunden "einer ernsthaften Prüfung zu unterziehen".

Unten sehen Sie Bilder eines Aktivisten aus der Stadt Douma. Die Aufnahmen zeigen unter anderem, dass das Isoliermaterial samt dem Aufdruck "Pressspan" und "insulation" verbaut ist.

Raketen aus iranischer Produktion
Die Menschenrechtsorganisation Syrians for Truth and Justice (Syrer für Wahrheit und Gerechtigkeit) und die Rechercheplattform "Bellingcat" haben zahlreiche Bilder, die Zivilisten bzw. Rebellen aus den Städten Douma und Sarakeb von den Raketenteilen in den sozialen Medien gepostet hatten, ausgewertet und Parallelen zu früheren Raketenangriffen auf die nach wie vor von Rebellen gehaltene Region Ghouta entdeckt. Vor allem was die Raketentypen betrifft, geht man mit ziemlich großer Sicherheit davon aus, dass diese aus iranischer Produktion stammen. Diese Erkenntnis deckt sich auch mit den Angaben aus Deutschland.

Syrien war nach einem Giftgasangriff 2013 unter starkem internationalem Druck der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) beigetreten und hatte der Vernichtung seiner Chemiewaffen zugestimmt. Bis jetzt ist aber unklar, ob das Land tatsächlich alle Bestände zerstören ließ. Chlorgas fällt nicht unter das Verbot, da es auch für zivile Zwecke eingesetzt werden kann. Am Donnerstag hatte US-Verteidigungsminister James Mattis Syriens Führung unter Präsident Bashar al-Assad beschuldigt, weiterhin Chemiewaffen zu produzieren und einzusetzen, wie US-Medien berichteten. Das syrische Außenministerium wies die Vorwürfe zurück. Man habe die gesamten Chemiewaffenbestände der OPCW übergeben.

Russland: Syrien "gewissenhaftes" Mitglied der Chemiewaffenkonvention
Russland rückte ebenfalls zur Verteidigung aus und bezeichnete die syrische Regierung als "gewissenhaftes" Mitglied der intarnationalen Chemiewaffenkonvention. Die Assad-Regierung habe "vollständige Erklärungen" geliefert und berichte regelmäßig über den Fund "gefährlicher chemischer Substanzen", sagte Russlands UN-Botschafter Wassili Nebensja am Montag. In einer Sitzung des UN-Sicherheitsrats warf Nebensja westlichen Staaten eine "Rufmordkampagne" gegen Russland vor. Die amerikanische UN-Botschafterin Nikki Haley forderte Assad auf, den Einsatz von Chemiewaffen umgehend zu stoppen und noch vorhandene Bestände zu zerstören. Ihr französischer Kollege Francois Delattre warnte, die Waffen könnten auch in die Hände von Terroristen fallen. "Die Zukunft unserer kollektiven Sicherheit steht auf dem Spiel", sagte Delattre.

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