Osmanische Großmannssucht samt nationalreligiöser Präpotenz sind denkbar schlechte Ingredienzen für ein Land, welches noch vor wenigen Jahren ein Leuchtturm der Stabilität am östlichen Rand Europas war. Recep Tayyip Erdoğan mutierte mittlerweile zum Autokraten, hat den richtigen Moment für einen würdevollen Abgang verpasst und zündelt jetzt an allen Ecken und Enden seines Reiches. In das Gebiet eines Nachbarstaates (Syrien), von dem keinerlei Angriffe ausgegangen waren, einfach einzumarschieren, dort Menschen zu töten und dann noch dazu zu behaupten, dass man Frieden schaffen wolle, ist an Zynismus und perfider Lügenpropaganda kaum zu überbieten. Mit dem gleichen Rezept wird derzeit auch die Souveränität Zyperns infrage gestellt, indem südlich der Insel türkische Bohrschiffe nach Gas suchen und behaupten, sie befänden sich am Rande des türkischen Festlandsockels. Eigentlich müsste der Westen jetzt reagieren und die Türkei sofort aus der NATO werfen. Aber leider zeigt sich da wieder auch die traditionelle Unentschlossenheit demokratischer Systeme, wenn es darum geht, eine einheitliche und für alle bindende Haltung nach außen hin zu vertreten. Und so wird Erdoğans Schande noch ziemlich lang weitergehen und vielen weiteren unschuldigen Menschen das Leben kosten.
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