Praxistest im Dusel

Drahtesel und Alkohol sind gefährliche Mischung

Österreich
08.05.2009 14:30
Drei Bier, zwei G'spritzte - und natürlich ein Fluchtachterl. So ein sonniger Mai-Nachmittag kann ganz schön durstig machen. Jetzt ins Auto einzusteigen und die Heimfahrt anzutreten - völlig undenkbar. Zum Glück gibt's da noch den guten alten Drahtesel. Mit dem kommt man gemächlich und sicher nach Hause. Langsam fahren, brav an jeder roten Kreuzung stehen bleiben, immer schön geradeaus, dann kann eigentlich nichts passieren. Richtig? Falsch! Im Wiener Prater haben sich einige Kandidaten einem Alko-Test der besonderen Art unterzogen. In leicht illuminiertem Zustand, aber unter den wachsamen Augen uniformierter Verkehrshüter, lieferten einige Runden am Übungsparcours aufschlussreiche Resultate.

Schon nüchtern ist die Strecke im Verkehrsgarten nicht leicht zu absolvieren. Simulierte Verwerfungen, Wippen, Fahrbahnverengungen und eine sperrige Euro-Palette gilt es unfallfrei zu überqueren. Höhepunkt der Runde ist der "Achter", der die Geschicklichkeit der Radler gehörig auf die Probe stellt. Dann noch ein paar Handzeichen, ab durch den Kreisverkehr - und fertig. Zwei Stunden später und zahlreiche alkoholische Getränke später sieht die Sache allerdings schon ganz anders aus.

Handzeichen werden zum Balanceakt
Obwohl das Alko-Vortest-Gerät erst 0,74 Promille anzeigt, ist der Ritt auf zwei Rädern durch den Verkehrskindergarten nun zwar wesentlich lustiger, doch man benötigt ungleich mehr Konzentration, um die diversen Hürden zu meistern. Zum Glück folgt ein Hindernis dem nächsten. Denn zu viele Eindrücke auf einmal hätten für den angeheiterten Biker fatale Folgen. Handzeichen werden zum Balanceakt, das angrenzende Wiesenstück wird kurzerhand in den Radweg integriert.

Bis 0,8 Promille straffrei durch die Stadt
Tunnelblick und eine gewisse Wurschtigkeit gegenüber dem restlichen Verkehrsgeschehen sorgen schnell für höchste (Lebens-)Gefahr. Dabei darf man bis 0,8 Promille straffrei durch die Stadt schlingern. "Natürlich sollte man über eine Herabsetzung nachdenken", sieht auch Oberst Josef Binder, stellvertretender Leiter der Landesverkehrsabteilung, Nachbesserungsbedarf.

Es ist eine trügerische Leichtigkeit des Seins, die einen Betrunkenen am Fahrrad befällt. Der Gedanke, besoffen mit einem Pkw in einen Baum zu krachen erscheint nahe liegender und vor allem gefährlicher als ein Unfall mit dem Drahtesel bei 30 km/h - zu Unrecht. "Bei einem Sturz ist das so, wie wenn man von einem zehn Meter Turm in ein leeres Becken springt", gibt Chefinspektor Roland Hanifl vom Verkehrsgarten zu bedenken.

613 Mal hat es 2008 "gekracht"
Verkehrskontrollen für Radfahrer muten selbst in Wien immer noch exotisch an. Undiszipliniertheiten wie etwa bei Rot über die Kreuzung oder gegen die Einbahn fahren gehören im Gegensatz dazu zum Alltagsbild. Die Fahrrad-Polizei ist zwar nach wie vor um Aufklärung bemüht, doch die Organmandate und Anzeigen lagen allein im April 2009 bereits im dreistelligen Bereich (865 bzw. 648). Ebenso wie die Unfallzahlen: 613 Mal hat es 2008 "gekracht", insgesamt 581 verletzte Radfahrer wurden registriert, drei Menschen starben. Zwölf der gestürzten Personen waren nachweislich alkoholisiert. Die Testkandidaten blieben übrigens trotz Alkoholisierung unfallfrei - auch deshalb, weil sie Helme aufhatten. Aber das ist ja eine ganz andere Geschichte.

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