Höhlenbewohner

Aussteiger müssen Höhle in Korsika räumen

Viral
04.12.2007 16:17
Kein Fernsehen, kein Kühlschrank, kein Strom: Der Deutsche Reinhard Treder lebt mit seiner Lebensgefährtin Michaela fern der Zivilisation in einer Grotte auf Korsika. Jetzt droht dem unter Alternativtouristen bekannten Höhlenbewohner die Räumung. Die Erbin des Vermieters will die "Hausbesetzer" vertreiben und klagt.

Als der deutsche Aussteiger Reinhard Treder im November 1982 auf Korsika eintraf, lernte er den Bauern Simon kennen, der ihm im Süden der Insel auf seinem Grundstück einige Grotten zeigte. Der Bauer versicherte Treder, er dürfe dort leben, bis er stirbt. 25 Jahre später droht dem Aussteiger im Pensionsalter die Räumung. Eine Tochter des inzwischen verstorbenen Besitzers will den Deutschen und seine Lebensgefährtin Michaela mit einer Klage aus der Höhle vertreiben.

"Es gab hier nichts als Gestrüpp", sagte Treder mit einer weitschweifigen Handbewegung. "Ich habe alles mit der Hand herausgerissen." Heute sieht das ehemals verwahrloste Grundstück richtig wohnlich aus.  

Leben fernab der Zivilisation
Seine Partnerin Michaela lernte Treder 2001 kennen, als die Raumausstatterin aus Deutschland Urlaub auf Korsika machte. Ihr gefällt das Leben fernab der Zivilisation: Nur eine Wasserleitung sorgt für etwas Komfort, ein batteriebetriebenes Radio ist der einzige Kontakt zum Rest der Welt. 

Ihr Essen produzieren die beiden Aussteiger selbst. Alles, was sie sonst noch zum Leben brauchen, tauschen sie gegen Nahrungsmittel oder verdienen sich mit kleinen Arbeiten. "Mit dem Besitzer lief alles prima – er war ein Freund", sagte Treder.

Das erste „Höhlenbaby“
Seit die Grotten in einem alternativen Reiseführer stehen, tauchen auch immer wieder Gäste auf, die bei Treder umsonst wohnen dürfen. Sogar das erste „Höhlenbaby“ hat schon das Licht der Welt erblickt: Eine Besucherin kam in der Höhlenwohnung vorzeitig nieder. 

Die Probleme begannen, als der Besitzer des Grundstücks starb. "Anfangs war seine Familie einverstanden, dass wir bleiben", sagte Treder. Das Arrangement hielt, bis eine der Töchter von Simon es sich in den Kopf setzte, die beiden "Hausbesetzer" zu vertreiben. Sie klagte - und erhielt Recht.

Räumung ist im Winter verboten
Die mündlich getroffene Abmachung mit Simon war den Richtern nicht genug. Das Berufungsgericht von Bastia setzte schließlich für den 28. Oktober den Räumungstermin fest, mit 100 Euro Strafgeld für jeden weiteren Tag, den die beiden dort bleiben. Ein befreundeter Anwalt zeigte sich empört: "Wie sollen sie das zahlen? Wenn man sie in eine Wohnung setzt, sterben sie."

Durch den hereinbrechenden Winter bleibt Treder und seiner Lebensgefährtin die Räumung vorerst erspart, doch im Frühjahr wird es wohl kein Entrinnen mehr geben. Treder und seine Freundin geben die Hoffnung dennoch nicht auf. "Wir sind in Gottes Hand.“

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