Imre Kertész

Literatur-Nobelpreis erstmals an Ungarn

Der 72-jährige Holocaust-Überlebende, Imre Kertész, erhält als erster Ungar den Nobelpreis für Literatur. Kertész, der vor allem durch seinen „Roman eines Schicksallosen“ bekannt wurde, bezeichnete in einer ersten Reaktion die Auszeichnung als große Anerkennung für sich und die Literatur seines Landes.

Kertész wörtlich: "Das ist einegroße Anerkennung für mich und bedeutet vielleichtauch, dass ich jetzt ein etwas ruhigeres Leben führen kann,jedenfalls finanziell, ich bin jetzt in Sicherheit, jedenfallsin dieser Hinsicht." Kertész war als Favorit für denmit 1 Million Euro dotierten Preis gehandelt worden. Der Budapesterjüdischer Abstammung war 1944 in das Todeslager Auschwitzdeportiert und 1945 aus Buchenwald befreit worden - der Holocaustwar stets Grundlage seines Schreibens. "Es ist für mich sehrinteressant, dass ich diesen Preis mit meiner Holocaust- und Anti-Diktatur-Literaturbekommen habe", meinte Kertész. "Das bedeutet vielleichtauch etwas Erzieherisches für die osteuropäischen Staatenüberhaupt." 
  
Sein Hauptwerk "Roman eines Schicksallosen" war1975 im kommunistischen Ungarn veröffentlicht worden undfand dort eigentlich kaum Beachtung. Erst nachdem er zwanzig Jahrespäter ins Deutsche übersetzt wurde, folgte auch dieinternationale Anerkennung. Die Schwedische Akademie der Wissenschaftenin Stockholm begründete ihre Entscheidung am Donnerstag damit,dass der Autor in seinem Werk die "Zerbrechlichkeit des Einzelnenin einem barbarischen Geschichtsverlauf" zeige.