Causa Sandro H.

Fluchthelferin von Ex-Rotlichtboss festgenommen

Kärnten
21.07.2011 08:46
Einen Monat nachdem der Ex-Rotlichtboss Sandro H. aus Kärnten in Paraguay erneut verhaftet wurde, weil er in dem südamerikanischen Land ein deutsches Ehepaar erschossen haben soll, klickten jetzt auch für seine ehemalige Vertraute die Handschellen: Die seit 2008 untergetauchte Klagenfurterin Natascha S. wurde in einer Wohnung in der Schweiz verhaftet.

Die Klagenfurterin galt als engste Vertraute von Sandro H. Sie wurde wegen mehrerer Betrugsdelikte per europaweitem Haftbefehl, ausgestellt vom Landesgericht Klagenfurt, gesucht und soll dem Kärntner 2008 zur Flucht aus der steirischen Justizanstalt Karlau verholfen haben.

Dort saß Sandro H. ein, weil er von einem Bordellbetreiber beauftragt worden war, einen Konkurrenten durch Schüsse und Schläge mit einem Nagelbrett "fertigzumachen". Die Sache flog aber vorzeitig auf, die Auftragstäter wurden verhaftet und vor Gericht gestellt. H. fasste 30 Monate unbedingte Haft aus, bei einem Freigang flüchtete er - angeblich mit der Hilfe von Natascha S.

Verhaftung von mutmaßlicher Komplizin per Zufall
S. galt seit der Flucht von Sandro H. als vermisst, dabei tauchte die 26-Jährige – Pseudonym "Playboyhäschen Yvonne" – im idyllischen Schweizer Tourismusort Interlaken im Berner Oberland unter. Am Fuße des weltberühmten Jungfraujochs klickten für die Klagenfurterin am Samstag die Handschellen.

"Sie wurde von einer Polizeistreife in einer Wohnung festgenommen", bestätigt Manfred Dörfler vom Landeskriminalamt Kärnten auf Anfrage der "Krone". Die Schweizer Beamten waren eigentlich zu einem Einsatz wegen Ruhestörung beordert worden – dabei ging ihnen die gesuchte Kärntnerin per Zufall ins Netz.

Welche Rolle die 26-Jährige genau im Krimi um den mordverdächtigen Kärntner und dessen verschwundene Ex-Freundin spielt, bleibt unklar. Die Frau sitzt in Auslieferungshaft. Ob auch Sandro H. von Paraguay nach Österreich ausgeliefert wird, ist ebenso unklar.

Nach Enthaftung durch Interpol gefasst
H. setzte sich nach seiner Flucht während eines Freiganges 2008 nach Paraguay ab, wo er längere Zeit unbehelligt lebte. Dann wurde er verhaftet, weil er im Juli 2010 ein deutsches Ehepaar erschossen haben soll. Aus Mangel an Beweisen aber, wie es hieß, wurde er im März dieses Jahres wieder freigelassen. Sechs Wochen danach wurde auch das Verfahren gegen den ehemaligen Bordellbetreiber eingestellt. H. tauchte daraufhin wieder unter.

Die österreichische Justiz suchte den Kärntner aber weiterhin: wegen eines möglichen dritten Mordes - Sandro H. steht auch im Verdacht, seine Ex-Freundin Michaela G. ermordet zu haben -, Betrugs und des Auftrags zur Brandstiftung. Vor einem Monat wurde der Kärntner bei einer Kommandoaktion heimischer Zielfahnder samt Feuergefecht dann zum zweiten Mal in Paraguay verhaftet. Nach der dubiosen Freilassung des 42-Jährigen im März hatten sich Interpol-Agenten an seine Fersen geheftet und ihn in einem kleinen Grenzdorf aufgespürt.

H. sitzt jetzt erneut im Staatsgefängnis Tacumbu, das mit 3.000 Insassen hoffnungslos überfüllt ist. Statt in Zellen schlafen Mörder, Kinderschänder und Räuber auf Matratzenlagern - teilweise sogar unter freiem Himmel. "Ein Menschenleben zählt weniger, als sich jeder von uns nur vorstellen kann", schilderte der deutsche Journalist Jan Päßler, der vor sechs Jahren nach Paraguay ausgewandert ist, einmal der "Krone".

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