Kampfabstimmung

Populist Jacob Zuma ist neuer ANC-Chef

Ausland
19.12.2007 11:30
In Südafrika hat der regierende Afrikanische Nationalkongress (ANC) am Dienstag den umstrittenen Politiker Jacob Zuma zum neuen Parteichef gewählt. Er setzte sich in einer Kampfabstimmung gegen den bisherigen Amtsinhaber, Präsident Thabo Mbeki, durch. Die Wahl gilt als wichtige Vorentscheidung für die Präsidentschaftswahl 2009, da sich der mit Zweidrittelmehrheit regierende ANC auf eine breite Basis in der Bevölkerung stützt.

Als Jacob Zuma wegen Korruption vor Gericht stand, schien seine Karriere am Ende. Als er sich dann auch noch wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung verantworten musste, verwettete kaum jemand in Südafrika noch einen Pfifferling auf den einstigen Vizepräsidenten. Doch der 65-Jährige hat nicht nur beide Skandale politisch überlebt, er steht nun sogar auf dem vorläufigen Höhepunkt seiner Laufbahn.

Der amtierende Staatschef Thabo Mbeki darf 2009 laut Verfassung nicht für eine dritte Amtszeit als Präsident kandidieren. Dennoch hätte Mbeki gerne den ANC-Vorsitz behalten und damit Einfluss auf seinen potenziellen Nachfolger genommen. Die Delegierten des ANC-Parteitags machten ihm einen Strich durch die Rechnung. Zuma hatte nicht nur die Mehrheit der südafrikanischen Provinzen hinter sich, sondern auch den Jugend- und den Frauenverband des ANC sowie den einflussreichen Gewerkschaftsverband COSATU.

Die Armen hoffe auf Zuma
Schon vor dem Parteitag sprach der südafrikanische Politikexperte Adam Habib von einer "Rebellion in den Rängen des ANC". Immer wieder wurden die Unterschiede zwischen dem kühlen Intellektuellen Mbeki und dem volksnahen Zuma hervorgehoben. Vor allem die Unzähligen Armen setzen ihre Hoffnung nun auf Zuma, der sich den Ruf als Verteidiger der Benachteiligten erworben hat. Er gibt sich kämpferisch und hat ein Pionierlied mit der Zeile "Bring mir mein Maschinengewehr" zu seinem Markenzeichen erklärt.

Geboren wurde Jacob Zuma auf dem Land in der heutigen Provinz KwaZulu-Natal. Schon im Kindesalter verlor er seinen Vater. Seine Mutter ging daraufhin als Haushaltshilfe nach Durban. Der kleine Jacob kam nie in den Genuss einer formalen Schulbildung. Im Alter von 17 Jahren trat er dem ANC bei und wurde nach dessen Verbot aktives Mitglied des militärischen Flügels. 1963 wurde er verhaftet und zu zehn Jahren Gefängnis auf der berüchtigten Zuchthausinsel Robben Island verurteilt. 1975 ging er ins Exil, zunächst nach Swasiland, dann nach Mosambik und Sambia. Ab Ende der 80er Jahre leitete er von Lusaka aus die Geheimdienst-Aktivitäten des ANC.

1990 Rückkehr aus dem Exil
Nachdem die südafrikanische Regierung im Februar 1990 das Verbot des ANC aufgehoben hatte, kehrte Zuma als einer der ersten Parteifunktionäre in sein Heimatland zurück und beteiligte sich an den Verhandlungen über ein Ende der Apartheid. Ende 1997 wurde er zum stellvertretenden Vorsitzenden des ANC ernannt, und rund eineinhalb Jahre später machte der frisch gewählte Präsident Mbeki ihn zu seinem Stellvertreter - bis er ihn im Juni 2005 feuerte. Anlass waren Korruptions- und Betrugsvorwürfe. Zuwendungen seines Finanzberaters sollen Zuma eine extravaganten Lebensstil ermöglicht haben. Im Gegenzug sollte er Ermittlungen zu Waffengeschäften verhindern. Das Verfahren gegen Zuma wurde im September 2006 wegen mangelnder Beweise eingestellt.

Wenige Monate zuvor stand Zuma in einem aufsehenerregenden Vergewaltigungsprozess vor Gericht, der im Mai 2006 mit einem Freispruch endete. Der Richter befand die 31-jährige Klägerin, eine Freundin der Familie, als nicht glaubwürdig. Zuma hatte den Geschlechtsverkehr eingeräumt, aber erklärt, die HIV-positive Frau sei damit einverstanden gewesen. Empörung bei Aids-Aktivisten rief der Politiker mit der Aussage hervor, er habe kein Kondom benutzt, aber anschließend geduscht, um das Risiko einer Infektion zu verhindern.

Dennoch ging Zuma nicht nur unbeschadet, sondern sogar gestärkt aus den Prozessen hervor: Es gelang ihm, sich als Opfer einer Verschwörung darzustellen, mit dem Ziel, ihn politisch kalt zu stellen und an einer Präsidentschaftskandidatur zu hindern.

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