krone.at-Filmkritik

Wenig Sex in the City

Kino
28.05.2008 15:44
Die Mädchen sind erwachsen geworden, so lässt sich die Botschaft von "Sex and the City - The Movie" zusammenfassen. Die entweder geliebten oder verhassten Dauerdiskussionen über Sex und primäre Geschlechtsorgane, die die Kult-Serie berühmt machten, sind Vergangenheit - Familie und das schwierige Auf und Ab in Beziehungen sind die neuen Themen der fantastischen vier Ladys Carrie, Samantha, Charlotte und Miranda. Dementsprechend brav wirkt der Film - bis auf eine Penisnahaufnahme geben sich die Damen züchtig bis leider etwas langweilig.

Liebe liegt in der Luft in New York City. Autorin Carrie Bradshaw (Sarah Jessica Parker) hat bekanntlich ihren "Mr. Big" alias John James Preston (Chris Noth) endlich für sich gewonnen und stöckelt überglücklich durch die Großstadt.

Auch dem Rest der SatC-Girls ist es nicht gerade schlecht ergangen: Die ehemals Männer verschlingende Samantha Jones (Kim Cattrall) sieht trotz beinahe fünfzig Jahren gewohnt sexy aus und ist Model Smith (Jason Lewis) auch nach fünf Jahren Beziehung treu. Die toughe Anwältin Miranda Hobbes (Cynthia Nixon) ist mit Mann Steve (David Eigenberg) und Söhnchen Brady glücklich, ebenso wie die brave Charlotte York (Kristin Davis), die mit Ehemann Harry (Evan Handler) und Adoptivtochter Lily auf Wolke sieben schwebt. Neu dabei ist die Mittzwanzigerin Louise (Oscar-Preisträgerin Jennifer Hudson), die nach der verpatzten Beziehung mit ihrem Ex auf der Suche nach Liebe nach New York gekommen ist und eine Stelle als persönliche Assistentin bei Carrie annimmt.

Zu ihrer Traumbeziehung bekommen die Kolumnistin und ihr Mr. Big tatsächlich auch noch ein wundervolles Penthouse mit hohen Fenstern und ausbaufähigem Wandschrank. Der gemeinsamen Zukunft stünde nichts im Wege, doch Carrie überkommen Zweifel - was, wenn die Beziehung endet? Keine Wohnung, keine Ansprüche. Zur Beruhigung beschließen die Kreative und der millionenschwere Unternehmer recht emotionslos ihre Hochzeit.

Währenddessen brauen sich die ersten Gewitterwolken über den Ladys zusammen, Miranda und Steve hatten seit einem halben Jahr keinen Sex und nicht nur deshalb kriselt es in der Beziehung. Samantha kann über zu wenig körperliche Betätigung nicht klagen, doch sie überfällt immer mehr das Gefühl, ihr altes Ich verdrängt zu haben. Was ist mit der Samantha passiert, die jeden heißen Typen flachlegt und für sich selbst sorgt? Dass sie ihre Unabhängigkeit und das Dasein ohne Verpflichtungen vermisst, wird der Fast-Fünfzigerin klar, als sie ihren sexy Nachbarn kennenlernt - und seine täglich wechselnden Bett-, Tisch- und Bodengespielinnen. Um Smith nicht zu betrügen, stopft Samantha von da an wahllos Essen in sich hinein.

Carrie hingegen wird nach dem Heiratsantrag von ihrem Magazin als "das letzte Single-Girl New Yorks" verkauft, alle namhaften Designer stellen traumhafte Hochzeitskleider für die Fotos zur Story über 40-jährige Frauen bereit. Vivienne Westwoods Robe darf Carrie tatsächlich behalten, und mit dem Kleid wächst auch die Hochzeits-Gästeliste sprunghaft an. Eine Mega-Trauung in der riesigen Stadtbücherei wartet, als Mr. Big plötzlich Zweifel überkommen... Wirklich spannend wird es in der zweiten Hälfte des Films, doch jedes weitere Wort würde zu viel verraten.

Fazit: "Sex and the City" hat einfach zu wenig Sex. Mode, Schuhe, Liebe, Beziehungen - all diese Themen haben im Film genau wie in der Serie einen hohen Stellenwert. Die Gespräche darüber sind jedoch weder besonders witzig noch spritzig, und jene über Details des Sexlebens, die die Serie berühmt gemacht haben, fehlen praktisch ganz. Die Hauptdarstellerinnen machen ihre Sache dennoch gut, besonders Sarah Jessica Parker: Sie hat keine Angst davor, sich ungeschminkt und mit Augenrändern zu zeigen - jede Frau wird dankbar sein, die fast immer perfekte Carrie als normalen Menschen zu erleben. Fans der Serie - alle anderen dürfen getrost daheim bleiben - erleben zwar keine Enttäuschung, von einem aufregenden Kinoerlebnis ist "Sex and the City" allerdings wegen seiner Vorhersehbarkeit meilenweit entfernt. Auch der Subtext des Films ist unerfreulich: Ganz egal, wie schlimm sich ein Mann daneben benimmt - es ist immer die Frau, die daran schuld ist.

Mehr Witz, mehr Elan, mehr Mut hätten "Sex and the City" gut getan. Dennoch stimmt das Ende versöhnlich. Es scheint, als hätten die ehemaligen Girls (endlich?) verstanden, dass es im echten Leben nicht nur um schöne Kleider und hohe Schuhe geht - Freunde, Familie und vor allem die Liebe zählen.

Von Bernadette Geißler

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