Nach 40 Jahren
Leichnam des heiligen Padre Pio wird exhumiert
Am 23. September, dem Jahrestag seines Todes, soll das Grab des 2002 heiliggesprochenen Padre Pio in eine neue Kirche überführt werden, die vom Stararchitekten Renzo Piano in der süditalienischen Ortschaft San Giovanni Rotondo - 40 km nordöstlich von Foggia - erbaut wurde. Das kleine Dorf im Hinterland Apuliens auf der Halbinsel Gargano, in dem der Mönch gelebt und Wunder gewirkt haben soll, ist längst einer der größten Wallfahrtsorte Europas. In der 27.000-Einwohner-Gemeinde gibt es 194 Hotels, 132 Bars, 110 Restaurants und Dutzende Großraum-Parkplätze. An jedem Wochenende kommen bis zu 500 Autobusse nach San Giovanni.
„Wir wollen wissen, in welchen Zustand die Leiche ist“
Der Beschluss, Padre Pios Leiche zu exhumieren, wurde vom Erzbischof Domenico Umberto D'Ambrosio gefasst, der für das Sanktuarium des Heiligen in San Giovanni Rotondo zuständig ist. „Wir wollen erstmals überprüfen, in welchem Zustand sich die Leiche des Heiligen befindet. Außerdem wollen wir den neuen Generationen die Möglichkeit geben, ihn zu verehren“, sagte der Erzbischof.
Sein Beschluss wurde von einer Gruppe von Gläubigen unter der Leitung des Turiner Rechtsanwalts Francesco Traversi heftig kritisiert. Traversi beschuldigte den Erzbischof, aus rein kommerziellen Gründen die Leiche exhumieren zu wollen. Der Umsatz der Wirtschaft von San Giovanni Rotondo geht zu mehr als 50 Prozent auf das Konto des Kultes um Padre Pio. Circa die Hälfte aller Erwerbstätigen finden ihr Auskommen direkt oder indirekt durch den Heiligen.
„Las Vegas Süditaliens“ in der Krise
Die Einweihung der Piano-Kirche soll zur Belebung des Pilgerstroms nach San Giovanni Rotondo beitragen, der – direkt proportional zu den Kirchenaustritten - rückläufig ist. Nach dem Besucherboom bei Heiligsprechung Padre Pios 2002 wurde in den vergangenen Jahren ein Pilgerrückgang gemeldet. Mehrere Hotels und Souvenirgeschäfte mussten zusperren. Das „Las Vegas Süditaliens“ stecke in der Krise, hieß es von Kritikern. Trotzdem werden auch dieses Jahr sechs Millionen Besucher erwartet.
Padre Pio ist in Italien der Volksheilige Nummer Eins. Laut Meinungsumfragen dürfte die Hälfte aller Italiener den Kapuzinermönch um Hilfe anrufen, wenn sie sich in irgendeiner Notsituation befinden und auf Unterstützung aus dem Jenseits hoffen. Der 1887 als Francesco Forgione in der Region Kampanien geborene Kapuziner verbrachte bis zu seinem Tod ein halbes Jahrhundert in San Giovanni Rotondo.
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