Nahost-Reise

Papst warnt vor religiösem Fanatismus

Ausland
09.05.2009 12:17
Papst Benedikt XVI. hat am Samstag in der jordanischen Hauptstadt Amman die Hussein-Moschee besucht. Begleitet wurde das Kirchenoberhaupt von Prinz Ghazi ben Mohammed, dem Cousin und außenpolitischen Berater von Jordaniens König Abdullah II. Der Imam der Hussein-Moschee führte den Papst durch das Gebäude, das zu Ehren des 1999 verstorbenen Königs Hussein, Abdullahs Vater, errichtet worden war. Zuvor hatte Benedikt XVI. zur Vertiefung der Beziehungen zwischen Christen und Juden aufgerufen und der Vereinnahmung von Religionen gewarnt. Das Oberhaupt der Katholischen Kirche hatte seine Nahostreise am Freitag begonnen.

Anschließend segnete er den Grundstein für eine katholische Universität in Madaba. Dabei warnte der Papst vor religiösem Extremismus. Religion werde "verzerrt, wenn sie in den Dienst von Ignoranz und Vorurteilen, von Misstrauen, Gewalt und Missbrauch gestellt" werde. "In diesem Fall stellen wir nicht nur eine Perversion der Religion, sondern auch ein Unterlaufen der menschlichen Freiheit, Beschränktheit und Blendung des Geistes fest", sagte Benedikt XVI.

"Gemeinsames Wirken für Frieden"
Zuvor hatte Benedikt bei einem Besuch der früheren Moses-Basilika auf dem Berg Nebo den Wunsch geäußert, dass Christen und Juden gemeinsam für den Frieden in der Welt wirken. Er sprach von einem "unzertrennlichen Band zwischen der Kirche und dem jüdischen Volk", wie es die alte Pilger-Tradition zu den Heiligen Stätten bezeuge. An dem für beide Religionen wichtigen Ort setzte sich der Papst dafür ein, dass Christen und Juden gemeinsam "in gegenseitigem Respekt alle Hindernisse für eine Versöhnung überwinden." Das sei der Dienst für den Frieden, "zu dem das Wort Gottes uns aufruft", sagte Benedikt.

Tiefer Respekt für Muslime
Papst Benedikt XVI. hatte am Freitag zum Auftakt seiner ersten Reise in den Nahen Osten tiefen Respekt für die Muslime geäußert. Zugleich versprach das Oberhaupt der katholischen Kirche, weiterhin für den Frieden zu wirken. Der Pontifex rief nach seiner Ankunft am Freitag in der jordanischen Hauptstadt Amman auch zur weltweiten Verteidigung der Religionsfreiheit auf. Als "Pilger des Friedens" will der Papst neben Jordanien Israel und die palästinensischen Gebiete besuchen und mit jüdischen und muslimischen Führungspersönlichkeiten zusammentreffen.

Empfang durch jordanisches Königspaar
Der jordanische König Abdullah II. und seine Frau Rania empfingen das Kirchenoberhaupt nach seiner Landung auf dem Flughafen von Amman. Zur Begrüßung wurden 21 Kanonenschüsse abgefeuert. Außer dem Königspaar hatten sich auch muslimische und christliche Würdenträger sowie der israelische Botschafter in Amman versammelt.

Der Papst lobte Jordanien als ein Land, das seit langem mit an der Spitze von Friedensinitiativen für den Nahen Osten und für den interreligiösen Dialog stehe. König Abdullah rief Benedikt XVI. zur Erneuerung des Dialogs zwischen Christen und Muslimen auf. "Hier und jetzt müssen wir einen neuen, umfassenden Dialog der Verständigung und des guten Willens schaffen", sagte der Monarch.

Erneute Kritik wegen Islam-Aussagen
Überschattet wird der Besuch von neuerlicher Kritik an umstrittenen Aussagen Benedikts zum Islam. Die einflussreiche jordanische Muslimbruderschaft forderte den Papst erneut zu einer "eindeutigen Entschuldigung" auf. Benedikt hatte im September 2006 in Regensburg aus einem Werk des byzantinischen Kaisers Manuel II. Palaiologos aus dem 14. Jahrhundert zitiert, in dem gesagt wird, dass der islamische Prophet Mohammed nur "Schlechtes und Inhumanes" gebracht habe. Die in die Medien gelangten Zitate des Kaisers hatten damals teils gewalttätige Proteste ausgelöst.

Dritter Papst im Heiligen Land
Benedikt XVI. ist der dritte Papst nach Paul VI. und Johannes Paul II., der seit der Gründung des Staates Israel 1948 in das Heilige Land reist. Die Beziehungen zwischen Israel und dem Vatikan waren zuletzt wegen der Affäre um den Holocaust-Leugner Richard Williamson belastet worden. Benedikt XVI. hatte im heurigen Jänner die 1988 erfolgte Exkommunikation der vier Bischöfe der abtrünnigen Piusbruderschaft (FSSPX) aufgehoben, von denen einer der Brite Williamson ist.

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